Fiese Masche
Immer mehr „Sextortion“ in Ingolstadt: Kripo warnt vor Erpressung im Internet

16.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:39 Uhr

Die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt verzeichnet 2022 einen spürbaren Anstieg der regionalen Fallzahlen von „Sextortion“ im Vergleich zu den Vorjahren. −Symbolbild: Arne Dedert/dpa

In Bayern gibt es immer mehr Fälle von sogenanntem „Sextortion“. Die Kriminalpolizei alarmiert die Bevölkerung. Auch in der Region steigt die Zahl dieser systematischen Erpressungen im Internet, ein 23-Jähriger Ingolstädter ist unter den Opfern.



Ein 23-jähriger Ingolstädter wurde über einen Messenger-Dienst von einem unbekannten, angeblich weiblichen Profil kontaktiert. Er tauschte per E-Mail Bilder und Videos mit sexuellem Inhalt aus. Danach forderten der oder die Täter Geld vom Geschädigten, da die Bilder ansonsten im Internet veröffentlicht und an Bekannte des Opfers weitergeleitet würden.

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Dieser Forderung kam der 23-Jährige nach und übermittelte einen Gutscheincode für einen Onlineshop. Auch ein zweites Mal überwies der Ingolstädter Geld. Erst nachdem ein drittes Mal hätte zahlen sollen, entschied sich das Erpressungsopfer zu einer Anzeigenerstattung bei der Polizei. Die Kriminalpolizei Ingolstadt hat in diesem Fall die weiteren Ermittlungen übernommen.

Schon jetzt mehr Fälle als im gesamten letzten Jahr

Immer häufiger registrieren die Ermittler Fälle von „Sextortion“, also der Erpressung mit Nacktbildern, in Bayern und der Region: Die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt verzeichnet 2022 einen spürbaren Anstieg der regionalen Fallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren. So wurden bis Mitte August über 150 Fälle von „Sextortion“ gemeldet. Das sind schon jetzt mehr als in den Vorjahren während des gesamten Jahresverlaufs.

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Die meisten Taten werden nicht vollendet - es bleibt beim Erpressungsversuch. Trotzdem entstand ein Gesamtschaden von über 10.000 Euro. Die Polizei rechnet mit weiteren Fällen bis zum Jahresende. Außerdem gibt es eine hohe Dunkelziffer von Fällen, die aus Scham der Betroffenen nicht bei der Polizei angezeigt werden.

Mehrere bayerische Städte betroffen

Ingolstadt ist nicht die einzige Stadt in Bayern, wo Menschen mit dieser Masche erpresst werden. Auch in Fürstenfeldbruck und Erding ermittelten die Beamten wegen „Sextortion“. Allein im Jahr 2022 waren es über 100 Fälle. So viele wie im gesamten Vorjahr. Die Kriminalpolizeiinspektion Erding hat über 120 Fälle registriert (Stand Mitte August) - ebenfalls mehr als im gesamten Vorjahr. Der finanzielle Schaden: insgesamt knapp 8000 Euro. Das ist vergleichsweise gering.

Zur Erklärung: Der Begriff „Sextortion“ setzt sich aus den englischen Wörtern Sex und Extortion (Erpressung) zusammen. In der Regel lernt der Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk (Twitter, Snapchat, Instagram oder Facebook) kennen. Er und die fremde Person kommunizieren miteinander, der Täter versucht dann, das potenzielle Opfer dazu zu überreden, sich vor seiner Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen. Die sexuellen Handlungen zeichnet der Täter auf und droht dann, das Video oder Bild im Internet zu veröffentlichen, falls der geforderte Geldbetrag nicht gezahlt wird.

− DK