Ingolstadt
Übernahme der "Neuen Welt" war ein Kostentreiber

22.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:55 Uhr
Teure Rettung: Tobias Klein und Gabriel Engert vor der "Neuen Welt". Im Oktober 2018 übernahm die Stadt das defizitäre Kulturlokal. −Foto: Hauser (Archiv)

Ingolstadt - Das nicht gerade schmächtige Defizit der städtischen Veranstaltungs GmbH für 2019 hat im Finanzausschuss des Stadtrates zu einer Nachfrage der Bürgergemeinschaft geführt.

BGI-Sprecher Christian Lange verlangte von Geschäftsführer Tobias Klein Aufklärung über die Ursachen.

Der im Ausschuss zwecks Verlustabdeckung durch die Stadt vorgelegte Rechnungsabschluss für das Vorjahr weist ein Minus von knapp 412000 Euro aus, das nur zu einem kleineren Teil durch einen Gewinnvortrag aufgefangen werden kann. Der Restbetrag von rund 281000 Euro - und dazu haben die Finanzpolitiker auch ihre Zustimmung gegeben - wird nun in Form eines "Kostenausgleichs für die Erfüllung gemeinwirtschaftlicher Aufgaben", so die Formulierung in der Beratungsvorlage, aus dem städtischen Etat aufgebracht.

Christian Lange vermisste in der Verwaltungsvorlage eine Aufschlüsselung der Gründe für das von ihm so nicht erwartete Defizit ("Das Ergebnis ist erschreckend") und warnte davor, ohne entsprechende Aufklärung der Geschäftsführung Entlastung zu erteilen. Er erinnerte daran, dass in der Argumentation der Verwaltung für die Gründung der Gesellschaft seinerzeit von "Chancen und Möglichkeiten" die Rede gewesen war, den Ingolstädter Veranstaltungssektor zu beflügeln. Dies habe sich nun offenbar "in Risiken umgekehrt".

Laut Tobias Klein gibt es vielschichtige Gründe ("unterschiedliche Aspekte") für die negative Entwicklung im vorigen Jahr. Ein wesentlicher sei sicher die Übernahme der Kleinkunstbühne "Neue Welt" durch die Stadt gewesen, durch die sich vorher nicht vollends kalkulierbare Mehrkosten ergeben hätten. Die Rettung des Lokals und seiner Bühne sei aber für die städtische Kulturszene sehr wichtig gewesen.

Darüber hinaus hätten sich bei manchen Veranstaltungen höhere Kosten allein durch die handwerklichen Begleitarbeiten für Auf- und Abbau ergeben, einige Mietkosten seien höher ausgefallen als zuvor kalkuliert, und es habe auch Steuerberatungskosten ("Wir hatten eine interne Prüfung") gegeben. Die Gesellschaft müsse solche Posten, selbst wenn sie von städtischen Stellen geleistet würden, über Rechnungen begleichen.

OB Scharpf sprang seinem Geschäftsführer hier sofort bei. Dass eine kommunale Gesellschaft alle Dienstleistungen der Stadt auch begleichen müsse, gehöre nun mal zum Prinzip eines solchen rechtlichen Konstrukts. Unterm Strich, so der Rathauschef, bedeute das für die Stadt aber "linke Tasche, rechte Tasche" - mal werde etwas in Rechnung gestellt, und mal müssten Defizite ausgeglichen werden.

Auch Kulturreferent Gabriel Engert nahm die Veranstaltungsgesellschaft gegen Verdächtigungen, unsolide gewirtschaftet zu haben, in Schutz. Die Übernahme der "Neuen Welt" habe ein "gewisses Risiko" bedeutet, das nun zu einem "schwierigen Ergebnis" geführt habe. Der Veranstaltungssektor sei nun mal generell mit Risiken behaftet.

hl