Im Passgang durch Pichl
Happy Höcker Farm: Wohltuende Erfahrungen mit Kamelen

26.03.2022 | Stand 23.09.2023, 2:12 Uhr

Die freundlichen Gesichter der Happy Höcker Farm: Steffi Sachsenhauser (von links), Kamelstute Zoe, Helferin Lara König, Kamelstute Nathalia und Inhaberin Andrea Schmidt. Fotos: Hauser

Von Johannes Hauser

Pichl – Lamas am Oberstimmer Weiher? Trampeltiere am Ortsrand von Pichl? Alpakas in der Schacht? Man könnte an eine Fata Morgana denken, aber die Kamele sind echt. Sie leben auf der Happy Höcker Farm von Andrea Schmidt in Pichl.

„2014 habe ich mit einer Stute und einem Fohlen angefangen“, erzählt sie. Heute hat sie sechs Tiere. Was in diesen Breiten mitunter exotisch anmutet, ist woanders ganz normal. Kamele gelten auch in Deutschland als Nutztiere, sagt Schmidt. Sie können schwere Lasten tragen, aus ihrer Wolle lassen sich Textilien fertigen, die Milch und sogar das Blut finden in der Küche und der Medizin Verwendung. Schmidt schätzt an den Tieren ihre entschleunigende Geruhsamkeit. „Es tut einfach gut, mit Kamelen zusammen zu sein“, sagt sie. „Es sind wahre Energiesparer.“



Die wohltuende Wirkung der Tiere auf Menschen wollen Schmidt und ihre Mitstreiterin Steffi Sachsenhauser teilen. „Wir haben ein breites Angebot für ganz verschiedene Zielgruppen“, erklärt Sachsenhauser. Da geht es von tiergestützten Therapie- und Pädagogikangeboten über Fototermine für außergewöhnliche Hochzeitsfotos, Me-Time für Frauen mit und ohne ihre Kinder und Geburtstagsfeiern bis zum Familienausflug. Auch Schulklassen und Horte sind – nach vorheriger Anmeldung – gerne auf der Happy Höcker Farm gesehen. In Kreativworkshops wird gefilzt, gemalt und gewoben. Es sind auch Ausflüge mit Kamelbegleitung möglich. Allerdings nur, wenn es nicht regnet. „Unsere Tiere sind wasserscheu“, heißt es in der Informationsbroschüre des Erlebnisbauernhofs.

Kinder lernen Unterschiede zwischen Tierarten



Die Geschwister Lena (14 Jahre) und Lukas (11) Frisch aus Gerolfing sind das zweite Mal auf der Happy Höcker Farm. An dem Tag, an dem auch der DONAUKURIER zu Gast ist, führt Lena in der Karawane von Pichl an den Oberstimmer Weiher gekonnt das Alpaka Brezn am Halfter. „Ich konnte mir kaum vorstellen, wie flauschig ein Alpaka ist“, sagt sie. Lena hat auch mit Pferden zu tun und kennt deswegen die Unterschiede zwischen den Tierarten genau. „Lamas sind manchmal ein bisschen stur. Einem Pferd kann man sagen, was es tun soll, bei einem Lama geht das nicht so einfach.“

Bei dem Spaziergang wird auch schnell deutlich, wie genau die vier Lamas und Alpakas – die beiden Trampeltierdamen sind daheim im Stall geblieben – die Umgebung im Auge haben. Überrascht sie etwa ein flotter Radler, zucken sie kurz zusammen. „Lamas und Alpakas sind Fluchttiere“, erklärt Lukas. Kommt ihnen etwas komisch vor, bleiben sie stehen und nehmen sich viel Zeit, um es sich anzusehen. Im Zweifelsfall oder wenn sie erschrecken, reißen sie lieber aus und weichen einem Kampf aus. Trampeltiere sind ganz anders. An der Brust haben die großen Kamele eine feste Platte aus Keratin. „Sie rennen ihre Feinde damit um und setzen sich dann drauf“, sagt Lena und Lukas ergänzt: „Ein Trampeltier kann bis zu einer Tonne wiegen.“ Die einzelnen Kamelarten haben also durchaus unterschiedliche Charaktere. Sie zu unterscheiden, ist gar nicht so schwer. Lukas und Lena wissen längst: Ein Dromedar hat einen Höcker, ein Trampeltier zwei, Lamas und Alpakas haben keine.

Für Aggressionen haben die Pichler Kamele allerdings keinen Grund. Sie genießen es viel mehr, gestreichelt und gestriegelt zu werden. Vor allem jetzt, wenn der juckende Winterpelz runter muss. Lukas darf an diesem Tag das erste Mal ein Lama führen. Es heißt Inty und ist ein bisschen größer als die Alpakas, mit denen der Elfjährige bisher meist unterwegs war. Lukas hat ein erschlagendes Wissen über viele Tiere. „Ich schaue sehr gerne Dokumentationen im Fernsehen an“, berichtet er. So wusste er zum Beispiel schon länger von der harten Brustplatte der Trampeltiere. Einem solchen Tier aber in echt gegenüberzustehen, die raue Platte im dichten Pelz wirklich zu ertasten und ein Lama am Halfter zu führen, ist selbst für ihn als Experten etwas Besonderes. „Davon habe ich immer geträumt“, sagt er. Träume, die auf der Happy Höcker Farm tatsächlich in Erfüllung gehen – von wegen Fata Morgana.

DK