Scharpf fordert Maßnahmen
Betreuungs-Misere in Ingolstadt: Städtische Bemühungen werden nicht reichen

OB Christian Scharpf fordert in Betreuungs-Misere schnell greifendes Maßnahmenpaket der Staatsregierung

28.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:36 Uhr

Oberbürgermeister Christian Scharpf fordert von der Staatsregierung Unterstützung bei der Beseitigung des Fachkräftemangels in der Kinderbetreuung. Foto: Betz (Stadt Ingolstadt)

In der Diskussion um fehlende Betreuung von kleinen Kindern in Ingolstadt meldet sich Oberbürgermeister Christian Scharpf zu Wort. Das Thema ist zuletzt in der Stadtratsitzung am Dienstag diskutiert worden.



Wie die Stadt mitteilt, werden in Ingolstadt ab September rund 180 bis 200 Betreuungsplätze nicht vergeben werden können. „Insgesamt sind alleine in städtischen Einrichtungen derzeit 27 Planstellen für Fachkräfte, sowie 17 Ergänzungskräfte unbesetzt“, heißt es in der Mitteilung. Scharpf betont: „Es scheitert nicht am Bau neuer Kitas, die haben wir, aber es fehlt am Personal, um sie eröffnen zu können.“

Bisher sei es stets gelungen, neue Kräfte anzustellen, jetzt aber sei der Personalmarkt leer. Scharpf verweist auf die eingeführte Arbeitsmarktzulage, um einen finanziellen Anreiz für neue Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zu bieten und um bestehende Kräfte zu halten. „Alle Maßnahmen, die wir als Stadt selbst ergreifen können, werden jedoch nicht ausreichen, um den steigenden Bedarf an pädagogischem Personal künftig zu decken.“

Freistaat müsse rechtliche Rahmenbedingungen ändern

Der Freistaat Bayern müsse „endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, an die die Stadt bei der Einstellung von Fach- und Ergänzungskräften gebunden ist.“ Kurzfristig würde eine Ausweitung des Fachkräftebegriffs helfen. Wie berichtet, hat der Stadtrat beschlossen, sich mit einer entsprechenden Forderung an die Staatsregierung zu wenden. Bislang dürfen beispielsweise keine studierten Pädagogen, wie etwa Absolventen mit Bachelor oder vergleichbaren Abschlüssen als Fachkräfte in der Kinderbetreuung eingesetzt werden, da ihnen hierfür die staatliche Anerkennung fehlt. Eine weitere hilfreiche Maßnahme, die nur der Freistaat Bayern ändern kann, wäre eine frühere Anerkennungsmöglichkeit von Kinderpflegerinnen, die sich in staatlich anerkannter Weiterbildung zur Fachkraft befinden. „Diese Maßnahmen müssen jetzt dringend und schnell getroffen werden!“

Die Stadt setze sich außerdem für eine kostenfreie Ausbildung an den Fachschulen für Kinderpflege ein. Scharpf: „Wenn eine Auszubildende zur Kinderpflegerin monatlich rund 170 Euro für ihre Ausbildung selbst bezahlen muss, ist das ein untragbarer Zustand und muss durch eine Erhöhung des Pflegebonus schnellstmöglich beseitigt werden.“ Der Pflegebonus wird vom Freistaat für verschiedene Pflegeberufe in unterschiedlicher Höhe an die Schulträger bezahlt. „Ausgerechnet für die Ausbildung der Kinderpflegerinnen ist der Pflegebonus so gering, dass die Berufsfachschulen ins Defizit rutschen wenn sie kein Schulgeld erheben“, so Scharpf

Situation für viele Eltern dramatisch

Die Situation sei für viele Eltern dramatisch. „Die Stadt hat alles in ihrer Macht Stehende getan. Jetzt muss der Freistaat uns auch die Möglichkeiten einräumen, mehr Personal in unseren Kitas einzustellen“.

Oberbürgermeister Scharpf wünscht sich aber auch mehr Unterstützung durch den Stadtrat: „Die Einführung der Arbeitsmarktzulage im Juni haben wir zwar mehrheitlich, aber nicht einstimmig beschlossen. CSU, FW, JU und FDP haben sich fast vollständig verweigert. Ich würde mich freuen, wenn wir im Stadtrat künftig eine vorbehaltslose Unterstützung für die nötigen Schritte bekämen, denn Kinderbetreuung darf nicht am Geld scheitern.“

DK