Anklage erhoben
Sozialpädagogin soll Jugendämter in der Region um mehr als 870.000 Euro betrogen haben

13.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:24 Uhr

Wegen Betrugs muss sich eine Diplom-Sozialpädagogin verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat Anklage gegen eine Diplom-Sozialpädagogin wegen Betrugsverdacht am Landgericht erhoben. Der Frau wird gewerbsmäßiger Betrug in knapp 900 Fällen mit einem Schaden von rund 870000 Euro vorgeworfen. Das hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Donnerstag mitgeteilt.



Die Behörde geht in ihrer Anklage von folgendem Sachverhalt aus: Die Frau war Geschäftsführerin und Gesellschafterin eines Trägers der Jugendhilfe. Dieser bot in den Jahren 2018 bis 2020 ambulante und stationäre Jugendhilfe-Maßnahmen an. Die Angebote wurden von Jugendämtern in der Region und darüber hinaus in Anspruch genommen.

Unsere Zeitung hat bereits im Juli 2020 über den Fall und die entsprechenden Ermittlungen berichtet. Eine betroffene Honorarkraft hatte damals gegenüber dem DK gesagt, für ihre Arbeit sei mehr als doppelt so viel mit dem Jugendamt abgerechnet worden als sie erhalten habe. „Die haben mega verdient an uns“, wurde sie damals zitiert. Das Amt für Jugend und Familie der Stadt Ingolstadt hatte dem DK bestätigt, seit rund 20 Jahren mit dem fraglichen Jugendhilfeträger zusammenzuarbeiten. „Größere Ungereimtheiten sind bis 2019 nicht aufgefallen“, hieß es zu dem Zeitpunkt.

Höheres Entgelt soll abgerechnet worden sein



Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, soll die Angeschuldigte den Ermittlungen zufolge bei ihren ambulanten Angeboten in zahlreichen Fällen Personal eingesetzt haben, das die erforderlichen Qualifikationen nicht erfüllte. Darunter waren wohl auch Studenten und Praktikanten. Gegenüber den beauftragenden Jugendämtern gab die Angeschuldigte laut Staatsanwaltschaft aber an, es handele sich um qualifiziertes Personal, insbesondere Diplom-Sozialpädagogen oder gleichwertig qualifizierte Fachkräfte. Dementsprechend stellte sie den Jugendämtern die entsprechenden Stundensätze in Rechnung. Ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zahlte die Frau jedoch ein Gehalt, das allenfalls deren tatsächlicher Qualifikation entsprach, heißt es in der Mitteilung.

Hinzu kommt laut den Angaben, dass im Rahmen des stationären Angebots in einigen Heimen geringer qualifiziertes Personal eingesetzt wurde und weniger, als für die Betriebserlaubnis erforderlich gewesen wäre. Abgerechnet wurde offenbar ein höheres Entgelt.

Stadt Ingolstadt erstattete Anzeige



In der Anklage wird der Sozialpädagogin vorgeworfen, diese Differenz unberechtigt als Gewinn für sich beziehungsweise für ihre Gesellschaft einbehalten zu haben.

Im Zeitraum 2018 bis 2020 entstand den betroffenen Jugendämtern insgesamt ein Schaden in Höhe von mindestens 871238,55 Euro.
Die Ermittlungen waren in Gang gekommen, nachdem die Stadt Ingolstadt Anzeige erstattet hatte, Wie Oberstaatsanwältin Veronika Grieser auf Anfrage unserer Zeitung sagte, war der Träger neben der Stadt Ingolstadt auch für den Landkreis Pfaffenhofen tätig.

Ein möglicher Gerichtstermin steht nach den Angaben der Staatsanwaltschaft noch nicht fest.