Ingolstadt
Ingolstadts OB Lösel: "Die Großprojekte stehen nicht zur Debatte"

Stadt-Spitze und IG Metall sind mit der von Audi getroffenen Vereinbarung zufrieden - und blicken leicht optimistisch nach vorne

26.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:39 Uhr
 Ingolstadts OB Christian Lösel −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) OB Christian Lösel (CSU) ist froh, dass für die Audi-Belegschaft eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde. "Die Zulieferer haben aber große Anstrengungen vor sich", räumte er ein. Die Stadt will jetzt ihre Wirtschaftsförderung in Richtung neue Technologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Wasserstoff, autonomes Fahren oder auch Clean Tech (saubere Technologie) noch weiter verstärken - und zwar gemeinsam mit Gewerkschaften, Betriebsräten und Unternehmen, wie Lösel ausdrücklich betonte.

Ziel sei eine Transferstrategie, um in Aussicht gestellte Fördermittel für neue Technologien abzurufen. "Die Bewerbungen sind draußen", so der OB. Bei Wissenschaftssymposien oder Unternehmensgründungen will Lösel die Stadt "wahrnehmbar positionieren". Er hofft, dass sich die ganzen Anstrengungen wie etwa China-Strategie, IN-Campus oder Digitales Gründerzentrum, um nur einige zu nennen, dann bezahlt machen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt er.

Bei den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt erwartet er kurzfristig noch keinen Rückgang, da der VW-Konzern auf eines der besten Ergebnisse der vergangenen Jahre zusteuere und heuer offenbar einen recht satten Gewinn einfahre. Tendenziell sei aber mit etwas weniger Gewerbesteuereinnahmen zu rechen, erklärte Lösel.

"Die Großprojekte wie Kitas, Schulen oder Straßen stehen nicht zur Debatte", erklärte der OB. Die Stadt könne diese Vorhaben finanzieren, allerdings nur aus den Rücklagen. Weiteres Vermögen kann sie nach seinen Worten nicht aufbauen.

Allzu optimistisch mag Bernhard Stiedl, Chef der IG Metall Ingolstadt, nach Verabschiedung der Grundsatzvereinbarung nicht erscheinen. "Aber wenn man weiß, was das Unternehmen im Vorfeld wollte, ist es ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten", sagte Stiedl. Die Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bis Ende 2029 schaffe Sicherheit. Dass die Erfolgsbeteiligung bestehen bleibt, wertete Stiedl auch als "Riesenerfolg". Den Stellenabbau müsse man hinnehmen - da stehe Audi in der Automobilbranche ja nicht alleine da. Die dazu getroffene Vereinbarung sei zumindest "sehr sozialverträglich". Und dass die Absatzzahlen sich künftig nur noch nach unten entwickeln, sei kein Naturgesetz. Sie könnten ja auch wieder steigen. "Dann würde Audi auch wieder Personal aufbauen", sagte der IG-Metall-Chef. Jetzt gelte es, die Mitarbeiter für die Transformation hin zur Elektromobilität fit zu machen. Die IG Metall habe schon mit der Technischen Hochschule und der Agentur für Arbeit gesprochen. Diese hätten zugesichert, passgenaue Qualifizierungen anbieten zu können.

Stiedl sagte, er rechne nicht mit einem großen Personalabbau bei Audi-Zulieferern, wie er von manchen befürchtet werde. Natürlich hätten Firmen wie Conti Temic, Schaeffler oder Bosch in der derzeitigen Wirtschaftslage Probleme. "Aber es gab in den letzten Jahren schon Anpassungen und Kurzarbeit. " Mit den nun getroffenen Vereinbarungen wüssten alle, wie es weitergeht. "Jetzt können wir uns in aller Ruhe in der Region darauf einstellen. "

Fotos: Eberl

Bernhard Pehl, Thorsten Stark