Ingolstadt
Kammerspiele-Entwurf wird zum Politikum

Thema rückt auf Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses

28.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:38 Uhr
Einen Theaterbau teils über der Donau stellen sich Architekt Peter Bachschuster und Bürgermeister Sepp Mißlbeck vor. −Foto: Entwurf Büro Bachschuster

Ingolstadt (sic) Man kann sagen: Der hat gesessen. Mit seinem Vorstoß, die Kammerspiele des Stadttheaters hoch aufragend an der Schlosslände zu errichten und nicht, wie im Wettbewerbsverfahren vorgesehen, auf der kleinen Grünfläche zwischen Schlosslände und Tränktorstraße, hat Sepp Mißlbeck (UDI) eine intensive Diskussion ausgelöst. Der Entwurf des Architekten (und UDI-Mitglieds) Peter Bachschuster avancierte zum Stadtgespräch, seit der DK vor einer Woche eine erste Ansicht des Konzepts veröffentlicht hat. Das Gebäude soll sich über die Schlosslände hinweg über die Donau neigen. Zahlreiche Leserbriefe erreichten die Redaktion, die allermeisten mit Lob für Bachschusters Schauspielhaus.

In den anderen Stadtratsfraktionen kommt Mißlbecks Initiative, wie am Dienstag berichtet, gar nicht an. Parteiübergreifend wird kritisiert, der Bürgermeister würde den laufenden Architektenwettbewerb für die Kammerspiele in Frage stellen (Bachschuster hat sich nicht beworben) und nur schöne Bilder liefern; einen Entwurf fern jeder Faktenbasis und der Auflagen, an die sich die Architekten im Verfahren halten müssten.

Politisch betrachtet, ist Mißlbecks Vorstoß ein Alleingang. Er steht ziemlich einsam an der Schlosslände. UDI-Fraktionskollege Gerd Werding distanziert sich. "Mir gefällt der Bachschuster-Entwurf relativ gut und ich bin nicht zu 100 Prozent dagegen, aber ich habe große Bedenken, ob das im finanziellen Rahmen bleiben würde. Ich weiß auch nicht, wie wir aus dem Verfahren rauskommen", sagte er am Freitag auf Anfrage des DK. Am Ende drohten Schadenersatzforderungen der beteiligten Architekten. Werding ist Mitglied der Entscheidungskommission für den Wettbewerb. "Am Tag, nachdem Bachschusters Plan veröffentlicht worden ist, hat man mich gefragt, ob ich noch zu dem Verfahren stehe oder nicht." Antwort: "Ich stehe klar zu den Kriterien des Verfahrens!" Und an denen gehe Mißlbecks Konzept "völlig vorbei". Werding rät, zunächst prüfen zu lassen, ob es überhaupt möglich ist, das Ausschreibungsverfahren zu stoppen, um Bachschusters Plan irgendwie zu integrieren. Wenn das unrealistisch sei, brauche man nicht weiterzudebattieren.

Die UDI-Stadträtinnen Dorothea Soffner (Fraktionsvorsitzende) und Simone Vosswinkel wünschen jetzt in einem Antrag (den Mißlbeck und Werding nicht unterschrieben haben), dass der Stadtrat "einen Moment innehalten sollte, um die Gelegenheit, am Donauufer zu bauen, nochmals zu durchdenken." Sie habe auch der "große Zuspruch aus der Bevölkerung" dazu bewogen. "Die Chance, die Donau so in die Stadtgesellschaft zu integrieren statt sie wie bisher links liegen zu lassen, ist ein Anliegen der Bürgerinnen und Bürger."

Soffner und Vosswinkel beantragen, bis zur Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am nächsten Dienstag (Beginn 16 Uhr) zu klären, "unter welchen Voraussetzungen der bisherige Wettbewerb gestoppt werden kann", welche Kosten dadurch entstehen, welche bereits angefallen sind, und wann ein neuer Realisierungswettbewerb mit einer Festlegung des Baugebiets direkt an der Donau beschlossen werden könnte.

Wie die Stadt am Freitag mitteilte, steht der UDI-Antrag am Dienstag auf der Tagesordnung des Ausschusses. An dieser Sitzung sollen neben Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, Intendant Knut Weber und dem Geschäftsführer der INKoBau, Alexander Fall, auch externe Fachleute teilnehmen. Eingeladen werden unter anderem Vertreter einer Fachanwaltskanzlei und die Stadtheimatpfleger.