Ingolstadt/Traunreut
Von Natur, Kunst und Kreativität

Aktion im Beuys-Jubiläumsjahr: Eichen-Pflanzungen auch in Ingolstadt und Eichstätt

17.03.2021 | Stand 20.03.2021, 3:33 Uhr
Eiche und Basaltstele: Mit einer Kunstaktion wollen bayerische Kommunen an den 100. Geburtstag von Joseph Beuys erinnern. −Foto: Stadtkultur Netzwerk Bayerischer Städte, Franz Kimmel, dpa

Ingolstadt/Traunreut - In Ingolstadt wird es, wie auch in Eichstätt, Erlangen, Friedberg, Miesbach, München und anderen bayerischen Städten bald eine Eiche und eine Basaltstele geben, die an das wegweisende Kunstwerk "7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" von Joseph Beuys erinnern sollen.

Der bedeutende Künstler hatte am 16. März 1982 bei der documenta 7 die erste Eiche gepflanzt. Fünf Jahre dauerte es, bis das aufgeschüttete Steinlager vor dem Fridericianum abgetragen war. Das Geschenk des Künstlers an die Stadt Kassel hatte zur Bedingung, dass 7000 Bäume, begleitet von je einer etwa ein Meter hohen Basaltstele, auf 7000 Standorte zu verteilen waren.

Die Pflanzung des letzten Baums, die Vollendung des weltweit für Aufsehen sorgenden Werks, erlebte einer der wichtigsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr. Beuys, der überzeugt davon war, dass "ein Mensch, da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ein Künstler ist", dass "die kreative und schöpferische Kraft das wahre Kapital der Menschheit" sei und der mit seinem erweiterten Kunstbegriff der Kunst eine gesellschaftsverändernde Kraft zusprach, starb am 23. Januar 1986. Am 12. Mai vor 100 Jahren wurde er geboren, die bayernweite Aktion würdigt ihn in diesem Jubiläumsjahr.

Initiiert hat das außergewöhnliche Kunst-Pflanz-Projekt "Das Maximum" in Traunreut und dessen Gründer Heiner Friedrich, einer der frühen und wichtigen Sammler und Kenner Beuys' und Mitbegründer der New Yorker Dia Art Foundation, die Beuys und das Eichen-Kunstwerk damals finanziell unterstützte und auch in New York weiterführte. Birgit Löffler, Leiterin von "Das Maximum", hat außerdem umfassende Materialien für Schulen zusammengestellt und mit dem Verein "Stadtkultur Netzwerk bayerischer Städte" mit Sitz in Ingolstadt nun einen bestens vernetzten Schirmherr für das Beuys-Jahr gefunden.

Von der Idee, auch eine Eiche in Ingolstadt zu pflanzen und eine Stele zu errichten, war Gabriel Engert, Kulturreferent der Stadt Ingolstadt, von Anfang an begeistert, sagte er gestern bei der Vorstellung des Projekts. Er dankte den beiden Institutionen für die "tolle Idee". Dieses Werk Beuys' sei immer noch "absolut aktuell", weil es mit ganz vielen Facetten spiele, die auch heute noch wichtig seien: "Die Frage nach Natur, Nachhaltigkeit, Erdgeschichte, dem sozialen Verhalten der Menschen und wie man das alles zusammenbringt. "

Christine Fuchs, Leiterin von "Stadtkultur" und Mitbegründerin des Kasseler Vereins "7000 Eichen" Anfang der 90er Jahre, sagte, dass das Pflanz-Projekt ein Modell, ein Vorbild für den großen Transformationsprozess sein könnte, den es weltweit zu bewältigen gebe. "Im Hinblick auf den Klimawandel wird Nachhaltigkeit als rein ökonomisches Prinzip der Forstwirtschaft nicht reichen. Nachhaltigkeit bedeutet, nur so viele Bäume abzuholzen, wie in der gleichen Zeit nachwachsen können. " Die Transformation benötige jedoch mehr, "einen Impuls, der in eine andere Richtung weist und eine andere Aktivität entfaltet".

Dabei gehe es jedoch auch "um ein neues Verständnis von Natur und Kultur" und in einer größeren, globalen Perspektive darum, "menschliche Kreativität in den Erhalt des Lebensraums Erde zu stecken".

Begeistert von der Idee, Partner der Aktion in Ingolstadt zu werden, war man an der Ickstatt-Realschule. Deren Leiterin, Johanna Mödl, präsentierte eine Fülle an Aktionen und Bildern von Schülerinnen und Schülern, die sich auf vielfältige Art mit dem Thema Baumpflanzung, Natur und Umwelt, Nachhaltigkeit, Kunst und sozialem Miteinander auseinandergesetzt haben. Mödl ist davon überzeugt, dass es "eine Veränderungskraft von Kunst" gibt und sieht die Pflanzung und die Stele auch als Zeichen dafür, dass man in Ingolstadt weiterhin für diese "tolle grüne Stadt, Nachhaltigkeit und Kultur" einsteht.

Die Eiche und die Basaltstele werden in Ingolstadt vor dem Stadtmuseum gepflanzt und gesetzt. Für den Kulturreferenten "der ideale, der optimale Ort". Mit dem Bezug zur Stadt, zum Werk, zur Stadtgeschichte. Engert erhofft sich einen "richtigen Denkort, an dem auch Nachdenklichkeit erzeugt wird".

DK