Die verschwundene Schubkarre
Gauner- und Ganoven-GmbH schickt Brief an Brauerei-Chef – mit Auslöseforderung

23.10.2023 | Stand 24.10.2023, 15:08 Uhr

Erfolgreiche Übergabe gegen Auslöse: Die Schubkarre ist nach zähen Verhandlungen zurück in der Brauerei. Das Herrnbräu-Team hatte damit den Stafettenlauf am Barthelmarkt gewonnen – und das Gerät dann vergessen. Gemeinsam freuten sich (von rechts) Hippolyth Forster und Enkelin Rebecca (Gauner und Ganovin), Braumeister Josef Pfaller und Geschäftsführer Gerhard Bonschab. Foto: Pehl

Es mag ungewöhnlich klingen, aber Barthelmarkt und Schubkarren gehen bisweilen eine nicht immer geglückte Verbindung ein. Der Verfasser dieser Zeilen weiß ein Lied davon zu singen.



Hat er doch 2022 im Rahmen der Rennen am Barthelmarkt-Samstag als Teamchef der DK-Mannschaft beim Stafettenlauf kläglich versagt. Denn zu dessen wichtigsten Taten gehört es, im Vorfeld eine Schubkarre zu besorgen. Eben diese muss man nämlich (neben dem Laufen, Radeln und Reiten) 50 Meter über die Rennwiese schieben – samt menschlichem Inhalt.

Eine solche logistische Vorbereitung stellt freilich einen in Ehren ergrauten DK-Redakteur vor eine praktisch unlösbare Aufgabe. Und so kam es wie es kommen musste: Das DK-Team 2022 trat ohne Schubkarre an. Doch DK-Fotograf Stefan Eberl löste auch diese Herausforderung äußerst elegant, indem er die Kollegin damals huckepack nahm und die 50 Meter lief.

Vor Unwetter in Sicherheit gebracht



Auch beim Barthelmarkt 2023 spielte eine Schubkarre eine wichtige Rolle. Denn nach den Rennen – die Besucher werden sich noch daran erinnern – brach ein heftiges Unwetter los. Jeder suchte sein Zeug zusammen und brachte sich in Sicherheit. So auch das siegreiche Team Herrnbräu.

Doch im Überschwang der Gefühle und im Rausch des Sieges (der natürlich in einem Bierzelt entsprechend gefeiert wurde) vergaßen die wackeren Kämpfer ihre Schubkarre. Also ausgerechnet ihren wichtigsten Mitstreiter, der dem Team Herrnbräu zum Sieg verholfen hatte, ließen sie schmählich in Sturm und Regen zurück.

Besucherin findet Herrbräu-Schubkarre



Doch eine Besucherin war wachsam: Rebecca, Enkelin von Barthelmarkt-Urgestein Hip Forster, entdeckte die Sieger-Schubkarre – und nahm sie kurzerhand mit nach Hause.

Und die beiden entwickelten daraufhin einen verwegenen Plan: Sie wollten sie zurückgeben – gegen eine entsprechende Auslöse natürlich. Also schrieben sie einen Brief samt Beweisfoto an Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab – unterzeichnet von der „Gauner- und Ganoven-GmbH“.

Der Herrnbräu-Chef erkannte natürlich sofort den Ernst der Lage und trat in bilaterale Verhandlungen ein. Sein Angebot: Auslöse des Geräts gegen Brauereiführung und entsprechende feste und flüssige Naturalien.

Die Verhandlungen, so wird berichtet, zogen sich über mehrere Monate hin, wobei es eigentlich nur noch um die Menge und den Termin ging. Allerdings wusste Bonschab bis zum Schluss nicht, wer sich denn hinter dem weiblichen Ganoven verbarg, der da die Forderungen stellte...

Jetzt war es so weit: Nach Unterzeichnung eines entsprechenden Übergabeprotokolls wurde das gute Stück der Brauerei zurückgegeben – selbstverständlich zu den Klängen des Barthelmarkt-Liedes. Wie Bonschab erklärte, sei er froh, dass die Zeiten der Unsicherheit endlich vorbei sind.

Um die Übergabe nicht zu gefährden, habe er sich genauestens an die Spielregeln gehalten. Und das Bier stand auch schon bereit...