Konzert-Vorschau
Die Schofar-Rufe von Jericho

GKO-Konzertführer: „Trompeten-Gott“ Reinhold Friedrich gastiert

09.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:54 Uhr
Marco Frei

Reinhold Friedrich hat das Trompetenkonzert von Benjamin Yusupov bereits mit seiner Partnerin, der Pianistin Eriko Takezawa, auf CD eingespielt. Nun präsentiert er das Werk auch in Ingolstadt. Foto: Frank

Von Marco Frei

Ingolstadt – Im Alten Testament bringen grelle Trompeten-Rufe die Mauern Jerichos zu Fall. Für Reinhold Friedrich steht fest: Es waren keine Trompeten, sondern Schofar-Rufe. „Dieses Antilopen-Horn aus der Negev-Wüste hat einen viele Kilometer weit tragenden Ton“, sagt er. Mit einem Schofar-Ruf wird traditionsgemäß das jüdische Neujahrsfest eröffnet. Auch „Listen to our cry“ des in Israel lebenden Benjamin Yusupov von 2015 wird von einem solchen Ruf eröffnet.

Beim 5. Abonnement-Konzert des Georgischen Kammerorchesters (GKO) an diesem Donnerstag im Ingolstädter Festsaal gastiert Friedrich auch mit diesem Konzert für Trompete, Klavier und Streicher. Die Trompete allein reicht ihm nicht aus. Er beherrscht insgesamt sieben Instrumente, so auch das Flügelhorn oder eben der Schofar aus der Negev-Wüste in Israel.

Wer aber die Trompete einzig mit schmetternden Fanfaren verbindet, der hat noch nicht Friedrich erlebt. Ob singender Lyrismus oder hochdramatische Verdichtung: Es gibt buchstäblich nichts, was der in Karlsruhe lehrende „Trompeten-Gott“ nicht kann. Sein Repertoire reicht von der Alten bis zur Neuesten Musik. Mit diesem Profil zählt Friedrich zu den führenden Trompetern weltweit.

Auch beim Georgischen Kammerorchester (GKO) ist er gern gesehener Gast, so beim Konzert am Donnerstag. Mit dem GKO und seiner Partnerin Eriko Takezawa am Klavier hat Friedrich „Listen to our cry“ von Yusupov bereits eingespielt. Die vielgelobte CD ist 2021 beim Label Ars erschienen. Der Titel des Doppelkonzerts verweist auf den Bußpsalm Davids 143:1. Von Feinden in Todesgefahr umgeben, bittet David um Gerechtigkeit und Weisung für den Lebensweg.

Für Friedrich ist der Schofar-Ruf zugleich eine symbolträchtige Geste gegen ideologisch verblendeten Fanatismus und für Völkerverständigung. Was folgt, ist spirituelle Empfindsamkeit, wobei sich musikalische Gegensätze in einem heftigen Widerstreit begegnen. Zudem gastiert Friedrich mit dem Trompetenkonzert D-Dur von Mozarts Vater Leopold von 1762.

Es zählt zu den letzten großen Beiträgen für Naturtrompete. Generell steht die Zeit von 1750 bis 1800 für die letzte Blüte der „Barock-Trompete“, wobei schließlich extremste Höhen abverlangt werden. Für Friedrich, ein begnadeter Virtuose, ist das kein Problem. Unter der charismatischen Dirigentin Anu Tali darf man sich auf einen Farbenrausch freuen.

DK


Das GKO-Konzert am Donnerstag im Ingolstädter Festsaal beginnt um 20 Uhr, mit einem legeren „Talk auf der Roten Couch“ um 19.30 Uhr als Einstimmung. Weitere Infos und Karten unter Tel. (0841) 3052822 sowie https://georgisches-kammerorchester.de.