500. DEL-Spiel des Kapitäns
Fabio Wagner und ERC Ingolstadt müssen bei Kölner Haien gewinnen: „Jetzt gibt’s keine Ausreden mehr“

12.03.2024 | Stand 13.03.2024, 11:40 Uhr

Kompromisslos: Fabio Wagner im Banden-Nahkampf mit dem Straubinger Matt Bradley. Foto: Traub

Sein 500. DEL-Spiel soll nicht das letzte der Saison sein: Kapitän Fabio Wagner und der ERC Ingolstadt müssen an diesem Mittwoch (19.30 Uhr/Magenta Sport und DF1) ihre zweite Pre-Play-off-Partie bei den Kölner Haien gewinnen – sonst beginnt für die Panther eine lange Sommerpause.



Herr Wagner, haben Sie und die Mannschaft das 1:5 vom Sonntag verdaut? Ist die Stimmung wieder kämpferisch?

Fabio Wagner: Ja, klar. Der freie Tag hat uns gutgetan, um die Köpfe wieder freizubekommen, den Reset-Knopf zu drücken und uns auf Mittwoch vorzubereiten.

Die ERC-Fans waren vor allem von der Art und Weise der Niederlage enttäuscht, sie vermissten ein Aufbäumen, ein Dagegenhalten. Stimmen Sie zu?

Wagner: Wenn du 0:5 zurückliegst, ist jeder erst mal mit sich selbst beschäftigt. Es hat aber schon ein bisschen gefehlt, dass wir den Fans zeigen wollen, dass wir das so nicht akzeptieren. Aber ich finde, dass wir im letzten Drittel noch mal alles versucht haben, um Tore zu schießen. Das ist uns aber leider nicht gelungen.

Die Haie haben mit ihrer starken Offensive in den fünf Saisonduellen immer mindestens vier Treffer erzielt. Wie wollen Sie diese Angriffswucht stoppen?

Wagner: Wichtig ist, dass wir auf uns schauen und die Fehler minimieren. Wir müssen die Scheibe schneller bewegen, schnellere Entscheidungen treffen und defensiv besser stehen.

Sie sagten in einer der Schwächephasen während der Saison, dass jeder in den Spiegel schauen und sich fragen müsse, ob er alles gibt für die Mannschaft. Haben Sie den Eindruck, dass das jeder gemacht hat?

Wagner: Es tut weh, wenn man so hoch verliert und eine schlechte Leistung abliefert. Aber wichtig ist, dass nach so einem Spiel jeder schaut, wo er besser sein muss. Und dass wir im Kollektiv zusammenhalten und unser Top-Spiel zeigen.

Was macht Ihnen Hoffnung, woran richten Sie sich auf?

Wagner: Wir haben es in dieser Saison schon öfter bewiesen, dass wir in solchen Situationen, in denen wir mit dem Rücken zur Wand stehen, eine Antwort gegeben haben. Wir müssen mit einem klaren Kopf in das Spiel gehen.

500. DEL-Spiel: Jubiläum für Wagner in Köln

Intern wurde von der Meisterschaft als Saisonziel gesprochen. Haben Sie sich zu lange in trügerischer Sicherheit gewogen, dass die Mannschaft ja Vizemeister ist und eigentlich besser als Tabellenplatz neun, und dass es irgendwann schon „Klick“ machen wird?

Wagner: Ich bin immer noch der Meinung, dass wir eine gute Mannschaft haben. Natürlich haben wir unsere eigenen Erwartungen sehr hoch geschraubt. Das haben wir in der Hauptrunde sehr oft nicht aufs Eis gebracht. Jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand, jetzt gibt’s keine Ausreden mehr. Wir müssen am Mittwoch gewinnen, weiter können wir nicht schauen.

Die Partie in Köln ist Ihre 500. in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Zeit, diese Marke zu genießen, gibt es in diesem „Alles-oder-Nichts-Spiel“ sicher nicht, dennoch ein kleiner Rückblick: Wie stolz sind Sie, diese 500 Spiele erreicht zu haben?

Wagner: Besonders stolz macht mich, alle für den ERC Ingolstadt bestritten zu haben. Es wäre natürlich das Schönste, das 500. Spiel mit einem Sieg zu beenden und noch ein 501. am Donnerstag zu erzwingen.

Wagner: ERC ist mein Herzensverein

In Ihrem ersten Gespräch mit dem DONAUKURIER im Sommer 2014 sagten Sie, dass Sie von kleinauf ERC-Fan gewesen sind, vor allem dank solcher Stars wie Marco Sturm. Sind Sie in Ihren zehn Jahren als Panther-Profi Fan geblieben – oder bekommt man eine gewisse Distanz zu diesem Business, wenn man selbst mitmischt?

Wagner: Ich habe den ERC schon als Kind immer verfolgt. Der ERC ist mein Herzensverein, das kann man so sagen.

Was haben Sie im Besonderen lernen müssen, als Sie nach Ingolstadt kamen?

Wagner: Sehr viel von anderen Spielern, aber ich musste auch meine eigenen Erfahrungen machen. So konnte ich mich weiterentwickeln, und ich lerne immer noch dazu.

Welche Defensivpartner und welche Trainer haben Sie am meisten geprägt?

Wagner: Ich habe von jedem Trainer was mitnehmen können. Beispielsweise hilft mir immer noch, was ich von Larry Huras (Trainer in Wagners erster ERC-Saison 2014/15, d. Red.) gelernt habe, wie man sich als Profi verhalten muss. Als ich jung war, haben mich Patrick Köppchen und Dustin Friesen an die Hand genommen.

Welche Highlights fallen Ihnen aus Ihrem Jahrzehnt im Panther-Trikot ein – außer dem Finaleinzug im vergangenen Jahr?

Wagner: Mein erstes DEL-Spiel. Das war in Mannheim. Und auch mein erstes Heimspiel in der Saturn-Arena gegen Augsburg vergesse ich nicht. Es war etwas Besonderes, in eine Meistermannschaft reinzukommen. Dann fällt mir noch mein erstes Tor ein, das war in Köln. Die Corona-Saison war auf andere Weise unvergesslich, mit den Geisterspielen. Vor allem aber muss ich natürlich die Play-offs im vergangenen Jahr nennen.

Sie spielen Ihre zehnte Saison im ERC-Trikot, Ihr Vertrag läuft noch bis 2025. Dann haben Sie elf Jahre in Ingolstadt gespielt, genauso lang wie die Klublegenden Thomas Greilinger (587 Spiele) und Jakub Ficenec (560). Noch eine Vertragsverlängerung, und Sie wären der DEL-Rekordspieler der Panther.

Wagner: Ich möchte nicht zu weit in die Zukunft schauen und schiele nicht auf irgendwelche Rekorde. Es steht mir auch nicht zu, mich mit Greilinger oder Ficenec zu vergleichen. Natürlich hoffe ich, dass noch so viele Spiele wie möglich dazukommen, aber ich bleibe im Hier und Jetzt.

Wäre es ein Ziel, Ihre ganze Karriere in Ingolstadt zu verbringen – oder wollen Sie auch noch mal was anderes machen? Etwa noch mal in Ihrer Heimatstadt Landshut spielen?

Wagner: Natürlich wäre es toll und irgendwo auch ein Traum, meine Karriere irgendwann hier zu beenden. Landshut wäre auch eine Option, aber das lasse ich mir alles offen. Im Sport weiß man nie, es kann ganz schnell gehen.

ZUR PERSON

Fabio Wagner (28) kam 2014 auf Betreiben des damaligen ERC-Sportdirektors Jiri Ehrenberger vom EV Landshut nach Ingolstadt. Bei den Panthern, für die der Defensivverteidiger bislang 499 DEL-Spiele bestritt (91 Scorerpunkte) und die er seit 2020 als Kapitän anführt, reifte Wagner zum Nationalspieler. Er nahm an den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking und drei Weltmeisterschaften teil – 2023 kehrte er mit der Silbermedaille vom Turnier in Finnland zurück.