Ingolstadt
Planungen zum „Audi-Südring“ lösen im Stadtrat Grundsatzdiskussion aus

Verkehr, Klima- und Umweltschutz: Zwischen Traumwelten und Realität

27.02.2022 | Stand 27.02.2022, 7:35 Uhr

Der Verkehr in Ingolstadt war Inhalt einer Grundsatzdebatte im Ingolstädter Stadtrat. Eigentlich sollte es nur um die Beauftragung weitergehender Planungen für einen „Audi-Südring“ gehen. Dieser Auftrag an die Verwaltung – einschließlich einer Fortschreibung einer Verkehrsuntersuchung – ging dann auch mehrheitlich durch. Foto: Eberl, Archiv

Von Marco Schneider

Ingolstadt – Die Autostadt braucht eine Verkehrswende – aber wie? Mit einer neuen, zusätzlichen Straße, einem „Audi-Südring“? Oder mit mehr Klimaschutz, mehr Nahverkehr? Ohne ideologische Ansichten? Oder mit? Aus der Debatte über einen Grundsatzbeschluss zu einer Weiterentwicklung der Planungen zu eben jenem „Audi-Südring“ entspann sich in der Stadtratssitzung eine muntere, in Strecken aber auch ermüdende Diskussion.

In den Wortbeiträgen wurde deutlich, dass die einzelnen Stadtratsgruppierungen durchaus ihre Ansichten haben, mit dem Thema Verkehr umzugehen. Die Ansätze sind aber durchweg so verschieden wie es nur irgend möglich erscheint. Jochen Semle (Grüne) stellte infrage, ob es die Querverbindung zwischen Ettinger Straße und Schnellem Weg heute überhaupt noch braucht. Christian Pauling (Die Linke) schimpfte, dass alle Klimaschutz und Nachhaltigkeit forderten. Man woll eine Verkehrswende und die sei „die Umkehr von jetzigen Positionen“. Später meldete er sich erneut und warnte davor, „eine Traumwelt“ zu entwickeln. Eine neue Straße in der angedachten Dimension sei „ein Innovationshemmnis“ für Audi; Pauling spielte damit auf eine Transformation der Produktpalette auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse zu Umwelt- und Klimaschutz an. Ein Projekt wie der Südring – oder auch die später im Stadtrat kurz angeschnittene Überplanung des Audi-Kreisels sind für Raimund Köstler (ÖDP) „aus der Zeit gefallen“. Wichtiger wäre, den Nahverkehr zu fördern, nicht den Individualverkehr, mahnte Köstler: „Ich brauche das nicht, ich will das nicht.“

Die Stadträte redeten sich allmählich in Fahrt, ein Wort ergab das andere; Karl Ettinger (FDP) sagte etwa: „Nichts zu tun ist auch kein Umweltschutz.“ Und Markus Meyer (JU) meine, eine „Realitätsverkennung“ zu sehen. Denn: Verkehrswende heiße nicht, die Mobilität zurückzudrängen. Außerdem höre man deutlich ideologische Vorstellungen heraus. Christian Höbusch (Grüne) verwahrte sich gegen das Wort „Ideologie“, Jörg Schlagbauer (SPD) machte klar: „Wir brauchen Lösungen, die die Realität abbilden.“ In Ingolstadt bekämpfe man ständig das Automobil, dabei komme ein großer Teil des Wohlstands der Stadt durch den Autobauer. „Audi ist nicht Google, Audi ist nicht Microsoft“, Autos könne man nicht im Homeoffice bauen und die Menschen, die dort (und in der Umgebung) arbeiten würden, „haben es satt, ständig im Stau zu stehen“.

In Manfred Schuhmann (SPD) regte sich angesichts dieser (und anderer Debatten vorher in der Sitzung) „Zorn“: Warum müsse man hier in eine Grundsatzdiskussion eintreten, es gehe doch zunächst darum, etwas vorwärts zu entwickeln. Hans Stachel (FW) mahnte, sich nicht „bei jedem zweiten Thema“ in derartigem Kleinklein zu verlieren: „Wir brauchen Antworten und dazu müssen wir uns auf den Weg machen.“

Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) verwies darauf, dass man sich mit dem Grundsatzbeschluss über den Audi-Südring einen Auftrag für eine Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung holen wolle. Im vorliegenden Gutachten ist beispielsweise der Audi-Bahnhalt noch nicht eingepreist. Zudem müsse „jedes Verkehrsprojekt, jede Planung auf ein Klimaziel“ angepasst werden.

DK