Bald wird’s konkret
Baustellentour steigert Vorfreude auf neues Kunstmuseum

Sorgen wegen internationaler Risikofaktoren

22.03.2022 | Stand 22.03.2022, 20:08 Uhr

Unten durch: Derzeit wird unter anderem an einem Fundament für einen Aufzugschacht gearbeitet (rechts). Der Beton wird dafür portionsweise in die Halle gefahren, nachdem er per Kran in einen Transportbehälter auf dem Grund der Baugrube gebracht wurde (links). Die Zufahrt befindet sich unter der Halle, die auf einer Stützkonstruktion ruht. Fotos: Hauser

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Natürlich besitzt die Museumsdirektorin ihren eigenen Bauhelm. „Konkret“ steht darauf Schwarz auf Weiß. Theres Rohde braucht ihn von Berufs wegen, denn neben der Welt der Konkreten Kunst und des modernen Designs befasst sie sich auch mit profunden Feinheiten des Spezialtiefbaus. „Der Helm ist ein Erbstück von Simone Schimpf“, erzählt Theres Rohde, also ihrer Amtsvorgängerin, die im vergangenen Juli als Direktorin an das Neue Museum Nürnberg gewechselt ist. Damit bekommt Rohde die schöne Aussicht, das Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD) in und unter der historischen Gießereihalle als Hausherrin eröffnen zu dürfen.

„Wir spüren, dass etwas passiert, und das erfüllt uns mit unglaublichem Optimismus, ja Euphorie“, erzählt Theres Rohde am Dienstag bei einer Baustellenführung für den Kulturausschuss, den Helm auf dem Kopf. Sie ist an diesem sonnigen Tag mit ihrer Vorfreude auf das MKKD nicht allein. „Wir erleben hier eine bautechnische Meisterleistung!“, sagt die Kunsthistorikerin, die sich jetzt auch mit so was auskennt.

Das Werk gilt als eines der kompliziertesten und aufwendigsten, aber eben auch faszinierendsten seiner Art in der gesamten Republik. Technisch und planerisch habe man das Projekt gut im Griff, berichtet Baureferent Gero Hoffmann den Stadträtinnen und Stadträten auf der Tour. Sorgen bereiten ihm indes die zusätzlichen Risikofaktoren, auf die man in Ingolstadt kaum Einfluss habe. Corona und steigende Baustoffpreise kenne man. Nun kämen der Krieg gegen die Ukraine und als Konsequenzen Lieferengpässe sowie drohende Energieknappheit hinzu. „Das haben wir vor einem Dreivierteljahr nicht vorhersehen können“, sagt Hoffmann später im Sitzungssaal. Doch mit diesen Risiken werde man leider auf Dauer umgehen müssen. Der Unsicherheit zum Trotz betont er: „Das wird ein toller Raum!“ Fred Over (ÖDP) sieht das genauso: „Ich freue mich darauf, diesen Bau wachsen zu sehen.“

In der Halle ist die maximale Tiefe erreicht: ca. sieben Meter. Hier entstehen die Räume für die Dauerausstellung. Es wird bereits betoniert, aber noch nicht die Bodenplatte, sondern das Fundament für einen Aufzugschacht. Draußen müssen stabilisierende Bohrpfähle in die Erde gebracht werden. Man sei etwa einen Monat im Verzug, berichtet Hoffmann, „aber mit Volldampf unterwegs“. Das Ziel sei die Übergabe des Gebäudes im September 2023.

Das Parterre der Halle soll ein offener Begegnungsort für alle werden, Eintritt immer frei; wer zur Kunst hinab will, muss eine Karte kaufen. „Konkrete Kunst hat viel mit unserem Alltag zu tun: Raster, Organisationssystematik – das ist in der Welt, in der wir leben, wichtig“, erzählt Theres Rhode. „Da sind wir bei Design und Ingenieurskunst. Deshalb ist die Industriestadt Ingolstadt die richtige Stadt für ein Museum für Konkrete Kunst und Design.“

DK