Buch von Horst Riedel
Ehrenamtliche und ihr Einsatz in der Archäologie: Streifzug durch 33 Jahre Grabungen

19.12.2023 | Stand 19.12.2023, 17:23 Uhr

Ehrenamtliche in der archäologischen Forschung in Ingolstadt und Region sind Gegenstand des Buchs von Horst Riedel. Foto: privat

Ein eigenes Buch zum Geburtstag? Für Gerd Welker ist das Realität geworden. Zu seinem 88. Geburtstag erhielt er – wie berichtet – einen „Streifzug durch 33 Jahre ehrenamtliche Arbeit“, und zwar von der Bergung der Funde bis hin zur Präsentation nach der Restaurierung. Verfasser ist Horst Riedel, Vater des Ingolstädter Archäologen Gerd Riedel, der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau selber über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich die Grabungen und die unabdingbaren Arbeiten danach begleitet hat.

168 Seiten umfasst das reichhaltig bebilderte Werk, wobei allein die Literaturnachweise zu den restaurierten Grabungsfunden ein Dutzend Seiten umfassen. Beginnend in den 80er-Jahren mit dem Carraraplatz kamen später Gerolfing, Zuchering, Mailing und Kösching, das frühere Neckermanneck, Harderstraße, Kugelbastei, St. Georg, Konviktstraße, Milchstraße und viele andere Stationen dazu – ein Ausweis dafür, wie viel in den vergangenen Jahrzehnten erforscht wurde. Riedels Buch ist überaus reich bebildert und ermöglicht so interessante Einblicke, die der Laie sonst nie gewinnen würde. Die Fotos sind ganz dicht dran an den Grabungen, zeigen aber auch, wie fachkundige Helfer wie Gerd Welker aus unzähligen Scherben einen Topf wieder zusammensetzen. So wird gleichzeitig die Arbeit des Restaurators anschaulich vermittelt, eine Arbeit, die oftmals eher einem Puzzle gleicht und für die man neben viel Geduld auch räumliches Vorstellungsvermögen braucht.

Selbst der interessierte Laie ist erstaunt

Horst Riedel stellt in seinem Buch gleichzeitig die vielen freiwilligen Helfer vor, die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit ihre Arbeit im Stillen verrichtet haben und es immer noch tun. Das Buch ist gleichzeitig ein Abriss der jüngeren Geschichte in archäologischer Hinsicht, und selbst der interessierte Laie ist erstaunt, wie viel sich da getan hat – und was schon lange nicht mehr im Gedächtnis präsent ist, wie etwa die Grabungen am früheren Ingobräu-Gelände oder das Projekt Ingoldesstattfinden anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt 2006.

Latrinenbefunde sind für Archäologen eine wichtige Quelle

Horst Riedel hat auch an die Laien gedacht, die mit der Materie nicht so vertraut sind und schon immer wissen wollten, was sich denn genau hinter Sammelbegriffen wie Keramik oder Glas verbirgt. Latrinenbefunde sind für Archäologen eine wichtige Quelle und dürfen natürlich nicht fehlen, genauso wenig wie Gräber oder etwa das Bernstein-Collier. Vorgestellt werden aber auch die Ergebnisse ausgewählter Grabungen, Ausstellungen und Museumspräsentationen oder Magisterarbeiten und Dissertationen über regionale Funde. Unter dem Stichwort Schlaglichter werden schließlich noch ausgewählte Objekte präsentiert.

Horst Riedel: „Ingolstadt – Schätze der Archäologie“, Dokumentation zur Geschichte der Region Ingolstadt, Band 2; Herausgeber: Zentrum Stadtgeschichte in Verbindung mit dem Historischen Verein Ingolstadt, 2023, ISBN: 978-3-910437-04-3.