Ingolstadt
Coronabonus für MFA und zwei „Bürokratietage“ pro Quartal

Anton Böhm möchte mehr Anerkennung für medizinische Fachangestellte, Ärzte und Ärztinnen

12.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:25 Uhr

SPD-Stadtrat Anton Böhmleitet die Ingolstädter Hausarztzentren. In einem „Meinungsbeitrag“ bricht er eine Lanze für die medizinischen Fachangestellten (MFA), Ärzte und Ärztinnen. Foto: Hofmann

Ingolstadt – Es ist zwar kein klassischer Pflegeberuf, aber dennoch eine Tätigkeit im Gesundheitswesen, der in den vergangenen zweieinhalb Corona-Jahren enorm viel abverlangt wurde. Deshalb bricht der Leiter der Ingolstädter Hausarztzentren und SPD-Stadtrat Anton Böhm eine Lanze für die medizinischen Fachangestellten (MFA), Ärzte und Ärztinnen.

Sie leisteten in der Corona-Zeit „Übermenschliches, aber einen Bonus bekommen sie von unserer Regierung, die mit Milliarden nur so um sich wirft, nicht“, schreibt Böhm in einem „Meinungsbeitrag“, den er an verschiedene Medien mailte. „Unser Bonus: mehr Bürokratie – mehr Pflichten“, hat er den Beitrag überschrieben.

Fast 95 Prozent der Covid-positiven Patienten würden von den niedergelassenen Hausärzten und Internisten versorgt, heißt es darin. Doch die MFA – früher hießen sie Arzthelferinnen – bekämen nicht einmal einen steuerfreien Betrag, den die Arbeitgeber zahlen könnten. „Es sind ja fast nur weibliche Angestellte, die trotz ständiger anderer politischer Lippenbekenntnisse weiterhin benachteiligt werden.“

Dazu käme – „trotz vollmundig ungekündigtem Bürokratieabbau“ – noch mehr Bürokratie. So müssten niedergelassene Hausärzte ab 1. Juli jedes Quartal die Dauerdiagnosen der Patienten wie Diabetes oder hoher Blutdruck neu eingeben. Dies habe zur Folge, dass sich ab diesem Sommer jede einzelne Rezeptabholung um etwa fünf Minuten verzögere, „zur Belastung unserer MFA führen und zur Geduldsprobe der Patienten wird“. Hinzu komme, dass, wenn eine Diagnose vergessen werde, es für die Ärzte zu einem Strafregress, also eine privat zu bezahlende Geldrückforderung durch die Krankenkassen kommen könne, „da wir ja dann ein Medikament verordnet haben, das der Patient laut fehlender Diagnose gar nicht benötigt“.

Böhm fordert die „Damen und Herren Gesundheitspolitiker“ auf, den Angestellten wenigstens einen durch den Arbeitgeber zu bezahlenden steuerfreien Coronabonus, der mindestens 3000 Euro betragen solle, zu genehmigen, „besser noch für alle im Gesundheitswesen Tätigen“. Überdies appelliert er an alle niedergelassenen Mediziner, insbesondere Hausärzte, sich in Zukunft gemeinsam und gleichzeitig jedes Quartal zwei sprechstundenfreie „Bürokratietage“ zu genehmigen – „so lange, bis die Politik endlich echten Bürokratieabbau nachweislich erbracht hat“.

Die aufwendige Bürokratie, die in der Freizeit erledigt werden müsse, halte die Ärzte und Ärztinnen von der Eröffnung einer eigenen Praxis ab und verschlechtere damit die Versorgung der Bevölkerung. „Diese Zeit könnte besser für die Patienten verwendet werden.“

rl