Ingolstadt
Bumm! Bumm! Ärger um neue Tennisplätze

Anlage des Ruderclubs nervt Anwohner – Verein erfüllt alle Auflagen der Stadt

21.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:29 Uhr

Eine Mischung aus Tennis und Squash: Padel-Tennis kommt immer mehr in Mode: Hier die umstrittene Anlage des Donau-Ruderclubs bei der Einweihung im Sommer. Meistens werden Doppel gespielt. Gitter umgeben den Court, Glasscheiben an den Grundlinien können in die Ballwechsel miteinbezogen werden. Die Schläger sind nicht bespannt, sondern bestehen aus glattem Kunststoff. Foto: Domke (Archiv)

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Es kracht. Sehr sogar, sagen Ohrenzeugen. Wenn ein Tennisball mit voller Wucht auf einen Schläger trifft, wie er bei der in Mode kommenden Sportart Padel-Tennis verwendet wird, soll es ziemlich heftig knallen. Denn im Gegensatz zum klassischen Tennis bestehen Padel-Schläger aus glattem Kunststoff, sind also nicht mit Saiten bespannt. „Es klingt ganz anders als beim Tennis“, berichtet ein Ingolstädter. Er hat als Mitglied des Donau-Ruder-Clubs Ingolstadt (DRCI) lange Tennis gespielt. Seit Juli kann er eindringlich schildern, wie sich so ein Padel-Tennis-Court anhört. Denn da gingen beim DRCI zwei dieser Anlagen in Betrieb, keine 100 Meter von seinem Haus entfernt. Er beschreibt das Klangerlebnis so: „Es scheppert unerträglich!“

Und das ist nicht der einzige Grund, warum es zwischen den direkten Nachbarn der Padel-Tennis-Felder und dem Verein krachen könnte (der Anwohner, dessen Name der Redaktion bekannt ist, spricht für vier Familien): „Da wird bis halb Elf abends herumgegrölt. Flutlicht strahlt in der Nacht.“ Es nerve. „Unsere Lebensqualität leidet!“

Wenn gespielt wird,„scheppert es unerträglich“

Das Padel-Tennis vereint Elemente des Squash mit dem klassischen Tennis. So darf auf Glaswände an den Grundlinien gezielt werden, man spielt also „über Bande“. Der DRCI hat die Padel-Tennis-Courts in Kooperation mit der Firma Padel City errichtet – jedoch ohne Baugenehmigung, wie der Anwohner herausgefunden hat. „Und das ärgert mich! Es muss beim Ruderclub doch einer für diesen Schwarzbau unterschrieben haben! Warum tun die so was?“

Er und seine Nachbarn sind daher über die Stadt Ingolstadt gegen den Verein vorgegangen – mit mehreren Kritikpunkten: Schutz der Vögel (denn die könnten gegen die Scheiben der Anlage donnern), Naturschutz (die grellen Scheinwerfer), Hochwasserschutz (denn die Glaswände sowie die rings um die Courts aufgeschüttete Erde könnten im Ernstfall zu Wasserrückstau führen) – und natürlich Lärmschutz.

Ein klassischer Konflikt zwischen Nachbarn. Nur dass es in diesem Fall ein Traditionsverein ist (gegründet 1889), der bei seinem Ziel, mit der Zeit zu gehen, Ärger bekommt.

Die Stadtverwaltung hat alles geprüft und stellt fest: Ja, die Anlage sei ohne baurechtliche Genehmigung errichtet worden. Das Bauordnungsamt habe daher interveniert. Der Ruderclub hat den Bauantrag für zwei Plätze inzwischen nachgereicht. Das teilt das Presseamt auf Anfrage mit. Außerdem hat die Verwaltung dem DRCI Auflagen gestellt. „Die erfüllen wir selbstverständlich alle“, sagt dessen Präsident, Berthold von Großmann, dem DK.

Das mit dem „Schwarzbau“ kann er nicht so stehen lassen. „Wir haben die Padel-Tennis-Plätze auf einem bestehenden, klassischen Tennisplatz errichtet, für den wir eine Betriebsgenehmigung haben. Wir sind davon ausgegangen, dass nur eine Nutzungsänderung nötig ist, weil wir wieder einen Tennisplatz gebaut haben. Aber die Stadt hat einen Bauantrag verlangt.“ Ein Missverständnis.

Das Entscheidende: Es kann weitergespielt werden, sofern der DRCI die Auflagen erfüllt. Die Erdaufhäufungen rund um die Anlage müssen weg. „Wir haben dafür ein Konzept entwickelt“, erzählt von Großmann. Die geschotterte Fläche werde renaturiert. Ferner: Das Flutlicht bleibt aus. Die Glaselemente müssen durch Scheiben ersetzt werden, die für Vogelschutz geeignet sind. Und: Erreicht der Donau-Pegel die Hochwassermeldestufe 1, sind die Glaswände sofort abzubau-en. „Die Tennisanlage ist überflutbar“, sagt von Großmann. „Es ist kein Gebäude und damit keine Barriere für Wasser.“

Sportverein um gute Nachbarschaft bemüht

Und noch ein Wort des Präsidenten zum spätabendlichen Rummel auf den Padel-Courts: „Alle Nachbarn haben die Telefonnummer des Abteilungsleiters Tennis. Er wurde nach 22 Uhr deswegen schon angerufen und ist sofort losgefahren, um die Spieler nach Hause zu schicken. Wir sind sehr um ein gutes Einvernehmen mit unseren Nachbarn bemüht.“

Der Verein hat diese Trendsportart bei sich angesiedelt, um den Mitgliedern und allen, die es werden könnten, „etwas Besonderes zu bieten“. Die Schläge seien gar nicht so laut, wie von den Anwohnern beschrieben, findet von Großmann. „Wenn einer beim klassischen Tennis aufschlägt, knallt es richtig. Aber beim Padel-Tennis wird von unten aufgeschlagen.“ Das sei leiser.

Stichwort Lärm: Da könnte es noch kontrovers werden. Die Stadt hat dem DRCI Grenzwerte auferlegt: 55 Dezibel außerhalb der Ruhezeiten, 50 innerhalb. „Wie soll das funktionieren? Wir liegen direkt an der Westlichen Ringstraße.“ Dort seien tagsüber schnell 50 Dezibel erreicht, „auch wenn keiner Tennis spielt“, so der Präsident. Er stehe gern für Gespräche mit den Nachbarn bereit.

DK