Ingolstadt
Bibliothek im Seilbahnformat

Im Antonviertel steht jetzt eine Büchergondel – am Sonntag wurde sie feierlich eingeweiht

14.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:42 Uhr

Einst beförderte die Gondel der Seilbahn „Flying Mozart“ Skifahrer und Ausflügler in Wagrain in luftige Höhen. Jetzt dienst sie als Ort zum Büchertausch. Foto: Brandl

Schon seit einigen Wochen steht vor dem Gemeindehaus der evangelischen Mennonitengemeinde in der Eigenheimstraße eine ausgemusterte Seilbahngondel.

Die ist nicht etwa dafür gedacht, auf unkonventionellem Wege der himmlischen Kraft näherzukommen – das versuchen die Freichristen freilich weiter im Gebet. Die Gondel, die mit finanzieller Unterstützung zahlreicher Sponsoren und des Bezirksausschusses (BZA) Münchner Straße angeschafft werden konnte, dient vielmehr einem vollkommen irdischen Zweck: Als Büchergondel soll sie das Zusammenkommen in der Gemeinschaft fördern und den Spaß am Lesen bedienen. Am Sonntag wurde die inzwischen mit Büchern bestückte Gondel im Rahmen einer ökumenischen Feierstunde im Beisein von Gästen eingeweiht.

Vertreter der Nachbarkirchen kommen zur Eröffnung

„Es ist nicht die erste Büchergondel in Bayern, aber die schönste“, sagte Gemeindepastor Lutz Heidebrecht in seiner Begrüßung. Er freute sich besonders darüber, dass auch Vertreter der Nachbarkirchen zu diesem Anlass vorbeischauten, darunter Matthias Blaha, Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Anton, der die Gondel mit Weihwasser segnete. Sein evangelischer Amtsbruder Axel Conrad von der Pfarrei St. Markus sprach in seiner Rede davon, dass die Vorläufer von Büchern in Form von Papyrusrollen schon weit vor Christi Geburt existierten und damals wie heute der Weitergabe von Wissen, Religion und der Unterhaltung dienten. „Es ist deshalb wichtig, dass viele Zugang zu Büchern haben. Die Gondel soll dabei helfen“, sagte er. Zugleich stehe der Zweck Gondel als Ort zum Entnehmen und Einstellen von Büchern für christliche Werte wie die Kraft der Gemeinschaft. „Man gibt, nimmt und rechnet nicht auf“, so der Geistliche.

CSU-Stadtrat Matthias Schickel, selbst im Antonviertel wohnhaft, zog einen Vergleich zwischen dem Einsatz der Gondel als Passagierlift und ihrer Funktion als Bücherplatz. Beides seien ideale Orte, um Menschen zueinander zu bringen, sagte er. Als Geschenk stellte er drei Broschüren über die Geschichte des Bahnhofsviertels ein und appellierte an die Anwesenden, es ihm gleichzutun: „Schicken Sie Ihre Bücher auf die Reise und gewinnen Sie neue Freunde fürs Leben.“

„Tolles ökumenisches Gemeinschaftsprojekt“

Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (CSU) nahm die Idee sogleich dankend auf und versprach, ausgelesene Lektüre aus dem eigenen Fundus vorbeizubringen. Sie würdigte die Eröffnung zudem als „tolles ökumenisches Gemeinschaftsprojekt“, das auch dazu einlade, die Kommunikation zu pflegen.

BZA-Vorsitzender Martin Dick (CSU) erinnerte in seinem Redebeitrag noch einmal an den behördlichen Prozess, den das Projekt bis zu seiner Realisierung durchlaufen musste. So bestand eine Auflage darin, dass sich Ehrenamtliche aus dem Viertel um die Pflege der Gondel und das Bücherangebot zu kümmern haben. „Wir freuen uns, dass hier Aktionen geschehen, die eine gute Ergänzung zum Eispavillon sind“, sagte er. Seit einigen Jahren steht bei den Mennoniten ein Eisautomat, der das ganze Jahr über genutzt werden kann.