Es ist uns eine Freude
Beliebte Rubrik im Ingolstädter Lokalteil des DONAUKURIER besteht heuer seit 20 Jahren

13.02.2024 | Stand 13.02.2024, 11:00 Uhr |

Tausende Gesichter und Geschichten: Seit 2004 berichtet im DONAUKURIER jeden Tag ein Mensch, worauf er sich freut. Foto: Eberl (Bearbeitung Hauser)

Es liegt in der Natur der Sache, dass in Zeitungen ernste und schlimme Nachrichten überwiegen. Dabei gibt es an jedem Tag stets auch Gutes, einen Grund sich zu freuen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Seit 2004 finden die Leserinnen und Leser des DONAUKURIER solche positiven, ganz persönlichen, zuversichtlichen Tagesaussichten in der Rubrik „Worauf ich mich heute freue...“ auf der zweiten Lokalseite. Für viele gehört der Blick in die rechte, obere Ecke der zweiten Seite im Lokalteil fest zum täglichen Zeitungslese-Ritual.

Für die Redaktion ist es Teil der täglichen Arbeit, eine „Freude“ – so der Jargon unter den Kolleginnen und Kollegen – zu finden. Weit mehr als 5000 sind bereits erschienen. Die erste war ein Diplom-Bauingenieur aus Großmehring, der sich über den Fleiß seiner Tochter in der Schule freute. Die ist heute Mitte 30 und wird sich kaum noch an jene Physik-Arbeit erinnern, für die sie 2004 so sehr gebüffelt hat.

Meist wird der Job, eine Freude zu finden, von der DK-Redaktion an den diensthabenden Fotografen oder die zuständige Fotografin delegiert. Wer Bilder für die Zeitung macht, ist ohnehin unterwegs, trifft Leute und führt viele Gespräche. Nur während der Corona-Pandemie hat es einige Zeit keine Freude im DONAUKURIER gegeben. Kontakte zu vermeiden, galt damals schließlich auch für Zeitungsleute und mangels Veranstaltungen rückten die Fotografen seltener aus.

„Man kann mit der Freude den Leuten eine Freude machen“

Manchmal werden mit der Freude auch freie Mitarbeiter und Praktikanten betraut. Fremde Leute anzusprechen, gehört zum Kerngeschäft von Journalistinnen und Journalisten. Das will allerdings gelernt sein. Immer wieder sind junge Leute – teils nach Stunden – ohne eine Freude in die Redaktion zurückgekehrt. „Es wollte einfach niemand.“

Tradition beim DONAUKURIER ist mittlerweile, dass Praktikantinnen und Praktikanten am letzten Tag ihrer Zeit beim DK selbst in der Freude erscheinen. Bisher hat sich noch niemand der jungen Leute getraut, sich zu freuen „dass das Praktikum beim DK endlich ein Ende gefunden hat“.

Für die meisten Menschen, die nicht in die Zeitung wollen, ist das Foto die höchste Hürde. „Mittlerweile sage ich gleich von Anfang an, dass es immer auch um ein Bild geht“, erzählt DK-Fotograf Stefan Eberl. Zu oft haben ihm Leute bereitwillig erzählt, worauf sie sich freuen, wollten sich dann aber nicht fotografieren lassen. Eine Freude ohne Foto ist allerdings nicht denkbar.

Kollegin Conny Hammer verfolgt eine andere Taktik. Die Fotografin lässt die Leute erst erzählen und eröffnet ihnen dann, dass auch ein Foto nötig ist. „Notfalls muss man sie dann halt überzeugen.“ Und das gelinge ihr in den meisten Fällen. Nicht selten rufen die Fotografierten dann am nächsten Tag in der Redaktion an und fragen freundlich, ob sie eventuell das Foto aus der Freude haben könnten.

Die überwiegende Mehrheit der Menschen freut sich allerdings, im DONAUKURIER zu erscheinen. Unvergessen das Mädchen, das – nachdem es von einem DK-Fotografen angesprochen wurde – dem verblüfften Zeitungsmann freudig eröffnete: „Davon habe ich immer geträumt.“ŚDie damals 15-Jährige freute sich auf eine „ausgiebige Shoppingtour am Wochenende“, war am nächsten Tag im DK zu lesen. „Man kann mit der Freude den Leuten durchaus eine Freude machen“, resümiert Eberl.

Die allermeisten Freuden haben mit Sozialkontakten zu tun: Gemeinsam ein Eis essen gehen. Einen Geburtstag feiern. Die Enkel sehen. In Urlaub fahren. Oft sind es Kleinigkeiten. Manchmal nur ein sonniger Nachmittag. Für viele Menschen braucht es offensichtlich nicht viel, um sich einen Tag zu verschönen. Eine Freude ist die Freude immer wieder auch für Bekannte und Verwandte. Sie hängen an Schwarzen Brettern in Schulen und Betrieben oder werden von stolzen Eltern und Großeltern ausgeschnitten und sorgsam verwahrt.

So manche Freude ist mit einer Hoffnung verbunden. Horst Seehofer, damals Bundesinnenminister, freute sich am 11. Juli 2020 darauf, dass der FC Ingolstadt 04 doch hoffentlich im Relegationsspiel gegen den 1. FC Nürnberg „über sich hinaus wächst“. Denn: „Unser FC gehört mindestens in die 2. Liga.“ Am Ende war die Freude dann allerdings doch aufseiten des Clubs.

Freudige Anlässe mit ernstem Hintergrund

Kuriositäten sind gar nicht so häufig. Einem Kollegen sprang vor Jahren einmal ein Unbekannter entgegen. „Ich hab’s, ich hab’s“, rief er immer wieder und wollte dem Fotografen unbedingt etwas zeigen. Der Kollege überlegte – während der Mann auf seinem Smartphone ein Foto suchte – woher, er den Unbekannten kennen sollte. „Hier schau“, sagte der Fremde und hielt dem DK-Mann ein Foto eines VW-Käfers entgegen. Langsam dämmerte es. Der glückliche, junge Mann hatte sich viele Monate zuvor im DK darauf gefreut, hoffentlich schon bald den fehlenden Kotflügel für seinen Oldtimer besorgen zu können.

Es gibt auch freudige Anlässe, die nachdenklich stimmen. Eine Frau freute sich einmal, dass eine wichtige, medizinische Therapie offenbar anschlage. Eine andere, dass ihre Scheidung nun bald vollzogen sei. Und so sind unsere täglichen Freuden eben wie die gesamte Zeitung: Bunt wie das Leben.

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