Ingolstadt
Weniger ICE – aber Strecke wird schneller

05.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Ab Dezember rasen weniger ICE durch den Ingolstädter Bahnhof. Einige der Züge, die auch bisher nicht hielten, werden in Zukunft über Augsburg geleitet. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Die Deutsche Bahn sorgt für Erstaunen in Ingolstadt: Sie schickt mit dem Fahrplanwechsel weniger ICE-Züge über ihre teure Neubaustrecke zwischen München und Nürnberg. Vier Zugpaare laufen ab Dezember über Augsburg. Doch das soll keinerlei Auswirkungen auf die Schanzer haben.

In 23 Jahren vom Plan zur Wirklichkeit: So lange dauerte es, ehe im Mai 2006 die ersten beiden ICE zur Jungfernfahrt auf der Neubaustrecke von Ingolstadt nach Nürnberg rasen konnten. Rund 3,6 Milliarden Euro haben Bahn und Steuerzahler dafür aufbringen müssen. Diese Summe wurde in das Prestigeprojekt der Bayerischen Staatsregierung verbaut. Nicht zuletzt, da sich die Fertigstellung gleich um mehrere Jahre verzögerte.

Vorausgegangen war ein intensiver und ebenfalls jahrelanger Streit darüber, wie die Route denn überhaupt verlaufen sollte. "Augsburg wird abgehängt" – unter diesem Motto hatte der Bezirk Schwaben von vorneherein gegen die Variante Ingolstadt gekämpft. Regionale Politiker und die Wirtschaftsvertretungen favorisierten den Ausbau der Linie Augsburg-Donauwörth. Das hätte Studien zu Folge rund eine Milliarde weniger gekostet. Allerdings auch weniger Reisezeit eingespart.

Die Augsburger fühlten sich seit der Jungfernfahrt in ihren Befürchtungen bestätigt: Nur mehr 13 ICE- und IC-Zugpaare, also jeweils in beide Richtungen, liefen zuletzt über die Fuggerstadt, in der sich Politik und Wirtschaft weiter unablässig bei der Bahn beschwerten. Mit Erfolg offenbar: Wie Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel gerade in Augsburg verkündete, bekommen die Schwaben ab Dezember vier Zugpaare mehr – die alle bisher über Ingolstadt fuhren.

Die Bahn beeilt sich über eine Sprecherin aber gleich zu versichern: "Es ergibt sich für Ingolstadt keine wesentliche Änderung." Jede Stunde fährt weiter mindestens jeweils ein ICE in Richtung München und Nürnberg. Die Züge, die abgezogen werden, "sind alle bisher durchgefahren", erklärt die Sprecherin. Auch die Taktung bleibe "nach dem jetzigen Planungsstand" so erhalten, dass sich jeweils zur vollen Stunde eine Drehscheibe für die Reisenden ergibt, die auf Anschlusszüge angewiesen sind.

Die neue Regelung wird bis 2013 gelten, sagte Josel in Augsburg. Sie könnte aber auch verlängert werden, wenn die Schwaben nur zahlreich genug einsteigen. "Das ist eine Chance für Augsburg", so Bayerns Bahnchef.

Als Hintergrund für die Zugverschiebung gibt die Bahn größere Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Ingolstadt und Pfaffenhofen an, so dass es zu "Kapazitätseinschränkungen" kommen wird. Wie die Bahnsprecherin bestätigt, werde an dem Stück südlich von Ingolstadt, auf dem die ICE bisher nur 160 Stundenkilometer schnell fahren konnten, der "Endausbau" vorgenommen. Man will die Strecke beschleunigen. Für Details sei es aber zu früh.

Das alles zielt aber wohl auf eine weitere Aufwertung der Strecke ab. Denn immerhin werden parallel dazu knapp 15 Millionen Euro in den barrierefreien Umbau des Ingolstädter Hauptbahnhofs investiert. Er wird trotz Turbulenzen planmäßig Ende 2011 fertig sein. "Wir können den Termin halten", sagt die Sprecherin.

Und mit der Auslastung der Neubaustrecke dürfte der Konzern auch zufrieden sein. Der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte sich vor Eröffnung einen Fahrgastzuwachs um 30 Prozent erwartet. Seit der Jungfernfahrt sind es 60 Prozent, bestätigt die Bahnsprecherin.