Es geht um alles
Stadtrat entscheidet über Entwicklungskonzept und Klimaschutzziele für Ingolstadt

12.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:27 Uhr

Fahrplan in die Klimaneutralität: Am Mittwoch ist das Integrierte Klimaschutzkonzept vorgestellt worden, über das der Stadtrat am Donnerstag, 2. Juni, befindet. Foto: Hammer

Von Johannes Hauser

Ingolstadt – Dem Stadtrat stehen vor der Sommerpause noch richtungsweisende Entscheidungen bevor. Es geht um nichts weniger als die Frage, wie Ingolstadt in 20, 30 Jahren aussehen soll. „Wie wollen wir leben“, lautet die Grundsatzfrage. Antworten darauf – und vor allem die Skizzierung eines Maßnahmenpakets, wie dieses Ziel erreicht werden kann – soll im so genannten „Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept Zukunft Ingolstadt 2040+“ (ISEK) festgehalten werden.

Oberbürgermeister Christian Scharpf sprach am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts von einer „übergreifenden Klammer“. Fachpläne gebe es in der Stadt bereits viele, etwa den Landschaftsplan, den Verkehrsentwicklungsplan, den Sportentwicklungsplan (derzeit in Arbeit) und den Schulentwicklungsplan. Das neue Entwicklungskonzept solle „als Strategiepapier eine Skizze für die Stadtentwicklung der nächsten 20 Jahre sein, aus der sich konkrete Projekte und formal juristische Planungen ableiten lassen“, so Scharpf.

„Wir brauchen langfristig orientierte und integrierte Entwicklungs- und Handlungsleitlinien“, betonte Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand. Die zentrale Aufgabe liege darin, in einer weiter wachsenden Stadt einen Ausgleich zwischen verschiedenen berechtigten Interessen zu schaffen, resümierte der Oberbürgermeister. Er wünsche sich Ingolstadt als eine „erfolgreiche, soziale, grüne Stadt im Gleichgewicht“.

Zukunftskonzept könnte 2024 vorliegen

In der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Donnerstag, 19. Mai, soll das Projekt das erste Mal diskutiert werden, der Grundsatzbeschluss zur Erstellung eines ISEK könnte dann am Donnerstag, 2. Juni, im Stadtrat fallen. Es gibt kaum einen Bereich der Stadtpolitik, der von diesem Grundsatzbeschluss nicht betroffen ist. Deswegen solle das Konzept mit den Ingolstädterinnen und Ingolstädtern abgestimmt werden. Eine breite und transparente Bürgerbeteiligung sei unabdingbar, hieß es. Die solle unter anderem über die Bezirksausschüsse gelingen, erklärte Wittmann-Brand.

Wie nötig das ist, dafür sind der geplante Bau der Kammerspiele und die Planungen einer Schule am Augraben beredte Beispiele. In beiden Fällen war sich die Mehrheit im Stadtrat einig: Die Vorhaben sind unverzichtbar für eine gedeihliche Zukunft Ingolstadts. Dennoch formierte sich Widerstand aus der Bevölkerung. Zwei Bürgerentscheide sind die Folge, die Gefahr besteht, dass die Zukunftsprojekte scheitern. Transparenz und Austausch seien zentral für die nötige Akzeptanz einzelner Projekte, betonte Scharpf in diesem Zusammenhang. Man könne sich gewiss leicht auf allgemeine Grundsätze einigen. „Bei einzelnen Projekten ergeben sich aber Zielkonflikte.“ Etwa zwischen Städtebau und Umweltschutz – und die könnten nur in der Diskussion befriedet werden.

Sollte sich der Stadtrat für die Erarbeitung eines ISEK entscheiden, könne eine beschlussfähige Fassung Ende 2024 vorliegen, so Wittmann-Brand.

Klimaneutralität 2035 laut Studie möglich

Bereits fertig ist das Integrierte Klimaschutzkonzept, das am Mittwoch auch vorgestellt wurde, und über das der Stadtrat ebenfalls am 2. Juni befindet. Es umfasst über 200 Seiten und ist unter anderem der Fahrplan Ingolstadts in die Klimaneutralität. Dieses Ziel soll bereits 2035 erreicht werden. „Das Konzept zeigt, dass das geht“, betonte Bürgermeisterin Petra Kleine. Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und wird schon 2030 klimaneutral sein. Weitere Maßnahmen sind unter anderem die Elektrifizierung des ÖPNV und die Verbesserung des Radwege-Netzes. Über Baupläne und Vorgaben – etwa eine Photovoltaikpflicht – lassen sich weitere Effekte erzielen. „Es muss auch eine Wärmewende geben“, sagt Kleine. Wärmepumpen, Fern- und Nahwärmenetze müssten vorrangig genutzt werden, Fördermöglichkeiten der Wirtschaft und Privatpersonen vermittelt werden.

Auch bei diesem Prozess sei eine Beteiligung der Bevölkerung elementar, betonte Kleine. Wie die weitere Entwicklung der Stadt müsse auch der Klimaschutz zum gemeinsamen Ziel aller Ingolstädterinnen und Ingolstädter werden.

DK