Ingolstadt
Warmer Wohlklang

Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel spielte Einweihungskonzert in St.Anton

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Gelungene Premiere: Organist Ludwig Ruckdeschel ließ die neue Orgel in ihren ganzen Fülle erklingen - Foto: Wittmann

Ingolstadt (DK) Nach der Weihe der neuen Orgel von St. Anton vor einer Woche folgte am vergangenen Freitag das große Einweihungskonzert. Es spielte der Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel. Eine Besonderheit dabei: Der Orgelspieltisch wurde auf eine Leinwand übertragen. So konnten die Besucher den Organisten nicht nur hören, sondern auch sehen.

Die Pfarrkirche St. Anton stellt mit ihrem leicht halligen Raum eigentlich einen idealen Ort für geistliche Konzerte dar. Bisher konnte die Kirche für solche Veranstaltungen jedoch kaum genutzt werden, fehlte doch die angemessene Königin der Instrumente, eine konzertfähige Orgel.

Organist Ludwig Ruckdeschel ließ die Orgel in ihrer ganzen Fülle erklingen. Schon beim ersten Werk, dem Präludium in Es-Dur von Johann Sebastian Bach, konnte man nicht nur hören, sondern vor allem spüren, dass das neue Instrument mit seinen kräftigen Pedalbässen die Kantilenen der Oberstimmen ausgewogen unterstützt. Ruckdeschel spielte das Werk in stringentem Tempo und füllte mit den Plenumstimmen der Orgel den Raum mit glitzerndem Barockklang. Bereits mit Bachs Choral „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ konnte der Organist demonstrieren, wie variantenreich die Disposition der Mathisorgel geworden ist. Aber noch eine barocke Bachorgel für Ingolstadt?

Die Überraschung brachte Franz Liszts Präludium und Fuge über B-A-C-H. Nur dem Namen nach war hier der große Komponist zugegen. Klanglich konnte man den Eindruck haben, ein ganz anderes Instrument zu hören: schwirrten doch die verhaltenen Töne einer Traversflöte, eines Salicional oder einer Vox coelestis durch den hohen Raum, brausten letztlich zu einer voluminösen, aber immer weichen und nie aufdringlichen Klangwolke auf, wunderbar warmer Wohlklang.

Dem Orgelbauer Hermann Mathis ist es ganz offensichtlich gelungen, ein Werk zu schaffen, auf dem Bach’sche Musik angemessen gespielt und die romantische Musik des 19. Jahrhunderts ideal gestaltet werden kann. Das zeigte sich dann bei Max Regers „Ave Maria“ und Toccata und Fuge in d/D erneut, deren Interpretation Ruckdeschel sehr gefühlvoll gelang.

Mit einer freien Improvisation über das Adventslied „Wachet auf“ konnte der Passauer Domorganist nicht nur seine musikalischen Fähigkeiten, sondern auch die bunte Vielfalt der Klangmöglichkeiten der Orgel vollends unter Beweis stellen. Fasziniert verfolgten die Konzertbesucher dabei das Agieren des Künstlers, das auf die Leinwand in der Kirche übertragen wurde.

Kurze textliche Einführungen von Ruckdeschel ermöglichten es den Zuhörern, die Themen der Kompositionen noch besser zu verstehen. Auch vor dem „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne spielte der Organist die Melodie einmal vor, so dass sie durch alle Stimmen bis ins Pedal weiterverfolgt werden konnte. Nach der virtuos gespielten Fuge in Es-Dur von Bach bedankte sich das Publikum der gut gefüllten Kirche mit lang anhaltendem Applaus.