Wettstetten
"Am Feuergalgen II" im Blickfeld

Knappes Angebot, steigende Preise: Häuslebauer in Wettstetten hoffen auf neues Baugebiet

11.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Annett und Gordon Geißler aus Wettstetten wollen sich für eines der Gemeindegrundstücke im Neubaugebiet "Am Feuergalgen II" bewerben. Ihre drei Kinder Alwin (8), Jette (4) und Heino (1) wünschen sich einen kleinen Garten. - Foto: Gülich

Wettstetten (DK) Der einjährige Heino krabbelt zufrieden über den Esstisch und sortiert Besteck. Er ahnt nichts von den Themen, die seine Eltern gerade umtreiben, nichts von langwieriger Haussuche und erschreckenden Grundstückspreisen im Umland von Ingolstadt. Er ist glücklich in seinem kleinen Universum.

Das sind seine Eltern, Annett und Gordon Geißler, die mit ihren drei Kindern seit 2009 in einer Vierzimmerwohnung in Wettstetten wohnen, grundsätzlich auch. "Uns geht's gut, wir sind zufrieden mit unserem Leben", sagt die 33-jährige Annett Geißler, während sie Heino einen Plastiklöffel reicht. Sie ist von Beruf Verwaltungsfachangestellte in einem 50 Kilometer entfernten Bauamt und gerade in Elternzeit. "Ein bisschen mehr Platz hätten wir gerne mit den drei Kindern. Wir wollen nicht dauerhaft zur Miete wohnen und suchen deshalb seit einiger Zeit nach was Eigenem. Das scheint aktuell fast unmöglich. Aber wenn wir das jetzt nicht machen, dann machen wir's gar nicht mehr." Die Familie möchte gerne in Wettstetten bleiben, wo sie sich rundum wohl und integriert fühlt. Gordon Geißler ist im Radfahrerverein, Annett Geißler im Elternbeirat engagiert. Die Kinder besuchen Schule und Kindergarten.

"Das Neubaugebiet ,Am Feuergalgen II', das gerade erschlossen wird, kommt für uns zeitlich genau richtig", sagt Gordon Geißler, der eigentlich promovierter Bauingenieur ist und als Software-Consultant arbeitet. "Wir werden uns auf jeden Fall bewerben. Der Gemeinderat ist gerade dabei, einen Kriterienkatalog zu verabschieden mit einem Punktesystem für Bewerber. Drei Kinder bedeuten auf alle Fälle schon mal viele Punkte. Seit sieben Jahren leben wir schon im Ort, das ist auch gut. Das Einkommenskriterium scheint mir fragwürdig, denn wenn man so wenig Einkommen hat, dass man viele Punkte bekommt, kann man sich ein Grundstück eher nicht leisten", sagt er.

Die Preissteigerung von Häusern und Grundstücken im Ort ist in der Tat schwindelerregend. Die Grundstücke im Baugebiet "Am Feuergalgen I" wurden in den Jahren 2000 bis 2002 für 201 Euro pro Quadratmeter von der Gemeinde veräußert. Im Neubaugebiet "Am Feuergalgen II" gibt es insgesamt 70 Grundstücke, davon sind 31 im Besitz der Gemeinde. Sie sollen überwiegend im sogenannten Einheimischenmodell verkauft werden, aber natürlich rechnet man auch mit Bewerbern von außerhalb.

Preislich wolle er "unter 500 Euro bleiben", hatte Wettstettens Bürgermeister Gerd Risch schon vor einiger Zeit gesagt. In der März-Sitzung des Gemeinderats wurde der Preis von 490 Euro pro Quadratmeter angedacht. Da sich der Verkaufspreis aber auf den Verkehrswert bezieht und dieser wegen der rasanten Preisentwicklung höchst unklar war, hat die Gemeinde ein Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben, von dessen Ergebnis der Quadratmeterpreis abhängen wird. "Der Preis für Bauland im sogenannten Einheimischenmodell errechnet sich aus dem Verkehrswert minus 25 bis 30 Prozent", erklärt Risch. "Da es im Vorfeld heftige Diskussionen und Kritik gab, sind wir nun alle sehr gespannt auf das Verkehrswertgutachten, das noch vor der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 19. Mai fertig sein soll. Dann kann der Gemeinderat den Verkaufspreis festlegen. Die letzten Berechnungen des Bodenrichtwerts sind schon von 2014, und gerade in den letzten Jahren sind die Preise ja explodiert. Es ist wirklich erschreckend, welche Summen auf dem freien Markt für Grundstücke im Ort bezahlt werden. Da sind auch schon mal 1000 Euro und mehr pro Quadratmeter im Spiel", so der Rathauschef.

Dass Wettstetten so beliebt ist, liegt vor allem an der Lage. Nur vier Kilometer sind es bis zur Technischen Entwicklung von Audi, fünfeinhalb bis zum Audi-Forum und neun bis in die Stadtmitte Ingolstadts - und bis auf ein kurzes Stück Ortsdurchfahrt durch Etting gibt es einen durchgehenden Fahrradweg. Gordon Geißler liebt es, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. "Dass wir hier mehr zahlen müssen für die Lage, ist okay. Weiter draußen hätte man immer die viele Fahrerei und wäre viel mehr ab vom Schuss. Aber wenn die Preise in solch astronomische Höhen steigen, ist das irgendwann nicht mehr machbar. Auch nicht mit einem guten Gehalt und einem im Vergleich noch günstigen Gemeindegrundstück."

Rathauschef Risch freut sich, dass Wettstetten attraktiv ist. "Aber diese extremen Konditionen sind schwierig, über die bin ich nicht so glücklich. Trotzdem werden die Grundstücke ziemlich sicher nicht ausreichen. Genauer können wir die Lage im Moment aber noch nicht einschätzen." Die Gemeinde besitzt keine weiteren Baugrundstücke, müsste für ein weiteres Neubaugebiet also erst selbst Grund erwerben. Das ist laut Risch nicht in Planung. Überhaupt ist das Ziel eher eine Verdichtung innerorts als immer mehr Neubaugebiete außen herum. Rund 100 freie Baugrundstücke gibt es im Ort, allerdings sind die alle in privater Hand - und die meisten werden als Wertanlage "aufgehoben".

Annett und Gordon Geißler sehen den nächsten Wochen und Monaten gelassen entgegen: "Wir sind in keiner Notsituation und haben keine hohen Anforderungen. Natürlich wäre es toll, wenn es mit einem Grundstück am Feuergalgen klappen würde. Wir träumen von einem kleinen Garten mit einem Trampolin und einer Tischtennisplatte. Für die sparen wir schon mal", lacht Annett und deutet auf eine grüne Spardose auf der Küchenarbeitsplatte.