Eine Brauerei wird verschrottet

04.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Der Schrott kommt weg: Arbeiter verluden gestern im Hof des Ingobräu-Areals an der Adolf-Kolping-Straße zerlegte Anlagen. - Foto: Silvester

Ingolstadt (sic) Auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Ingobräu ist das Ende einer Ära jetzt auch öffentlich zu besichtigen: Die Demontage läuft. Arbeiter zerlegen das Interieur des Betriebs und transportieren die Trümmer ab.

Nach außen macht der Abbau einen recht improvisierten Eindruck. Gestern in der Früh etwa schmissen die helmlosen Handwerker schwere Eisenteile im obersten Stock des Sudhauses aus dem Fenster in den Hof – mehr als zehn Meter tief. Dort lud ein Gabelstapler die Trümmer in Container.

Auch das Landgericht befasst sich derzeit mit den Gebäuden: Es liegt eine Räumungsklage der weiterhin existierenden Ingobräu GmbH gegen Manfred Lamm vor, den Pächter der Diskothek Byblos, die sich auf dem Areal befindet. Die Entscheidung steht noch aus.

Wie berichtet, hat die Eigentümergemeinschaft – Mitglieder der Familie Lang – das rund 10 000 Quadratmeter große Gelände im Februar dieses Jahres nach eigenen Angaben für 13 Millionen Euro an den Münchner Geschäftsmann Mark Hartmann verkauft. Der Investor bestätigt, dass es die Aufgabe der Langs sei, den Gebäudekomplex leer, also auch ohne Pächter, zu übergeben. Lamm pocht jedoch auf seinen bis ins Jahr 2013 laufenden Vertrag.

Es war zu erfahren, dass der Gastronom, der zu keinem Gespräch mit dem DONAUKURIER bereit war, ein Abfindungsangebot nicht akzeptiert habe. Darauf reichten die Langs die Räumungsklage ein.

Das Landgericht muss jetzt prüfen, ob die Pachtverträge zwischen Lamm und der Ingobräu-Eigentümergemeinschaft, die teilweise noch in den siebziger Jahren geschlossen und seither in Etappen immer wieder verlängert wurden, weiter wirksam sind.

In der öffentlichen Verhandlung wurde deutlich, dass die Räumungsklage nur die Diskothek, nicht aber das Restaurant im selben Gebäude betrifft. Der Pächter heißt auch im Al Castello Manfred Lamm, allerdings hat er das Lokal an eine Gastronomin weiterverpachtet.

Gerüchte, wonach die Stadt dem Investor, der ein Einkaufszentrum errichten will, zusätzliche Auflagen für den Denkmalschutz gemacht hat, dementierte? gestern Siegfried Dengler, der Leiter des Stadtplanungsamts. "Unsere Anforderungen sind längst bekannt. Es gibt nichts Neues." Er erwartet das Konzept des künftigen Eigentümers im Spätsommer.

Wie berichtet, will Hartmann einige Baudenkmäler auf dem Gelände abreißen lassen, darunter den früheren Hahnenhof zwischen Harderstraße und Unterem Graben, der den Jesuiten im 18. Jahrhundert als Ökonomiehof diente, und das heutige Verwaltungsgebäude, das im späten 16. Jahrhundert Peter Apian gehört hatte.