Ingolstadt
Spaß in der Manege

Bei der Premiere des Circus Gebrüder Barelli dürfen junge Zuschauer für einen Moment die Seiten wechseln

09.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:08 Uhr
Perspektivenwechsel: Beim Circus Barelli, der derzeit in Ingolstadt gastiert, kommen Akrobatikfans (rechts unten die mehrfach ausgezeichnete Demian Artistic Group) genauso auf ihre Kosten wie Freunde der Clownerie und von Tierdressuren (links unten Chef Timmy Barelli mit Esel Manolito). Ein echtes Highlight für die kleinen Gäste war indes der Besuch in der Manege mit Gruß auf die Zuschauerränge. −Foto: Lamprecht

Ingolstadt (las) Der süße Duft von Popcorn und gebrannten Mandeln hängt in der Luft, mischt sich mit dem feinen Staub von Sägespänen und kitzelt in der Nase.

Dutzende Paare von Kinderaugen leuchten mit den Scheinwerfern um die Wette. Ihre Besitzer starren gebannt Richtung Manege. Die kleinen, mit Popcorn gefüllten Hände sind irgendwo auf dem Weg zwischen Tüte und offenem Mund stehen geblieben. Zu faszinierend ist das, was es da zu sehen gibt. Denn seit gestern gilt in Ingolstadt wieder: Der Zirkus ist in der Stadt.

Und das ist freilich nicht irgendein Zirkus, sondern der Circus Gebrüder Barelli. Von der Stadt eigens ausgewählt, weil er nicht nur durch hohe Qualität der Nummern besticht, sondern auch, weil er keine Wildtiere in seiner Show hat. Ein Kriterium, das in Ingolstadt inzwischen entscheidend ist. Tiere hat der Circus freilich trotzdem und zwar gleich eine ganze Reihe: Pferde sind da zu sehen, Kamele, Esel und, das ist etwas ganz Besonderes, Kühe. "Die schauen fast aus wie kleine Fanten", findet der zweijährige Tim, der auf dem Stuhl der Loge stehend gerade so über die Bande der Manege schauen kann und das auch mit großer Begeisterung tut. "Die haben dann aber sehr kurze Rüssel", bemerkt seine achtjährige Schwester Amelie grinsend. Tim denkt darüber nach, blickt von der Schwester zur Kuh und wieder zurück: "Kurzrüsselfanten", verkündet er dann triumphierend und widmet sich wieder ganz dem, was sich im Zirkusrund abspielt.

Zu sehen gibt es da genug, denn Barelli bietet, wie Chef Timmy Barelli erklärt, "von allem und für jeden etwas. " Und genau so ist es auch: Da gibt es Akrobaten - derzeit präsentiert unter anderem die mehrfach ausgezeichnete Demian Artistic Group hier ihr KJönnen - Tierdressuren und natürlich auch einen Clown - in dessen Rolle schlüpft bei den Gebrüdern Barelli übrigens der Chef selbst.

Bruder Francesco übernimmt derweil die Moderation und ist auch für die Tiere verantwortlich, die, so erklären beide, "bei uns zur Familie gehören und die wir sehr sehr hoch achten. " Das ist auch der Grund, warum der Zirkus nie auf Wildtiere gesetzt hat: "Was wir halten, das wollen wir gut halten und deshalb wählen wir Tiere, bei denen wir das auch können", sagen sie.

Den Zuschauern jedenfalls scheint es ohnehin egal zu sein, ob da nun Kühe oder Elefanten in der Manege stehen: Das Tierwohl ist ihnen wichtig. Die Unterhaltung ist es ebenso. "Und hier stimmt ganz offensichtlich beides", sagt Brigitte Huber, die mit ihren beiden Kindern in den zur Vorstellung gekommen ist.

Für die achtjährigen Zwillinge jedenfalls scheint der Besuch der ideale Feriennachmittag zu sein: "Besser als Playstation", sagt Max. "Und das will jetzt was heißen", fügt seine Mutter lachend hinzu. Kaum hat er das gesagt, wartet an diesem Nachmittag auch schon das nächste Highlight: Nach der Pause, die sich nahezu alle Zuschauer mit einem Besuch der Tierschau vertreiben, nämlich lädt Timmy Barelli die kleinen Besucher ein zu ihm in die Manege zu kommen. Staunend stehen sie dann da, Blicken hinauf zur Zirkuskuppel, fühlen die Sägespäne unter den Füßen, winken ihren Eltern und Großeltern zu und fühlen sich für einen Moment selbst wie Zirkusleute.

Was sie dann wären, das gehört dabei mit zum Traum: "Akrobat", befindet Max. "Nein, Zirkusreiterin", kontert Schwester Celin. Rollenklischees? Ein bisschen. Schlimm? Nein. Denn wo, wenn nicht im Zirkus ist Träumen nicht nur erlaubt, sondern absolut erwünscht und die Welt da draußen vergessen.

Susanne Lamprecht