Für neun Euro zu den Nashörnern

Kulturreisende und Volksfestfreunde nutzen günstige Tickets für Ausflüge – auch nach Ingolstadt

06.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:32 Uhr

Ausflug in die Schanz: „Wir haben in Ingolstadt einen Freund besucht und waren am Volksfest und auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände. In den Ferien wollen wir mit dem Ticket noch mehr verreisen“, erzählt Andrea, (linkes Foto 4.v.l.) Sandra, Orlando, Kathrin und Nevsad sind aus München nach Ingolstadt gekommen. Sie wollen aufs Volksfest. Fotos: Hepach

Von Sophie Hepach

Ingolstadt – Zugfahren durch ganz Deutschland für neun Euro: Seit dem 1. Juni gilt das Angebot, das Reisen im Regionalverkehr attraktiv günstig macht. Auch viele Ingolstädter nutzen das Ticket und einige Auswärtige haben sich im Gegenzug auf den Weg in die Schanz gemacht. Der DK hat sich am Hauptbahnhof umgehört.

„Wir sind große Fans von dem 9-Euro-Ticket – das ist eine super Idee“, findet Andrea. Sie war mit ihrer Familie zu Besuch bei einem Freund in Ingolstadt. Jetzt fahren sie wieder heim nach Gundelfingen. „Wir waren hier auf dem Volksfest und haben uns das neue Landesgartenschaugelände angesehen“, erzählt Andrea. „Das ist schon toll – verreisen und so wenig zu zahlen.“

Für die Nashörnernach Ingolstadt

Ähnlich sehen es Eva und Helmut. Die befreundeten Münchner fahren gerne Zug. „Vor allem aus Klimaschutzgründen“, meint Eva. „Und jetzt mit den neun Euro ist das natürlich noch besser“, findet Helmut. Heute sind sie in Ingolstadt, weil sie Tickets fürs Stadttheater haben. „Wir schauen uns ,Die Nashörner’ im Stadttheater an“, sagt Helmut. Davor wollen die beiden die Stadt besichtigen: Sie interessieren sich vor allem für das Lechner-Museum und die Asam-Kirche. „Von München aus ist es ja auch echt nicht weit, aber trotzdem hat man es irgendwie noch nicht oft gemacht“, sagen Eva und Helmut.
Das 9-Euro-Ticket scheint seinen Zweck also zu erfüllen: Die Reisenden sind lieber mit dem Zug unterwegs und nehmen sich ganz bewusst Zeit, die Region zu erkunden.

Im Gepäck sind aber nicht nur gute Laune und Reiselust. „Viele Leute haben auch einiges an Aggression mit dabei“, sagt eine der Buchhändlerinnen am Hauptbahnhof. Manche Züge seien so voll gewesen, dass niemand mehr einsteigen konnte. „Die Leute kriegen ihre Verbindung nicht und kommen dann alle hierher. Das ist schon sehr stressig“, sagt sie.

Mit diesem Trubel hat die Deutsche Bahn gerechnet. Deswegen setzt sie seit dem 1. Juni nach eigenen Angaben zusätzliche Züge und Service-Kräfte ein.

„Es ist schon mehr los als sonst“, findet Raphael. Er ist Fotograf und deswegen oft an Bahnhöfen unterwegs. „Ich bin gerade auf dem Weg nach München. Da möchte ich ins Haus der Kunst“, erzählt er. Besonders freut er sich darüber, dass er mit dem 9-Euro-Ticket auch die U-Bahnen nutzen kann. „Das ist sonst immer so teuer“, meint er.

Auch Lisa nutzt das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. „Ich fahre mit dem 9-Euro-Ticket dann immer mit dem Bus zur Schule“, erzählt sie. „Das ist sehr viel günstiger als die Fahrkarte, die ich mir sonst kaufen würde.“ Heute hat sie sich jedoch gegen das 9-Euro-Ticket entschieden. Sie fährt mit dem ICE nach Bremen. „Mit der Regionalbahn hätte ich viel zu oft umsteigen müssen“, erklärt sie.

Aus dem Zugauf das Volksfest

Gar nicht umsteigen musste heute Orlando. Er besucht mit seiner Freundin Sandra heute ihre Eltern in Ingolstadt. „Ich bin mit dem 9-Euro-Ticket von München hierhergekommen“, erzählt Orlando. „Und jetzt geht’s aufs Volksfest“, sagt Kathrin, Sandras Mutter. „Da bietet sich das Ticket natürlich super an“, meint Sandra. „Im Zug war es aber schon voller als sonst“, erzählt sie.

Auch Beatrix Müller hat den Eindruck, dass etwas mehr in Ingolstadt los ist als sonst. Sie arbeitet hier in der Touristeninformation. „Ich habe heute schon mit ein paar Menschen gesprochen, die mit dem 9-Euro-Ticket hier sind“, erzählt sie. „Viele möchten sich einfach die Stadt ansehen, einer war zum Beispiel auch mit seinem Rad hier.“ Aber überfüllt sei es bisher nicht. „Es ist jetzt nicht so, dass die Leute mir hier die Bude einrennen und Schlange stehen“, sagt Müller.
Die Reisenden kommen und fahren aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber eines eint sie alle: Sie haben Lust, etwas zu sehen. Und Ingolstadt scheint dabei durchaus attraktiv zu sein.

DK