Ingolstadt
Ansturm auf digitale Impfpässe

Apotheken stellen seit Montag Zertifikate aus - Keine Termine nötig: "Das dauert drei Minuten"

14.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:10 Uhr
Das gelbe Dokument hat bald ausgedient: Anita Matecko gehörte am Montag zu den Ersten, denen Gregor Heske in der Apotheke Am Pulverl ein digitales Covid-19-Impfzertifikat ausstellte. "Die Nachfrage ist riesig", berichtete er. Das Angebot ist kostenlos. −Foto: Silvester

Ingolstadt - Ingolstadt - Am vergangenen Donnerstag erhielt Anita Matecko in einem Impfzentrum ihre zweite Dosis des Biontech/Pfizer-Vakzins.

Dann bekam sie ihren altgedienten gelben Impfpass mit dem Hinweis auf eine technische Innovation zurück: "Man hat mir gesagt, dass die Apotheken ab Montag digitale Impfpässe ausstellen", erzählte sie. Das probierte sie gleich aus. In der Apotheke erhielt sie nach kurzer Zeit einen DIN-A4-Ausdruck mit einem QR-Code, vergeben vom Robert-Koch-Institut, den sie mit ihrem Handy scannen muss. Damit ist das digitale Zertifikat amtlich.

"Die Nachfrage ist riesig", berichtete Gregor Heske, Inhaber der Apotheke Am Pulverl; er hat Anita Mateckos Impfbescheinigung auf den Weg gebracht. Bis Mittag zählte der Apotheker über 40 Kundinnen und Kunden, die das kostenlose Angebot gleich am ersten Tag nutzten. Sie ahnten nicht, wie spannend sich der Start an diesem Vormittag gestaltet hatte. Das Portal zur Übertragung der Da-ten an das Robert-Koch-Institut wird vom Bayerischen Apothekerverband betrieben. "Vorige Woche hat man uns drei Mal vertröstet", erzählte Heske. "Wir hatten null Vorlaufzeit. " Doch am Montag um 8 Uhr war das System zugänglich, wie angekündigt. Es hakte noch ein paar Mal, stürzte ab. Doch keine halbe Stunde später begann es reibungslos zu laufen - und blieb stabil, berichtete Heske.

So verläuft der Weg zur digitalen Impfdokumentation: Der Apotheker stellt voran: "Bitte nicht anrufen! " Einfach vorbeikommen. Ein Termin ist nicht nötig. Mitzubringen sind der gelbe Impfpass oder ein Ersatzdokument, das eine Covid-19-Impfung bestätigt, sowie der Personalausweis. In der Apotheke ist eine Einverständniserklärung zu unterschreiben. Die App CovPass, die für das digitale Zertifikat nötig ist, bietet das Robert-Koch-Institut auf seiner Homepage zum Herunterladen an. Es sendet auf Antrag einen QR-Code als Pdf-Datei zu, die in der Apotheke ausgedruckt wird. Die Geimpften scannen ihren Code selber und aktivieren damit die digitale Dokumentation. "Das dauert drei Minuten", sagt Heske. Die CovPass-App zeige auch an, ob man schon vollständig geimpft ist, oder wie viele Tage noch bis zur Zweitimpfung vergehen.

Anton Brandl, Inhaber der Oberen Apotheke am Schliffelmarkt, berichtete am frühen Montagnachmittag von "über 100 digitalen Impfpässen", die er und sein Team bisher ausgestellt haben. Zunächst sei das System kollabiert, aber nach 20 Minuten begann es gut zu funktionieren. "Wir sind vorbereitet. " In der Kosmetikabteilung wurde ein Arbeitsplatz nur für das Ausstellen der Digitalzertifikate eingerichtet. Auch hier gelte: Anrufe und Termine sind nicht nötig. Man kann jederzeit kommen. Den gelben Impfpass und den Personalausweis nicht vergessen. Brandl betont: "Es werden dabei keinerlei Patientendaten gespeichert. "

Ganz ausgereift sei die digitale Zertifizierung noch nicht, erzählt der Apotheker: Ein etwas komplexerer Status könne bisher nicht angezeigt werden. "Etwa, wenn jemand von einer Covid-19-Erkrankung genesen ist, aber die zweite Impfung noch nicht erhalten hat. " Dann stehe im Pass "unvollständiger Schutz". Man müsse jedoch grundsätzlich bedenken, "dass es sich hier um eine Impfbestätigung handelt, nicht um einen Gesundheitsstatus".

Das Ausstellen der Zertifikate sei so angelegt, dass in den Apotheken keine Smartphones hin und herwandern müssen. Habe ein Kunde oder eine Kundin jedoch Probleme damit, die App auf das Handy zu laden, helfe das Personal gerne, sagt Brandl. Wer sich schwer tue, den Code zu scannen, müsse sich - etwa vor einer Reise - keine Sorgen machen, weil das in der Apotheke ausgedruckte Blatt mit dem QR-Code auch als Impfnachweis anerkannt werde, etwa auf Flughäfen. "Man kann den Ausdruck auch kopieren. Der QR-Code bleibt ja derselbe", erklärt Brandl. So gibt es den digitalen Impfpass zusätzlich noch klassisch-analog.

DK

Christian Silvester