Ingolstadt/Eichstätt
Gnadenthal-Schulen führen Gebühren ein

„Finanziell angespannte Situation der Diözese Eichstätt“ erfordert diesen Schritt – Stadt Ingolstadt erhöht Defizitausgleich

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:44 Uhr

Die Gnadenthal-Schulen in der Altstadt wurden 2003 vom Bistum Eichstätt übernommen. Foto: Eberl

Eichstätt/Ingolstadt – Es ist ein unheilvolles Zusammenwirken: Immer mehr deutsche Katholiken treten aus der Kirche aus. Damit sinken die Kirchensteuereinnahmen, doch die Kosten steigen enorm und lassen die finanziellen Rücklagen schmelzen. Die Diözese Eichstätt zieht daraus jetzt eine Konsequenz: Sie hat im April in ihren Ingolstädter Schulen – der Gnadenthal-Realschule und dem Gnadenthal-Gymnasium – ein Schulgeld eingeführt. Die Erziehungsberechtigten zahlen nun in der Realschule 50 Euro pro Monat (für elf Monate im Jahr), im Gymnasium sind es 80 Euro im Monat, ebenfalls für elf Monate.

Anika Taiber-Groh, Sprecherin des Bischöflichen Ordinariats, berichtet auf Anfrage unserer Zeitung: „Diese Maßnahme wurde aufgrund der finanziell angespannten Situation der Diözese Eichstätt getroffen. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie und der rückläufigen Kirchensteuereinnahmen sieht sich das Bistum schwindenden Ressourcen gegenüber, weshalb dieser Schritt notwendig ist, um die Zukunft der kirchlichen Schule weiterhin zu gewährleisten.“

Die kirchlichen Schulen finanzieren sich über staatliche Zuschüsse, Geld aus der Kirchensteuer und Elternbeiträge. Jedoch: „Die staatlichen Zuschüsse reichen für eine Privatschule nicht aus, um die Kosten für den gesamten Schulbetrieb zu decken. Deshalb sind Elternbeiträge notwendig. Bisher wurden diese von der Diözese Eichstätt getragen“, sagt die Bistumssprecherin.

Wenn in einem Schuljahr mehrere Kinder derselben Familie an einer der Gnadenthal-Schulen unterrichtet werden, werden für das zweite Kind 50 Prozent des Betrages und für das dritte Kind oder weitere Kinder kein Schulgeld festgesetzt. „In sozialen Härtefällen kann das Schulgeld ganz oder teilweise erlassen werden.“

Die Stadt Ingolstadt zahlt der Diözese Eichstätt auf deren nachdrücklichen Wunsch seit heuer für jeden Schüler, der auf eine Gnadenthal-Schule geht, einen Gastschulbeitrag. 2022 liege der Zuschuss insgesamt bei 713550 Euro für beide Schulen, berichtet Bildungsreferent Gabriel Engert. Deutlich mehr als bisher üblich. „In den zurückliegenden Jahren haben wir jeweils 200000 Euro pauschal als Defizitausgleich an die Diözese Eichstätt gezahlt.“

An der Knabenrealschule Rebdorf und der Maria-Ward-Realschule Eichstätt, beide in der Trägerschaft der Diözese, wird kein Schulgeld erhoben. In Eichstätt gibt es keine staatliche Realschule. Wegen der mangelnden Alternativen bestehe von staatlicher Seite der Wunsch, dort keine Gebühren zu erheben, sagt Taiber-Groh. „Diesem Wunsch kann die Diözese bislang nachkommen.“

Zum historischen Hintergrund der Gnadenthal-Schulen: Die Schwestern des Klosters St. Johann im Gnadenthal haben sich seit dem 18. Jahrhundert in Ingolstadt um Bildungsarbeit für Mädchen verdient gemacht und ihre Schulen stetig weiterentwickelt. In den 1960er-Jahren führten die Franziskanerinnen deren drei: die Gnadenthal-Mädchenrealschule, die Gnadenthal-Oberrealschule für Mädchen und das Gnadenthal-Gymnasium. 1965 übernahm der Freistaat die Gnadenthal-Oberrealschule, beförderte sie zu einem Gymnasium für Mädchen und benannte sie nach der heiligen Katharina. Die Wurzeln des Katharinen-Gymnasiums liegen also im Kloster Gnadenthal. 1988 wurden im Gnadenthal-Gymnasium die ersten Buben aufgenommen. Seit einigen Jahren werden auch in der Mädchenrealschule zahlreiche Jungen unterrichtet. Die Franziskanerinnen gaben 2003 die Trägerschaft ab, und die Diözese Eichstätt übernahm die beiden Schulen.

sic