Ingolstadt
Ukraine-Krieg: OB legt Städtepartnerschaft mit Moskau auf Eis

Scharpf schreibt zudem Brief an den Stadtpräsidenten von Opole

27.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:34 Uhr

Austausch zwischen West und Ost 2015: Eine Delegation aus Moskau war bei dem damaligen OB Christian Lösel (r.). Mit dabei: Vizepräfekt Sergey Travkin (2.v.r.). Nun ist die Partnerschaft mit den offiziellen Kanälen eingefroren. Foto: Eberl, Archiv

Ingolstadt – Ingolstadt zieht Konsequenzen aus dem Angriff Russlands auf die Ukraine: Wie Stadtsprecher Michael Klarner am Sonntagmittag mitteilte, will Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD), die seit 1995 bestehende Partnerschaft Ingolstadts mit dem Moskauer Zentralbezirk bis auf Weiteres einfrieren. Ausdrücklich betont Klarner: „Dies bezieht sich auf die offiziellen Kontakte zur politischen Administration.“ Zivilgesellschaftliche Verbindungen und Kontakte sollen aufrecht erhalten bleiben. Ingolstadt ist nicht die erste deutsche Stadt, die einen solchen Schritt vollzieht: Am Samstag hatte etwa der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) das Gleiche getan, Baden-Baden hat die Partnerschaft mit der Schwarzmeer-Stadt Schotschi ausgesetzt.



„Nach dem eklatanten Bruch des Völkerrechts durch die Russische Förderation mit einem scharf zu verurteilenden Angriffskrieg gegen die Ukraine, sehe ich mich als Stadtoberhaupt in der Pflicht, die Partnerschaft mit der Administration des Moskauer Zentralbezirks auf Eis zu legen“, erklärte der Ingolstädter OB seinem Sprecher zufolge. Die Zivilbevölkerung soll von diesem Schritt nicht betroffen sei: Gerade bei den Kulturschaffenden oder im schulischen Bereich gebe es auch kritische Haltungen gegenüber dem russischen Regime und seiner Aggression, sagte Scharpf. „Deshalb möchten wir nicht die Menschen in Moskau bestrafen, mit denen wir seit Jahren gute Kontakte pflegen, aber ein deutliches Zeichen gegenüber der Politik in Russland setzen.“

Wie Sprecher Klarner weiter erklärte, nahm Scharpf Kontakt zum Stadtpräsidenten der polnischen Partnerstadt Opole auf. In einem Brief zeigte er die Solidarität Ingolstadts mit Opole, das seine ukrainische Partnerstadt Iwano-Frankiwsk unterstützt. „Mit großer Bestürzung und Sorge blickt die Welt und blicken auch wir in Ingolstadt auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine. Sie, lieber Kollege, zeigen Zusammenhalt mit Ihrer ukrainischen Partnerstadt Iwano-Frankiwsk und sichern Ihre Unterstützung zu. (…) Seien Sie daher versichert, dass Ingolstadt solidarisch an Ihrer Seite steht“, schrieb Scharpf an Arkadiusz Wisniewski. Darüber hinaus werde der Oberbürgermeister über die Opole die Hilfe Ingolstadts für deren Partnerstadt Iwano-Frankiwsk anbieten.

Die Ingolstädter Partnerschaft mit Moskau bezieht sich auf den Zentralbezirk, in dem auch der Kreml liegt. Bereits seit 1988 besteht eine Schulpartnerschaft zwischen dem Ingolstädter Christoph-Scheiner-Gymnasium und den Schulen Nr. 13 und 31 in Moskau. Zu dem Programm dieser Jugendbegegnungen wurden regelmäßig auch Vertreter des Bezirks Krasnaja Presnja und der Stadt Ingolstadt eingeladen. Dadurch hatte sich eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, die 1991 offiziell besiegelt wurde. Mit Krasnaja Presnja unterhält auch die Gemeinde Denkendorf (Kreis Eichstätt) freundschaftliche Beziehungen über den dort ansässigen Arzt Christian Holtz.

DK/smo