Ingolstadt
Noch mehr geschmuggelte Welpen

Die vielen Hundebabys aufzupäppeln kostet viel Zeit und Geld dafür braucht das Tierheim Unterstützung

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Süß, aber kaum zu stemmen: Vor einigen Wochen wurde schon wieder ein illegaler Hundetransport aus dem Osten gestoppt. Das Tierheim nahm die Welpen auf. Silvia Welz (links) kann die lebhaften Australian-Shephard-Mischlinge kaum bändigen, als der DK-Fotograf ein Bild schießen will. Friseurmeisterin Sonja Rieke (rechtes Bild) spendet die Einnahmen eines Tages fürs Tierheim und seinen Zuwachs. Das freut Karl Ettinger (rechts) vom Tierschutzverein, der auch einen Haarschnitt bekommt. - Fotos: Eber

Ingolstadt (DK) Die aus Tschechien stammenden Hundewelpen im Ingolstädter Tierheim sind richtige Medienstars: Vergangenen Samstag hat sogar das Fernsehen über ihr Schicksal berichtet, das sich inzwischen zum Besseren gewendet hat. Nun sind vier neue Hundewaisen dazugekommen.

Diesmal kam der illegale Transport aus Rumänien - an Bord vier Australian-Shepherd-Mischlinge, allesamt sehr krank. "Sie sind in Quarantäne", sagt Silvia Welz, stellvertretende Leiterin des Tierheims, die sich den Vierbeinern nur in Schutzkleidung nähern darf. Die anderen Welpen, die mit dem ersten Schwung kamen, wurden wegen der Ansteckungsgefahr auch wieder isoliert.

Es war ein Trauerspiel, als die Polizei im Januar diesen illegalen Welpentransport stoppte und die winzigen Hundebabys im Tierheim landeten. Da die Welpen viel zu früh von ihren Müttern getrennt wurden und in sehr schlechter Verfassung waren, brauchten sie eine intensive und liebevolle Betreuung. Das kostet viel Zeit und Geld, erklärt Karl Ettinger, Vorsitzender des Tierschutzvereins. "Der Personalaufwand ist riesig - allein für die 14 Welpen von der ersten Beschlagnahme haben wir zirka 30 000 Euro aufgewendet." Unter anderem musste Chihuahua-Mischling Mogli operiert werden, denn er hatte einen Wasserkopf.

Immer, wenn Tiere Not leiden, tritt Sonja Rieke auf den Plan. Die Friseurmeisterin aus dem Augustinviertel sammelt seit Jahren Trinkgelder aus ihrem Salon für das Tierheim. Um den Hundewelpen zu helfen, hat sie sich spontan bereiterklärt, die Einnahmen eines Tages vom Salon Sonja zu spenden - insgesamt rund 1000 Euro. Karl Ettinger weiß zu schätzen, dass auf seine Tierfreundin aus der Sandtnerstraße und ihr Team Verlass ist.

Weniger zufrieden ist Ettinger mit der Unterstützung der Stadt Ingolstadt. "Vor vier Jahren haben wir einen Fundtiervertrag ausgehandelt,", erklärt der Vereinsvorsitzende. "Da sind die Beschlagnahmen eingeschlossen, die damals noch kein Thema waren. Jetzt kommt ein illegaler Tiertransport nach dem anderen - da kollabiert ein Tierheim." Ettinger möchte deshalb mit der Stadt über eine höhere Fundtierpauschale verhandeln, die pro Einwohner berechnet wird. "Wir stellen uns 80 Cent pro Kopf vor, wie vom Tierschutzbund empfohlen - also insgesamt rund 100 000 Euro pro Jahr." Derzeit bekommt der Verein etwa die Hälfte. Außerdem soll für beschlagnahmte Tiere künftig extra abgerechnet werden.

Audi zeigt ein Herz für Tiere: Am vergangenen Samstag, dem Freiwilligentag, haben Mitarbeiter die Wände des Tierheims frisch gestrichen. "Danach haben wir ein Public Viewing veranstaltet und den Beitrag von Vox angeschaut", so Ettinger. In der Sendung "Tierbabys - süß und wild!" stellte Tierheimleiterin Katja Payer die Welpen aus Tschechien vor. Die Reaktionen waren laut Ettinger überwältigend: "Noch am gleichen Abend kamen Anrufe, Mails und Kommentare auf Facebook." Einig sind sich alle, dass den dubiosen Tierschmugglern aus dem Osten das Handwerk gelegt werden muss. "Wer sich ein Tier zulegen möchte, der sollte sich ausschließlich an seriöse Züchter vom Verband deutscher Hundezüchter wenden", sagt Ettinger. "Oder noch besser ein Tier aus dem Tierheim holen." Der kleine Mogli hat schon ein neues Zuhause gefunden, so wie die meisten Hunde vom ersten Transport, fünf leben zurzeit noch im Tierheim. Das freudig-ausgelassene Fellgewusel, das über Silvia Welz herfällt, sobald sie die Box betritt, zeigt, wie sehr sich die Welpen über menschliche Zuneigung freuen. Die vier Australian-Shepherd-Mischlinge dürften auch schnell vermittelt werden. Und dann gibt es da noch 15 andere Hunde . . . und Katzen, und Vögel und anderes Getier.