Ingolstadt
Kita-Quereinsteigerin: In kurzer Zeit zur Erzieherin

15.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:27 Uhr

Mit Freude bei der Arbeit: Sabrina Schab im Kindergarten St. Andreas in Eitensheim. Foto: GGSD/Schab

Ihr erster Beruf war Fachkraft für Lagerlogistik in einem Familienunternehmen. Eigentlich eine ideale Basis für einen geradlinigen beruflichen Weg – und doch spürte Sabrina Schab (34) eine innere Unruhe. Was sie wirklich wollte, musste sie erst noch herausfinden. Heute ist sie Erzieherin - als Quereinsteigerin.



Sie entschied sich für eine zweite Ausbildung zur Versicherungskauffrau, machte sich selbstständig und arbeitete mit Erfolg in diesem Beruf. Dann kam Corona, der Kontakt zu den Kunden versiegte. Sabrina Schab wurde arbeitslos.

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Die Gemeinnützige Gesellschaft für Soziale Dienste (GGSD) berichtet über diese Biografie, da sie ein Beispiel für die Möglichkeiten im Sozialsektor bietet. Denn statt Existenzangst erfuhr Schab Glück: Beim Sichten von Stellenanzeigen fiel ihr auf, dass im pädagogischen Bereich sehr viele Jobs angeboten werden. Also informierte sie sich über Ausbildungsmöglichkeiten. Wie kann man schnell Erzieherin werden, ohne erst als Kinderpflegerin einzusteigen? Die klassische Ausbildung an einer Fachakademie wurde mittlerweile zwar um ein Jahr verkürzt, dauert mit Berufspraktikum aber immer noch vier Jahre.

Weg zum „Traumberuf“



Schab wollte schnell wieder auf eigenen Beinen stehen und stieß über das Arbeitsamt Eichstätt auf den Vorbereitungskurs für die Externenprüfung zur Erzieherin. Diese von der Arbeitsagentur förderbare, eineinhalbjährige Weiterbildung eröffnete ihr den Weg zu ihrem „Traumberuf“, wie sie betont.

Im Februar 2021 begann der Vorbereitungskurs am GGSD Bildungszentrum in Ingolstadt. „Ein Externenkurs, wie ihn die GGSD anbietet, ermöglicht es Menschen wie mir, die bereits einen Beruf gelernt haben und mitten im Leben stehen, eine neue Ausbildung zu beginnen, zumal der Unterricht abends und am Wochenende stattfindet“, erzählt Sabrina Schab laut dem Bericht der Gesellschaft für Soziale Dienste.

„Theorie am Anfang erschlagend“



Bald sei ihr klar geworden, „dass die eineinhalb Jahre kein Zuckerschlecken werden würden“. Der Kurs beinhaltet 488 Stunden Theorie, wobei der Unterricht mit Praxisblöcken abwechselt. „Für mich als Quereinsteigerin war die viele Theorie am Anfang erschlagend. Ich musste erst einmal wieder ins Lernen hineinkommen. Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis ich die Querverbindungen zwischen den Fächern zur Praxis herstellen konnte“, erzählt Schab. Der Kurs beinhaltet 13 Fächer, darunter Pädagogik, Psychologie, Heilpädagogik, Literatur- und Medienpädagogik, Politik, Deutsch und Soziologie, außerdem mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung sowie Recht und Organisation. Diese Fächer sind Bestandteile der Externenprüfung. Das bedeutet ein hohes Lernpensum.

„Das habe ich so noch nie erlebt“



Die letzte Prüfung war Ende Juni. Dann wurde erst mal gefeiert. Im Juli fand Schab eine Anstellung im Katholischen Kindergarten St. Andreas in Eitensheim, bei dem sie im September das einjährige Berufspraktikum startete. „Ich bin für meine Zukunft angekommen“, erzählt die 34-jährige Lentingerin, denn die Arbeit in St. Andreas bereite ihr große Freude. „Schon wenn ich früh in den Kindergarten komme und das Lachen der Kinder erlebe, gibt mir das ganz viel Energie. Das habe ich so noch nie erlebt.“

Für die Zukunft wünscht sich Schab, dass die Berufe Erzieherin/Erzieher und Kinderpflegerin/Kinderpfleger in der Gesellschaft besser anerkannt werden. „Als Erzieher tragen wir einen großen Teil dazu bei, die Kinder in die Gesellschaft einzugliedern und bereiten sie in enger Partnerschaft mit den Eltern auf ihr Leben vor.“

DK