Ingolstadt
Der ungleiche Zweikampf

Bei den Bundestagswahlen wird der Abstand zwischen CSU und SPD immer größer

23.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Sozialdemokrat ohne Chance: Die optische Präsenz des SPD-Kandidaten Stefan Schieren im Piusviertel zahlte sich an der Wahlurne nicht aus. Der Eichstätter Professor bekam in Ingolstadt nur 18,4 Prozent der Erststimmen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Jahrzehntelang kämpften CSU und SPD in Ingolstadt auf Augenhöhe gegeneinander. Doch die Bundestagswahl vom Sonntag hat gezeigt: Inzwischen sind die Sozialdemokraten weit davon entfernt, den Christsozialen noch gefährlich werden zu können.

Mehr als doppelt so viele Ingolstädter gaben diesmal der CSU ihre Zweitstimme wie der SPD. Jeder Zweite (50,4 Prozent) machte sein Kreuz bei der CSU, nur jeder Fünfte (19,4 Prozent) bei der SPD. Zwar mobilisierten auch schon in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Konservativen mehr Wähler als die rote Konkurrenz, aber die Distanz zwischen den beiden großen Parteien war zu Zeiten eines Bundeskanzlers Adenauer noch überschaubar. Vor 60 Jahren, im September 1953, landeten die Christsozialen in der Stadt Ingolstadt bei 44,1 Prozent, während die Genossen auf 29,3 Prozent kamen.

Den Gipfel ihrer Popularität erreichten die Sozialdemokraten, als in Bonn Willy Brandt in einer sozial-liberalen Koalition regierte. Der charismatische Parteichef bescherte der SPD einen enormen Aufschwung. Nie zuvor und danach nie wieder erreichten die Sozialdemokraten die 42,9 Prozent der Bundestagswahl 1972. Doch selbst während der Kanzlerschaft Brandts war die CSU in Ingolstadt noch ein Stück weiter vorn in der Wählergunst. Sie verbuchte 51 Prozent.

Danach ging es für die Genossen abwärts, ausgenommen 1998, als Gerhard Schröder CDU-Kanzler Helmut Kohl ablöste. Die SPD Ingolstadt schaffte damals noch respektable 35,6 Prozent der Zweitstimmen, die CSU landete bei 48,5. Seitdem blieb die SPD unter 30 Prozent mit dem Tiefpunkt 2009: 16,8 Prozent.

Die Christsozialen erreichten ihren Gipfel 2002 mit Kanzlerkandidat Edmund Stoiber. 57,2 Prozent der Ingolstädter Wähler gaben seinerzeit der CSU ihre Stimme. Nur 1983 hatte die Partei ein ähnlich gutes Ergebnis erreicht (56,9 Prozent).

Bei den Schanzer Liberalen liefert ein Blick in die Nachkriegsgeschichte erstaunliche Erkenntnisse. Denn die FDP erzielte bei der ersten Bundestagswahl 1949 nahezu das gleiche Resultat (5,3 Prozent) wie am vergangenen Sonntag (5,5). Da schließt sich gewissermaßen der Kreis. Ganz unten war die Schanzer FDP im Jahr 1957, als es bei ihr nur zu 2,4 Prozent reichte. Das Allzeithoch der Partei liegt allerdings erst vier Jahre zurück: 12,9 Prozent.

Die Grünen kämpfen erst seit 1980 um Wählerstimmen. Nur einmal gelang es ihnen bisher in Ingolstadt, (beinahe) zweistellig zu werden: 2009 landete die Ökopartei bei 9,6 Prozent. Am Sonntag verbuchte sie immerhin ihr zweitbestes Ergebnis (7,7 Prozent). In der Versenkung verschwunden sind die rechten Republikaner, die nur einmal nennenswert in Erscheinung traten, nämlich 1990 mit 5,6 Prozent der Stimmen.

Das traurigste Kapitel ist die Beteiligung. Von einer Quote wie bei der Brandt-Wahl 1972 – damals gaben fast neun von zehn Ingolstädtern ihre Stimme ab – können die Parteien heutzutage nur noch träumen. Am Sonntag waren es nicht einmal zwei Drittel, die zur Wahl gingen. Die Quote lag in Ingolstadt bei 62 Prozent.