Ingolstadt
Aufräumen fürs Patrozinium

Am 15. August findet nach dem Brand der erste Gottesdienst im Münster statt - doch es ist noch viel zu tun

09.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:08 Uhr
Die Seitenkapelle, in der das Feuer ausbrach, ist mit einer riesigen Plane abgeschirmt. Im Kirchenschiff steht momentan noch eine Hebebühne. Zum Patrozinium am 15. August sollen die Gottesdienstbesucher - bis auf die Plane - nichts mehr von dem Brandereignis merken. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) In der Sakristei hängen drei schneeweiße Alben.

Die liturgischen Gewänder, die die Priester unter ihrem Messgewand tragen, haben beim Brand in einer Seitenkapelle des Ingolstädter Liebfrauenmünsters keinen Schaden genommen. Ihrem Einsatz beim Patrozinium am Donnerstag, 15. August, um 10 Uhr steht nichts im Wege. Doch bis zum Fest der Aufnahme Marias in den Himmel gibt es im Münster noch einiges zu tun. Die besagte Seitenkapelle wird auch am Donnerstag, wenn hier der erste Gottesdienst seit der Beinah-Katastrophe zelebriert wird, noch verrußt sein. Sie ist schon jetzt durch eine Plane vom Rest des Kirchenschiffes abgeschirmt. Altar und Kirchenbänke im Münster sowie die Orgel sollen bis zum Patrozinium gereinigt sein. "Die Kirchenbesucher werden nichts von dem Brand spüren", verspricht Kirchenpfleger Willi Hagn.

Noch sind die Gläubigen und Besucher ausgesperrt. Die Haupteingänge sind mit rot-weißen Feuerwehr-Absperrbändern abgeriegelt. Schilder weisen darauf hin, dass das Liebfrauenmünster "bis auf Weiteres gesperrt" ist. Die Gottesdienste finden bis zu Maria Himmelfahrt in der Moritzkirche statt, auch die Orgelkonzerte mussten verlegt werden. Wie berichtet, hatte am Montag, 22. Juli, ein Mann bei einem Besuch im Liebfrauenmünster Feuer in einer Seitenkapelle entdeckt und schnell den Notruf gewählt - noch bevor die Brandmeldeanlage Alarm ausgelöst hatte. So konnte wertvolle Zeit gewonnen werden. Bald darauf hätten die offenbar durch einen Kurzschluss in einer Elektroleitung hervorgerufenen Flammen an den Kirchenbänken und an wertvollen Kunstwerken noch sehr viel größeren Schaden anrichten können. Das schlimmste Szenario - ein Vollbrand des gesamten Kirchenschiffes - hätte aber aller Wahrscheinlichkeit nach auch die normale Brandmeldeanlage, deren Alarm direkt mit der Feuerwehr gekoppelt ist, verhindern können. Dennoch sind sich alle einig, dass man an jenem 21. Juli Riesenglück gehabt habe. Die Fernsehaufnahmen von der Brandkatastrophe in der Notre-Dame in Paris sind noch gut im Gedächtnis. "Und über dem Kirchenschiff sind immerhin sieben Etagen Holz", sagt der Kirchenpfleger, dem noch eine weitere Parallele aufgefallen ist: "Notre-Dame war auch an einem Montag. "

Zweieinhalb Wochen später treffen sich Kirchenpfleger Hagn und Mesner Wolfgang Geiger mit Vertretern des DONAUKURIER zu einer Begehung. Im Kirchenschiff ist der Geruch von Ruß nur noch leicht wahrzunehmen. Der Boden wurde bereits grob gereinigt. Im Gang vor den Seitenaltären steht eine riesige Hebebühne, mit deren Hilfe die Experten bis in 24 Meter Höhe gebracht werden können. In der mit einer Plane abgeschirmten Seitenkapelle, in der das Feuer entfacht wurde, steigt einem der Brandgeruch trotz Dauerentlüftung deutlich in die Nase. Es sieht fast aus wie am Tag nach dem Brand. Nur die Kunstgegenstände sind entfernt worden. Eines der stark angegriffenen Gemälde ist ein Werk aus dem 17. Jahrhundert. Es zeigt den Jesuitenpater Jakob Rem, dessen Grab sich unter der Kapelle befindet. Laut Restaurator soll sich das Gemälde wiederherstellen lassen. Das in derselben Seitenkapelle an der gegenüberliegenden Wand angebrachte Gnadenbild der "Dreimal wunderbaren Mutter" hat keine Brandschäden erlitten, wurde aber durch Rauch in Mitleidenschaft gezogen. Großen Schaden nahm "das wertvollste Exponat der Kirche", wie Kirchenpfleger Hagn sagt, ein Kreuz aus dem 12. Jahrhundert - "es ist das älteste Kunstwerk im Liebfrauenmünster".

Wie hoch der entstandene Schaden in Euro bemessen ist, ist noch immer unklar. Die ursprünglich genannten rund 100000 Euro bezogen sich allein auf die Schäden der Seitenkapelle, so Hagn. Was die Reinigung des Mielich-Altars, der erst 2016 eingeweihten Bach-Orgel und der Raumschale im Kirchenschiff zusätzlich kostet, weiß man noch nicht. Experten sind dabei, die Schäden zu beziffern. Gutachten dazu werden gerade erstellt. Hauptfrage bei der Oberflächenanalyse: Was ist als Aufschlag aus dem Brandereignis zu werten und was als normale Patina? Restaurator Robert Zenger nimmt etliche Reinigungsproben. Dazu wird ein Latexgemisch auf die Wand aufgetragen. Wenn das nach der Trocknung gummiartige Material abgezogen wird, geht der vorhandene Ruß mit. Nach einem ähnlichen System funktioniert die spätere Komplettreinigung der Kapelle - nur mit größerer Fläche.

Ruth Stückle