Fernschule
Von Kiew nach Pfaffenhofen: Online-Lernen für geflüchtete Kinder

Die Kuzmenkos aus Kiew kommen in Pfaffenhofen unter – und arbeiten hier weiter an ihrer Fernschule

22.03.2022 | Stand 22.03.2022, 20:06 Uhr

Sofia (von links), Alina und Olena Kuzmenko sind aus Kiew geflüchtet. Sie arbeiten weiter an ihrer Online-Fernschule. Foto: Zinner

Von Christine Zinner

Pfaffenhofen – Vor allem Frauen und Kinder flüchten aus der Ukraine. Im Landkreis Pfaffenhofen ist derweil noch unklar, wann die Kinder in die Schule gehen können und wie das organisiert wird. Die 46-jährige Olena Kuzmenko und ihre Töchter Alina und Sofia wollen eine Lösung bieten: Sie betreiben eine ukrainische Online-Fernschule.

Olena Kuzmenko, die 22-jährige Alina und die 20-jährige Sofia sind selbst aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Pfaffenhofen geflohen. 60 Stunden waren sie in sechs verschiedenen Zügen unterwegs, wie sie erzählen. Über Bekannte landeten sie schließlich bei Anke und Horst Hoffmann. Bei ihnen konnten sie die ersten Tage unterkommen. Da die Kuzmenkos aber möglichst selbstständig sein wollen, haben sie sich in Appartements eingemietet und gehen weiter ihrer Arbeit nach.

Sie gehören zur Fernschule „Dsherelo“, erzählen sie auf Englisch. An ihrer Online-Schule waren bisher ukrainische Kinder angemeldet, die in etwa 60 verschiedenen Ländern leben, erklärt Olena Kuzmenko. Die Schule bietet Unterricht von der ersten bis zur elften Klasse – also gemäß dem ukrainischen Schulsystem von der Grund- über die Mittel- bis zur Oberschule. Danach können sie studieren. Ihre Fernschule sei wie eine Privatschule, berichtet Olena Kuzmenko. Normalerweise müssen Eltern dafür also bezahlen.

Nun aber wollen sie ukrainischen Kriegsflüchtlingen helfen. Denn geflüchtete Kinder können momentan kostenfrei über die Plattform lernen, sagt Olena Kuzmenko. „Die Kinder haben hier keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen“, erklärt sie. Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hätten sich 6000 neue Schüler für einen freien Zugang zur Fernschule eingetragen, sagt Alina Kuzmenko – zuvor lernten 1500 Kinder an der Online-Schule, berichten die drei Frauen.

Laut Olena Kuzmenko arbeiten etwa 70 Lehrer an der Fernschule mit. Auch wenn sich Lehrer und Schüler nicht in einem tatsächlichen Klassenzimmer treffen: Für die Kinder gibt es regelmäßig Rückmeldungen, die Lehrer seien für Fragen erreichbar. Alina Kuzmenko erzählt, die Lehrer lebten in verschiedenen Ecken der Ukraine. Viele würden sich an der Verteidigung des Landes beteiligen, aber parallel an der Fernschule weiterarbeiten.

Für die drei Frauen in Pfaffenhofen ist die Arbeit rund um die Online-Schule eine Ablenkung und „gut für die Psyche“, wie Olena Kuzmenko sagt. Denn viele Bekannte und Freunde sind noch in Kiew. Die drei sind daher auch ihren Helfern in Pfaffenhofen, Anke und Horst Hoffmann, sehr dankbar. Die haben sie anfangs in ihrer Wohnung aufgenommen und ihnen bei behördlichen Angelegenheiten unter die Arme gegriffen. „Sie kannten uns nicht und haben geholfen und dafür ihre Zeit verwendet“, sagt Olena Kuzmenko. Ihre Augen werden dabei feucht.

Die Hofmanns, deren Tochter und der Schwiegersohn unterstützen die Kuzmenkos noch immer, etwa bei der Suche nach einer Wohnung. Sie hoffen auf eine eigene Bleibe, bis der Krieg vorbei ist. Denn für Olena Kuzmenko ist klar: „Wir glauben an den Sieg. Dann werden wir heimgehen und die Ukraine wieder aufbauen.“

DK