Ingolstadt (DK) Die ersten Pläne für den Innovationscampus von Audi auf dem früheren Bayernoil-Gelände haben den Bund Naturschutz (BN) aufgeschreckt. Er sorgt sich um die 15 Hektar, die auf dem früheren Raffinerieareal „renaturiert“ werden sollen.
Vor der Stadtratssitzung am Donnerstag schlägt der BN Alarm. Der Kreisvorsitzende Michael Würflein (kleines Foto) schickt im DK-Gespräch eines voraus: Die örtlichen Vertreter von Bund Naturschutz und auch Landesbund für Vogelschutz (LBV) begrüßen das Engagement von Audi durchaus. Das Gelände werde „nicht filetiert“, zudem von den Altlasten befreit und auch der Gedanke an einen Innovationscampus klinge „durchaus positiv“, sagt Würflein. Obwohl sich die Naturschützer einst ein Drittel der ursprünglich 105 Hektar großen Industriebrache als Rückgabe an die Natur wünschten, haben sie sich mit den inzwischen zugesagten 15 Hektar durchaus arrangiert. „Da hat sich Audi nicht lumpen lassen“, sagt Würflein.
Doch hier endet die positive Stimmung bereits, weil ein detaillierter Blick in den Bebauungsplan – über den der Stadtrat kommenden Donnerstag, 30. Juli, in seiner Vollversammlung abstimmen wird – den Kreisvorsitzenden und seine Mitstreiter aufgeschreckt hat.
Da wäre zunächst einmal die Markierung für die 15 Hektar große Pufferfläche, die es zum bereits bestehenden, einzigen Naturschutzgebiet im Ingolstädter Stadtgebiet dazu geben soll. Sie ist im Plan grün markiert und als „Entwicklungsfläche für Natur und Landschaft“ ausgezeichnet. „Also das kann alles oder nichts sein“, ist Würflein besorgt wegen der fehlenden konkreten Angaben. Als Bestätigung für die „berechtigte Angst“ des BN zieht er die erste Visualisierung heran. Mitten in die schützenswerten 15 Hektar ist das sogenannte Dorf für Start-up-Unternehmen eingezeichnet, mehrere Einzelgebäude, „die stören uns am meisten“, so Würflein.
Auch mit der restlichen Bebauung, wie sie dem Audi-Plan zu entnehmen ist, hadern die Naturschützer. „Also mit einem Campus hat das nichts zu tun“, sagt Würflein, dem die dicht gestaffelten Häuser mit einer Höhe von bis zu 55 Metern im zentralen Kern und dem „ominösen Turm“ am Nordende, der sogar 75 Meter („Das höchste Gebäude Ingolstadts“) werden darf, wenn der Plan genehmigt wird, aufgefallen sind.
In dem Plan haben die Naturschützer die Kennzeichnung „GI“ für „Gewerbegebiet“ vielfach entdeckt. „Das heißt, Audi kann dort dann machen, was es will“, weiß Würflein. Zwar gibt der Autobauer an, ein Innovationszentrum mit Entwicklungsarbeitsplätzen zu errichten. Aber dabei werden „viele schwammige Formulierungen verwendet“, klagt Würflein. Es werde immer auf den „aktuellen Planungsstand\" Bezug genommen. „Der kann sich je nach Weltmarktlage ganz schnell ändern“, denkt der BN-Kreischef. „Am Ende bekommen wir hier doch einen Produktionsstandort mit all den Folgen hin“, führt er den Gedanken „für den schlimmsten Fall“ zu Ende. Dabei gebe es hier die Chance, „einen historischen Fehler zu korrigieren“. In den 1960er Jahren sei die Raffinerie mitten in den Auwald gesetzt worden.
Würflein sagt: „Ich plädiere dafür, ehrlich zu sein.“ Audi solle konkret sagen, „was die hier machen wollen“. Entsprechend eingeengt sollten laut Würflein die Vorgaben des Bebauungsplans sein. Sollten die Stadträte den Plan in der vorliegenden Form genehmigen, „dann ist die Stadt nicht mehr Herr des Verfahrens“, befürchtet der BN-Vorsitzende, obwohl die frisch gegründete IN-Campus GmbH zur Entwicklung des Geländes von Audi und der Stadttochter IFG (als Juniorpartner) mitgetragen wird.
Auch bei der Verkehrsanbindung des neuen Audi-Geländes plagen die Naturschützer große Bauchschmerzen, wenn sie die Pläne erblicken. Die Autobahnausfahrt Ingolstadt-Süd wird zur Straße Am Auwaldsee hin erschlossen. Im Plan ist direkt an der Anschlussstelle ein mögliches Gewerbegebiet eingezeichnet. Beidseits der neuen Straße, obwohl im Osten ein „landschaftsschutzwürdiges Gebiet“ kartiert ist. „Ein weiteres Gewerbegebiet an dieser Stelle“, fragt Würflein ratlos. „Dann ist der Auwaldsee komplett eingerahmt und in die Zange genommen.“ Dabei sollte man eher versuchen, so der Wunsch der Naturschützer, das Naherholungsgebiet noch viel mehr aufzuwerten. „Das alles muss man den Stadträten für die Sitzung mit auf den Weg geben.“