Ingolstadt
Statt dem Lenz ist der Ärger da

10.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:10 Uhr
Kulturreferent Gabriel Engert. −Foto: Foto: oh

Ingolstadt (DK) Mit der öffentlichen Präsentation der Bürgerfestpläne hat sich Kulturreferent Gabriel Engert Ärger eingehandelt. Stadträte fühlen sich überrumpelt. Damit rückt das eigentliche Thema in den Hintergrund: Denn zum Umzug der Veranstaltung als Sommerlenz an die Donau gehen die Meinungen klar auseinander.

Quer durch alle Fraktionen sind die Reaktionen auf Engerts Informationspolitik gleich: "Eine ungute Geschichte", sagt Otto Sixl (CSU). "Eine ganz eigenartige Vorgehensweise", meint Johann Stachel (Freie Wähler). "Das geht nicht", sagt Manfred Schuhmann (SPD). "Wir werden nur noch pro forma einbezogen", folgert Petra Kleine (Grüne). Ungehalten bis sauer zeigten sich die altgedienten Politiker, die fast alle im Ausschuss für Sport, Freizeit und Veranstaltungen sitzen. Denn sie mussten die Nachricht, dass das Bürgerfest durch den Sommerlenz an der Donau ersetzt werden soll, mehr oder weniger aus der Zeitung erfahren. Dabei sollten sie ja über das Konzept beschließen.
 

"Das ist eine Veranstaltung der Stadt und nicht des Kulturreferenten", ärgert sich Kleine. "Da sollten auch die Bürgervertreter entscheiden." Erstmals umfassend werden die Stadträte in einer Sondersitzung des Veranstaltungsausschusses informiert: nächsten Donnerstag, eine Dreiviertelstunde vor der Stadtratsvollversammlung.

Engert ist überrascht. "Ich kann verstehen, dass es Diskussionen gibt, weil es ein gewagter Schritt ist, das Fest zu verlegen." Den Unmut der Stadträte wollte er allerdings nicht auf sich ziehen. "Es war keine böse Absicht, die nicht einzubeziehen. Wenn das der Eindruck war, dann tut es mir leid." Engert versichert: "Ich diskutiere gerne darüber."

Das gefühlte Vorpreschen erklärt er so: "Im Gegensatz zu den Volksfesten, die der Ausschuss komplett entscheidet, war das Bürgerfest immer Geschäft der Verwaltung." Gespräche und Manöverkritik seien stets mit dem Wirteverband und IN-City gelaufen. So auch, "als nach dem Bürgerfest 2009 die Kritik massiv war – und vollkommen zu Recht", sagt Engert. In dem Wirtegesprächskreis sei die Idee gekommen, alles zu ändern.

Dafür braucht Engert aber den Segen der verstimmten Politiker. Ihm droht jetzt Widerstand aus Trotz. "Das ist möglich", sagt er, will aber umgehend Gespräche mit allen führen. Überzeugungsarbeit ist nötig, denn zum Sommerlenz gibt es unterschiedliche Meinungen. Zu den Zweiflern gehört CSU-Ausschusssprecher Otto Sixl: "Ob eine totale Verlegung der richtige Weg ist, weiß ich nicht." Manfred Schuhmann lehnt klar ab: "Das Bürgerfest gehört in die Altstadt. Es lebt ja auch vom Flanieren in den engen Gassen." Die komplette SPD-Fraktion sei der Meinung: "Das ist keine gute Idee." Es gebe schon das Donaufest (samt Fischerstechen) der Narrwalla und das Open Flair im Klenzepark. Schuhmann erwartet intensive Diskussionen.

"Der Käse ist gebissen", sagt dagegen Johann Stachel. Er ist über die Umstände alles andere als glücklich ("Die Verwaltung reißt alles an sich"), könnte aber mit der Grundidee des Sommerlenz leben. "Das mit der Donau ist sehr reizvoll", sagt er und liegt mit den gesamten FW auf Linie. "Alles, was dazu dient, die Donau stärker in das Leben der Stadt einzubeziehen, ist begrüßenswert", teilt Fraktionschef Peter Gietl mit.

Und auch Petra Kleine ("Ich war nie ein Bürgerfest-Fan") verweist darauf, dass der Sommerlenz gut in das Donaukonzept ihrer Grünen passt.