Nachwuchs fehlt
Johann Rockermeier, letzter Vorsitzender des aufgelösten Krieger-, Soldaten- und Bürgervereins Hög, kennt Gründe dafür

18.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:44 Uhr

Johann Rockermeier war bis zur Auflösung Vorsitzende des Krieger-, Soldaten- und Bürgervereins Hög. Foto: privat

„Es wird schwieriger werden für viele Vereine in den nächsten fünf bis zehn Jahren.“ Johann Rockermeier ist sich da sicher. Der Höger war bis vor Kurzem Vorsitzender des Krieger-, Soldaten- und Bürgervereins Hög, der inzwischen aber aufgelöst wurde – weil kein Nachfolger für den nicht mehr kandidierenden Rockermeier gefunden wurde.

Einen Grund dafür, dass es den Krieger-, Soldaten- und Bürgerverein Hög nun nicht mehr gibt, sieht Rockermeier im Namen: „Krieger und Soldaten sind kein Thema, das für junge Menschen attraktiv ist.“ Denn Deutschland sei in den vergangenen 30 Jahren relativ pazifistisch geworden. Und die Wehrpflicht gebe es auch nicht mehr. So hätten junge Menschen mit Bundeswehr und Militär nichts mehr zu tun. „Sie sind weit weg vom Thema.“

Beim Höger Verein auch ein Problem: die Altersstruktur. Rockermeier: „Unser Verein war sehr stark überaltert. 50- oder 60-Jährige galten als Hoffnungsträger. Der Schnitt dürfte bei über 70 Jahren liegen.“ Dennoch waren es zuletzt immer noch 85 Mitglieder.

Burschenverein hat Aufgaben übernommen

Der Krieger-, Soldaten- und Bürgerverein Hög ist Geschichte, das Thema weiterführen wird der Burschenverein. „Unser Verein ist nicht in den Burschenverein übergegangen“, betont Rockermeier. „Er hat bestimmte Aufgaben übernommen, die wir bisher erledigt haben.“ Das sind vor allem Erhalt und Pflege des Kriegerdenkmals, jährliche Gedenkfeier, Aufbewahrung der Vereinsfahne und des Vereinsarchivs – mit den wichtigsten Unterlagen (vor allem mit der Chronik und mit dem Bildmaterial). Dazu gab es auch das Restvermögen des gemeinnützigen Vereins. Wollen sich ehemalige Mitglieder des Krieger-, Soldaten- und Bürgervereins Hög weiter engagieren, müssten sie, so Rockermeier, in den Burschenverein eintreten.

Das Problem mit dem Ehrenamt – also jüngere Menschen zu finden, die ein solches Amt übernehmen wollen – hat nicht nur der Höger Verein. „,Krieg‘ ist für viele negativ belegt, zu ,Soldat‘ gibt es nicht mehr diesen Bezug wie früher.“ Und er weiß auch: „Für das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege und die Erhaltung des Kriegerdenkmals braucht es nicht zwingend einen Verein.“

„Viele Vereine werden Probleme haben“

Es gibt aber auch andere Vereine, die aufgrund ihrer Strukturen in der Zukunft Probleme haben werden, meint Rockermeier – nicht nur im Reichertshofener Ortsteil Hög. Die Altersstruktur passt nicht immer. Rockermeier klammert bei diesen Sorgen die Feuerwehr oder auch das THW aus: „Da kommen junge Leute, da gibt es Ausbildungen, da kann man was erleben, man kann helfen, das garantiert ein positives Gefühl.“ Dabei wäre der zeitliche Einsatz überschaubar: „Zehn Stunden pro Monat“, sagt Rockermeier, seien es für ihn als Vorsitzender des Krieger-, Soldaten- und Bürgervereins gewesen, bei der Feuerwehr, wo er auch schon Vorsitzender gewesen war, 40 bis 50.

Vereine, die eher auf der Freizeit-Schiene unterwegs sind, müssten sich aber etwas überlegen. Rockermeier denkt weiter, an einen Bürgerverein, in dem viele Themen und Bereiche gebündelt werden könnten. „Dann braucht ein kleiner Ort keine fünf oder sechs Vereine, und es braucht auch nur noch einen Vorstand.“

DK