Gregor Gysi: "Diesmal sind alle kribblig"

15.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:36 Uhr

Das Gespräch mit den Bürgern suchte Gregor Gysi (links) am Sonntag vor seiner Rede im Gasthaus Schrätzenstaller in Hettenshausen. Der Fraktionsvorsitzende der Linken unterstützte mit seinem Auftritt die Partei bei ihrem Landtagswahlkampf. - Foto: Alt

Pfaffenhofen (alm) Im Endspurt vor der Landtagswahl hat am Sonntag auch Die Linke einen prominenten Vertreter in den Landkreis locken können. Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag, kam nach Hettenshausen, um den rund 250 Zuhörern die Ziele seiner Partei näher zu bringen.

Bevor der Gast aus Berlin aber im Gasthaus Schrätzenstaller erschien, betrat noch MdB Eva Bulling-Schröter die Bühne und zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Linke nicht zum Bunten Gipfel auf die Trabrennbahn eingeladen worden war. "Die denken, wir wären so unbedeutend. Wenn wir so unbedeutend wären, würde von der CSU gegen uns kein Kreuzzug geführt werden," kritisierte die Bundestagsabgeordnete.

Nacheinander stellte sie dann noch die Kandidaten für Landtag und Bezirkstag, Uschi Maxim, Ulrike Hodek, Manfred Lindner, Günther Ellböck und Christian Moll vor. Einige der Kandidaten standen noch für eine kleine Frage-und-Antwort-Runde zur Verfügung, ehe "Stargast" Gregor Gysi den gut gefüllten Saal betrat.

"In Bayern hatte ich es immer etwas leichter," gestand der Bundestagsabgeordnete, "weil man dachte, ich sei eh keine Gefahr. Das ist spätestens seit heuer vorbei," bemerkte er scharfzüngig und versprach dem Publikum: "Über fünf Prozent werden wir kommen."

In seiner Rede wetterte er gegen völkerrechtswidrige Handlungen in Georgien und die Art der Terrorismusbekämpfung in Afghanistan. "Kriege fördern den Terrorismus," äußerte Gysi seine Meinung und forderte einen Ausstieg "aus der Spirale der Gewalt". Auch am Neoliberalismus hatte der Fraktionsvorsitzende einiges auszusetzen. "Deregulierung, Deliberalisierung und Sozialabbau" seien die großen Probleme der Bundesrepublik. Mit der Deregulierung nehme man den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Rechte, die Privatisierung verletzte die Pflicht des Staates zur Daseinsfürsorge und der Sozialabbau führe dazu, "dass der Reichtum zugenommen hat, aber eben auch die Armut", schilderte der Politiker.

"Die beiden Zwillinge Huber und Beckstein haben mit der Zukunft nichts zu tun," erklärte Gysi und erläuterte die Vorstellungen der Linken. Angefangen bei der paritätischen Beteiligung der Unternehmen an der Rente, über die Börsenumsatzsteuer zur Vermögens- und Einkommensteuer, bis hin zur Chancengleichheit bei Bildung und schließlich der Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn.

Den CSU-Politikern im Bundestag unterstellte Gysi, in letzter Zeit immer häufiger von Anträgen der Linkspartei, zum Beispiel bei der Abschaffung der Pendlerpauschalkürzung oder der Abschaffung des "Steuerbauches", abzuschreiben: "Nicht genügend, aber immerhin," freute er sich.

"Diesmal sind alle kribblig," stellte Gysi mit Blick auf den Wahlausgang am 28. September fest: "Wenn wir die Fünf- Prozent-Hürde schaffen, ist das eine Art Weltereignis".