Riedenburg
"Ahoi, Kapitän!"

Mit einer feierlichen Verabschiedung verlässt Bernhard Sandl die Brücke der Raiffeisenbank Riedenburg

28.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:38 Uhr
Eine Piratenflagge und Schatzkiste zum Abschied erhielt Bernhard Sandl (l.), der scheidende Direktor der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing, aus der Hand seines bisherigen Vorstandskollegen Konrad Kolbinger. −Foto: Rast

Riedenburg/Altmannstein (rat) Nach fast 44-jähriger Tätigkeit ist Bernhard Sandl als Vorstand der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing verabschiedet worden. Sämtliche Redner bei der Feierstunde am Mittwochabend im Riedenburger Ortsteil Buch waren sich einig, dass Sandl maßgeblich zur positiven Entwicklung der Genossenschaftsbank beigetragen hat. Die Laudatio hielt Jürgen Gros, der Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (siehe eigenen Bericht). Der 60-jährige Sandl verlässt die Bank aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch. Zu seinem Nachfolger im Vorstand berief der Aufsichtsrat Ende Mai Thomas Buchner.

Vorstand Konrad Kolbinger, der den Abend moderierte, bedauerte, dass nun ein "langer, erfolgreicher, angenehmer und oft lustiger gemeinsamer Weg" zu Ende geht. "Bernhard Sandl ist ein allseits geschätzter und anerkannter Chef", betonte Kolbinger. Er überreichte seinem scheidenden Vorstandskollegen eine mit einem Geschenk gefüllte Piratenschatztruhe nebst Piratenflagge und verabschiedete Sandl mit den Worten "Ahoi, Kapitän!".


Von einem traurigen Tag sprach der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (CSU). Mit der Person von Sandl verlasse ein "Banker mit Leidenschaft und Kämpfer für die Raiffeisenbank" das Haus. Sandl habe stets ein offenes Herz für die Menschen und insbesondere für die Kleinunternehmer bewiesen. Neumeyer wies zudem auf das politische Engagement des Direktors hin, der 14 Jahre als Schatzmeister der CSU im Kreis Kelheim fungiert habe. "Verliere den Humor nicht", riet der Landrat dann Sandl für dessen Ruhestand.

"Bernhard Sandl ist ein erfolgreicher Vorstand der Bank im Herzen der Riedenburger Altstadt", erklärte Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU). Er sei ein Macher, für den aber immer der Mensch zähle. "Auf Sandl war und ist immer Verlass." Lösch würdigte zudem das ehrenamtliche Engagement des Direktors. Er war zwölf Jahre Vorsitzender des Volksbildungswerks Riedenburg. Nach dessen Auflösung habe Sandl maßgeblich dazu beigetragen, dass die Stadt eine eigene Volkshochschule mit einer Außenstelle in Mindelstetten gegründet habe. Lösch erwähnte zudem Sandls Einsatz als Gründungsmitglied des Historischen Vereins.

Leise Wehmut schwinge an diesem Abend mit, bedauerte Altmannsteins Bürgermeister Norbert Hummel (CSU), der zudem Vorsitzender des dreiköpfigen Aufsichtsrates der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing ist. Eine "lange und erquickliche Zusammenarbeit mit einem engagierten Bankvorstand" gehe nun zu Ende, beklagte Hummel. Sandl habe sich diesem Amt "mit Haut und Haaren verschrieben" gehabt. "Er nahm seine Verpflichtungen sehr ernst." Der Direktor sei aber zugleich von dem Wunsch durchdrungen gewesen, Dinge in seiner Heimatregion zu bewegen. Durchsetzungsfähigkeit, Bodenständigkeit, Fairness und ein umfangreiches Netzwerk hätten Sandl ausgezeichnet. So sei es gelungen, die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing "überaus erfolgreich weiterzuentwickeln". Hummel erwähnte aber auch den "nie versiegenden Humor" des künftigen Bankdirektors im Ruhestand.

Sandl habe privat wie beruflich viele Lebensziele erreicht, stellte Albert Lorenz, der Vorsitzende des Kelheimer Kreisverbandes des Raiffeisenbanken, fest. Seit 2014 habe der Riedenburger als stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes fungiert. Dabei sei Sandl die Weiterentwicklung des Warengeschäfts am Herzen gelegen, berichtete Lorenz. "Unsere Waren GmbH ist nun für die Zukunft erfolgreich aufgestellt."

Es sei eine enorme Wegstrecke gewesen vom Lehrling in Lobsing bis ins Riedenburger Vorstandsbüro, meinte Alfred Schmidtner, der im Namen des Betriebsrates sprach. Nach einem beruflichen Intermezzo in Dachau sei Sandl dann doch wieder dem "Lockruf aus Riedenburg" gefolgt. Im Jahr 2002 sei er schließlich in den Vorstand berufen worden, ein Amt, "in dem er Spuren hinterlässt". Bezeichnend für Sandls Führungsstil sei gewesen, dass er sich stets "Mitstreiter und keine Mitläufer" gewünscht habe.

Das Schlusswort gebührte dann dem scheidenden Vorstand. "Ich bin überwältigt und tief gerührt", gestand Sandl. Er dankte den Rednern für die Wertschätzung, die sie ihm persönlich, aber auch der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing entgegenbrächten. "Und ich bin dankbar für die Erfahrungen aus über 43 Jahren Berufsleben." Sandl wurde von den Mitarbeitern und den vielen Ehrengästen mit lange anhaltendem Applaus verabschiedet. Er hatte bereits in der Einladung darauf hingewiesen, keine Abschiedsgeschenke für ihn zu kaufen und das Geld lieber auf ein Sonderkonto zur Unterstützung des Kindergartens St. Johannes sowie der Grund- und Mittelschule in Riedenburg zu überweisen.

 

Unabhängig von Aktionären und Börsenanalysten

Riedenburg/Altmannstein (rat) Als die "Champions der nationalen und europäischen Bankenlandschaft" hat Jürgen Gros die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken bezeichnet. Bei der Verabschiedung von Direktor Bernhard Sandl am Mittwochabend in Riedenburg untermauerte der Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern seine Analyse mit vielen Zahlen.

So würden die Genossenschaftsbanken in Bayern inzwischen ein Gesamtvolumen von 102 Milliarden Euro an Krediten an ihre Kunden ausgeben. Etwa 20 Prozent aller Firmenkredite und rund 25 Prozent aller Privatkredite würden von den Genossenschaftsbanken vermittelt. Das Wachstum in diesem Geschäftsbereich habe zuletzt 6,1 Prozent betragen.


"Im vergangenen Jahr haben wir 1,2 Milliarden Euro vor Steuern verdient", berichtete Gros. "Das ist mehr als die weltweit agierende Deutsche Bank." Die Steuerlast bezifferte er in Summe auf 400 Millionen Euro. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass die Volks- und Raiffeisenbanken ein besseres Rating aufweisen würden als viele Wettbewerber. "Wir sind die stabilste und erfolgreichste Bankengruppe in Europa", konstatierte der Präsident in seiner Laudatio für Sandl.

Gros nannte folgende Ursachen für das erfolgreiche Wirtschaften der Genossenschaftsbanken: Nähe zu den Menschen, tiefe Verwurzelung in der Region auch dank der 2,7 Millionen Mitglieder, Beratung am Ort und Verlässlichkeit in Krisenzeiten. "Wir sind unabhängig von Aktionären und Börsenanalysten", sagte Gros dankbar.

Die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing habe zum Erfolg der gesamten Gruppe einen "wesentlichen Beitrag" geleistet. Gleichzeitig trage sie zum Wohlstand in der Region bei. Ein Vorstand wie Bernhard Sandl müsse dabei vielfältige Aufgaben bewältigen. "Er ist der Kapitän auf der Brücke und gibt den Kurs vor." Dabei müsse der Vorstand die Belegschaft mitnehmen, Veränderungen gestalten und - falls nötig - Härte beweisen. "Der Vorstand geht als Vorbild voran, er muss vorleben, was er sagt." Der Vorstand sei "das Kraftzentrum, das den anderen Mitarbeitern die Kraft gibt", betonte der Präsident. Konflikte dürften nicht gescheut und unterschiedliche Meinungen müssten ausgehalten werden, sagte Gros an die Adresse der anwesenden Vorstände aus Riedenburg und vieler Nachbarbanken. Es gelte, Diskussionen zu führen und einsame Entscheidungen zu vermeiden. Nur dank dieser Strategie gebe es die Genossenschaftsbanken bereits seit 160 Jahren, stellte Gros stolz fest.

Bernhard Sandl sei hier ein Vorbild gewesen. "Er trieb einen großen persönlichen Aufwand und hatte Mut zum Gestalten", meinte Gros. Dass der Name der Raiffeisenbank in der Region derart hell strahle, sei auch dem scheidenden Direktor zu verdanken.

 

Unabhängig von Aktionären und Börsenanalysten

Riedenburg/Altmannstein (rat) Als die "Champions der nationalen und europäischen Bankenlandschaft" hat Jürgen Gros die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken bezeichnet. Bei der Verabschiedung von Direktor Bernhard Sandl am Mittwochabend in Riedenburg untermauerte der Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern seine Analyse mit vielen Zahlen.

So würden die Genossenschaftsbanken in Bayern inzwischen ein Gesamtvolumen von 102 Milliarden Euro an Krediten an ihre Kunden ausgeben. Etwa 20 Prozent aller Firmenkredite und rund 25 Prozent aller Privatkredite würden von den Genossenschaftsbanken vermittelt. Das Wachstum in diesem Geschäftsbereich habe zuletzt 6,1 Prozent betragen.


"Im vergangenen Jahr haben wir 1,2 Milliarden Euro vor Steuern verdient", berichtete Gros. "Das ist mehr als die weltweit agierende Deutsche Bank." Die Steuerlast bezifferte er in Summe auf 400 Millionen Euro. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass die Volks- und Raiffeisenbanken ein besseres Rating aufweisen würden als viele Wettbewerber. "Wir sind die stabilste und erfolgreichste Bankengruppe in Europa", konstatierte der Präsident in seiner Laudatio für Sandl.

Gros nannte folgende Ursachen für das erfolgreiche Wirtschaften der Genossenschaftsbanken: Nähe zu den Menschen, tiefe Verwurzelung in der Region auch dank der 2,7 Millionen Mitglieder, Beratung am Ort und Verlässlichkeit in Krisenzeiten. "Wir sind unabhängig von Aktionären und Börsenanalysten", sagte Gros dankbar.

Die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing habe zum Erfolg der gesamten Gruppe einen "wesentlichen Beitrag" geleistet. Gleichzeitig trage sie zum Wohlstand in der Region bei. Ein Vorstand wie Bernhard Sandl müsse dabei vielfältige Aufgaben bewältigen. "Er ist der Kapitän auf der Brücke und gibt den Kurs vor." Dabei müsse der Vorstand die Belegschaft mitnehmen, Veränderungen gestalten und - falls nötig - Härte beweisen. "Der Vorstand geht als Vorbild voran, er muss vorleben, was er sagt." Der Vorstand sei "das Kraftzentrum, das den anderen Mitarbeitern die Kraft gibt", betonte der Präsident. Konflikte dürften nicht gescheut und unterschiedliche Meinungen müssten ausgehalten werden, sagte Gros an die Adresse der anwesenden Vorstände aus Riedenburg und vieler Nachbarbanken. Es gelte, Diskussionen zu führen und einsame Entscheidungen zu vermeiden. Nur dank dieser Strategie gebe es die Genossenschaftsbanken bereits seit 160 Jahren, stellte Gros stolz fest.

Bernhard Sandl sei hier ein Vorbild gewesen. "Er trieb einen großen persönlichen Aufwand und hatte Mut zum Gestalten", meinte Gros. Dass der Name der Raiffeisenbank in der Region derart hell strahle, sei auch dem scheidenden Direktor zu verdanken.