Ingolstadt
Malender Chronist

Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum zeigt auch unbekanntere Werke von Johannes Eppelein

04.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

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Ingolstadt (DK) 50 Jahre nach dem Tod Johannes Eppeleins präsentiert das Stadtmuseum bis 26. Juli eine Sonderausstellung unter dem Titel „Maler und Chronist Ingolstadts“.

Wie zuvor Gustav Schröpler schuf er ein „Bilderbuch seiner Stadt“ und dokumentierte Jahrhunderte alte Ansichten und Veränderungen. Bei der Ausstellungseröffnung durch Bürgermeister Sepp Mißlbeck waren auch etliche Mitglieder der Familie Eppelein anwesend. Museumsleiterin Beatrix Schönewald erläuterte anschließend Leben und Werk des 1891 in Münchstein bei Neustadt an der Aisch als Sohn eines protestantischen Pfarrers geborenen „malenden Chronisten“ der Stadt. Eppelein kam nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und nach seinem Militärdienst 1918 als Leutnant der Reserve nach Ingolstadt und blieb bis zu seinem Tod als freischaffender Künstler in der Stadt, wobei er als Hauptmann auch im Zweiten Weltkrieg einrücken musste. Sein Atelier führte Eppelein in der Harderstraße.

Nahezu ein halbes Jahrhundert lang hat er Ingolstadt in Öl und Aquarell festgehalten. Vor allem seine frühen Werke mit den Gebäuden, Straßen und Plätzen der Stadt haben nicht selten auch einen topografischen Wert. Eppelein war ein sehr vielseitiger Künstler und zählte zu den profiliertesten in Ingolstadt. Stadtansichten standen zwar im Mittelpunkt seines Schaffens, er malte aber auch Porträts, Stillleben und Landschaften. Vor allem aber war er ein geschätzter Freskenmaler. Allerdings sind nur noch wenige seiner Wandbilder erhalten. Bekannt sind der heilige Antonius in der Antoniusschwaige, das Bild des Grafen Solms von Münzenberg an der alten Donaubrücke, das dort freilich nur in einer Kopie zu sehen ist, die „Disputation“ an der Hohen Schule, „Die Sieben Schwaben“ an der Theresienstraße, „Der Brauer“ an der Poppenstraße und der „Jesaja“ im rechten Innenschiff der Matthäus-Kirche. Auch sein eigenes Haus an der Klenzestraße hat Eppelein mit einem Fresko verziert. Es ist noch erhalten und zeigt seine Frau in ein Buch vertieft und seine Tochter beim Ballspiel.

Außerdem arbeitete er nebenbei als Gebrauchsgrafiker und entwarf Plakate – wie beispielsweise für den Barthelmarkt –, Festschriften, Urkunden sowie Ehren- und Gedenktafeln für Firmen und Vereine, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind.

Die bietet einen interessanten Überblick über das Werk Eppeleins, darunter etliche Arbeiten aus Privatbesitz. Viele Ansichten von Kreuztor, vom Münster und vom Neuen Schloss sind zu sehen, darunter auch eine recht ungewöhnliche Ansicht mit den winterlichen, schneebedeckten Wahrzeichen der Stadt. Klein aber fein ist auch ein noch deutlich expressionistisch geprägtes Werk über einen modernen Industriebetrieb. Eppelein hat sich später von dieser Stilrichtung immer mehr entfernt. Ungewöhnlich im Werk des Künstlers ist ein Akt, der ebenfalls in der aktuellen Ausstellung gezeigt wird, eher kurios dagegen eine Schützenscheibe für den früheren Direktor des Bürgerlichen Brauhauses Ingolstadt, Josef Jehle, auf die tatsächlich geschossen wurde, wie an den Löchern zu sehen ist.

Mehr als einen Blick wert sind die Karikaturen aus den 50er Jahren. Auf humorvolle Weise hat Eppelein die offenbar damals schon zunehmende Verkehrsbelastung aufs Korn genommen. Interessant sind seine Frauenporträts und die Auszüge aus den Skizzenbüchern, die das Stadtmuseum in den 80er Jahren erwerben konnte. Auch Eppelein selbst mit seiner typischen Baskenmütze ist zu sehen – gemalt von einem seiner Kollegen.

Bei der Ausstellungseröffnung war der Barocksaal im Stadtmuseum gut gefüllt. Zahlreiche Mitglieder der Familie Eppelein hatten sich in Ingolstadt versammelt. Und sie hatten wieder einmal ein Geschenk für das Stadtmuseum im Gepäck: zwei Bilder ihres bekannten Vorfahren.