Ingolstadt
Die Strom-Checker

Augsburger Initiative bietet Tipps und Hilfe beim Energie-Sparen – Kooperation mit der Stadt geplant

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:04 Uhr

Stromspar-Check bei Familie Yerli. Mesut (von links), Ufuk, Zehra und die kleine Meva Nur haben Besuch von Berater Engin Salam (Mitte). Er gibt Tipps zum Energiesparen. Die Augsburger Initiative für die er arbeitet, unterstützt bedürftige Familien auch bei der Anschaffung energiesparender Neugeräte. Bei der Ingolstädter Familie ist etwa ein neuer Kühlschrank fällig. Bei der Stadt Ingolstadt denkt man jetzt über eine Kooperation mit dem Augsburger Projekt nach. Foto: Hauser

Energiesparen hat nur Vorteile. Wer etwa weniger Strom und Gas verbraucht, schont nicht nur das Klima, sondern auch die eigene Haushaltskasse. In Zeiten galoppierender Energiekosten mitunter eine existenzielle Frage. Dass schon kleine Maßnahmen helfen können, weiß auch Familie Yerli aus Ingolstadt. Bekannte haben sie auf die bundesweite Initiative „Stromspar-Check in ihrer Nähe“ aufmerksam gemacht. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Einkommensschwache beim Energiesparen zu unterstützen. Berater kommen dazu ins Haus, untersuchen elektronische Geräte und geben Tipps zum Stromsparen.

Zur Hochphase der Corona-Pandemie hat die Initiative – die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird – auch ein Online-Angebot erstellt, non dem Zehra und Mesut Yerli vor einigen Wochen Gebrauch gemacht haben. Per Videotelefonie wurden sie angeleitet, verschiede Geräte und Typenbeschreibungen in ihrer Wohnung zu filmen. Dazu hatten sie einen Fragebogen auszufüllen. So konnte sich Stromspar-Berater Engin Salam vom Augsburger Team des „Stromspar-Checks“ ein Bild von der Situation der Ingolstädter Familie machen und konkrete Tipps geben. Seit dem achten das Ehepaar Yerli und seine Kinder Ufuk und Meva Nur beim Kochen darauf, stets einen Deckel auf den Töpfen zu haben, verwenden Energiesparlampen und vermeiden den Stand-By-Betrieb bei elektronischen Geräten, erzählt Mesut Yerli. Den Wäschetrockner wollen sie nur noch im Winter nutzen und im Sommer die Wäsche lieber aufhängen. „Das macht einen großen Unterschied“, sagt Salam. In Küche und Bad helfen Perlatoren in den Hähnen beim Wassersparen.

Unter Umständen ist es aber nicht damit getan, nur zu wissen, wie Energiesparen geht. Manchmal muss man sich Klimaschutz leisten können. So sind bei Yerlis zuletzt gleich mehrere Küchengeräte ausgefallen, der Kühlschrank ist alt und verbraucht deutlich mehr Strom als ein modernes Gerät. Eine neue, energiesparende Einrichtung ist teuer. Auch hier springt das Stromspar-Projekt bei. Aus Bundesmitteln und einem spendenfinanzierten Energiefonds erhalten Bezieher von Regelleistungen, Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung von neuen Geräten, erklärt Sunni Strewe. Sie ist die Leiterin des Augsburger Stromspar-Check-Teams und ist am Montag mit einigen Mitstreitern nach Ingolstadt gekommen. Neun Familien betreut die Augsburger Gruppe bereits in der Schanz, berichtet Strewe. Auch bei Familie Yerli schauten die Berater vorbei. 100 Euro bekam sie für den Kauf eines neuen Kühlgeräts.

Das Beratungs-Angebot habe sich zuletzt vor allem in der türkischstämmigen Comunity herumgesprochen. Der Kontakt zu den Familien komme aber auch über Informationen in Einrichtungen wie den Tafeln, der Caritas und Sozialbehörden zu Stande. Alleine im Raum Augsburg hat die Initiative in den vergangenen Jahren knapp 4000 Familien betreut. Der Bedarf sei groß, erklärt Strewe. „Wer aus einem fremden Land kommt, weiß mitunter gar nicht, das man bei uns das Leitungswasser trinken kann“, sagt sie. Deswegen erhalten die Familien auch eine Karaffe für Leitungswasser und ein wiederverwendbares Einkaufsnetz. Mit Fragen von Recycling oder – noch besser – Plastikvermeidung haben sich viele noch gar nicht beschäftigt. Umso dankbarer sind sie für Hinweise.

„Die Klimafrage ist immer auch eine soziale Frage“, betont Bürgermeisterin Petra Kleine, die am Montag mit dem städtischen Klimaschutzmanager Stefan Schratzenstaller ebenfalls bei Familie Yerli zu Besuch war. Man denke darüber nach, die Zusammenarbeit mit der Augsburger Initiative zu verstärken, etwa über die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft. „Private Haushalte machen 18 Prozent des CO2- Ausstoß in Ingolstadt aus“, sagt Kleine. Entsprechend wichtig sei Unterstützung und Beratung, wie sie unter anderem im Rahmen der geplanten Klimaschutz- und Energieagentur der Region 10 vorgesehen ist. „Haushalte, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, müssen dabei besonders beachtet werden.“ Eine Zusammenarbeit mit der Augsburger Initiative sei in diesem Zusammenhang durchaus denkbar. „Dort hat man die Erfahrung und die nötigen Strukturen“, sagt Schratzenstaller. „Es wäre doch sinnvoll, das zu nutzen.“

DK