Ingolstadt
Alles ist möglich

Bald soll der Ideenwettbewerb für die Kammerspiele beginnen mit größtmöglichen Freiheiten

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Einfahrt vor historischer Kulisse: Inwieweit die Tiefgarage Theater-Ost bebaut werden kann und wie sie in einen neues Gebäude integriert werden könnte, muss noch geklärt werden. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Im letzten Sitzungsdurchlauf des Stadtrats vor der Sommerpause soll die Entscheidung fallen, wie es mit den Kammerspielen weitergeht. Der Verwaltung schwebt ein Ideenwettbewerb mit renommierten Architekturbüros vor - ohne Einschränkungen.

Ein Gebäude, zwei Gebäude, direkt ans Stadttheater angrenzend oder freistehend, am Donau-Ufer oder auf dem Theatervorplatz - alles ist denkbar. Das mögliche Gebiet, wie es sich das Stadtplanungsamt vorstellt, reicht im Westen bis vor zur Adenauerbrücke beziehungsweise zur Tränktorstraße, im Süden bis vor zur Donau, im Osten bis zur Rossmühlstraße und im Norden bis hinter die Allee vom Neuen Schloss bis zur Mauthstraße. Ob nun dafür der Wochenmarkt weichen müsste, die Schlosslände deutlich abgesenkt wird oder die Parkplätze am Stadttheater verschwinden und trotz der statischen Herausforderungen auf der Tiefgarage gebaut wird - nichts soll im ersten Schritt ausgeschlossen werden. "Es wird ein Wettbewerb wie eine Machbarkeitsstudie", sagt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle begeistert. "Es wird spannend sein zu sehen, wie die Planer das im Wettbewerb aufgreifen", ergänzt die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Ulrike Brand, ebenfalls mit Leuchten in den Augen.

15 renommierte Büros aus Europa hat die Stadt angeschrieben, und 14 haben bereits ihr Interesse bekundet. Die Namen sollen erst öffentlich werden, wenn die Sitzungsvorlage für den Stadtplanungsausschuss am 11. Juli steht, in dem dann über das Prozedere abgestimmt wird. Unter den möglichen Wettbewerbskandidaten befänden sich gleichermaßen Experten für Theater-Architektur wie Büros, die damit absolutes Neuland betreten, so viel könne sie schon verraten, sagt Preßlein-Lehle. Als Preisrichter konnten sie den britisch-US-amerikanischen Architekten und Architekturhistoriker Kenneth Frampton gewinnen, der an der Columbia University in New York lehrt. Sein Name habe sicherlich für viele Büros als ein Argument eine Rolle gespielt, glaubt die Stadtbaurätin. Es sei aber nicht das einzige gewesen: "Das Theater ist eine Architekturikone." Wie ein Schiff liege es vor der Stadt direkt an der Donau. Auch sie spüre die Verantwortung, für die Kammerspiele eine dazu passende Gestaltung zu finden, sagt Preßlein-Lehle.

Schließlich hätten jeder Ingolstädter und viele Bewohner aus dem Umland eine Beziehung zu dem Gebäude. "Es war ja jeder schon mal drin. Und wenn's nur beim Faschingsball war", sagt Ulrike Brand. Parallel zum Wettbewerb, der bei entsprechendem Beschluss im August starten und über dessen Ergebnisse der Stadtrat dann im Oktober entscheiden könnte, werden die Theatergespräche fortgesetzt. Dabei haben die Bürger die Möglichkeit, mit Experten über die geplante Generalsanierung des Stadttheaters und die Kammerspiele zu diskutieren. Aus dem ersten Gespräch habe man schon einige Anregungen mitnehmen können, sagt Preßlein-Lehle. Zum Beispiel auch, dass die Statik der Tiefgarage unter dem Platz eine Rolle beim Bau spielen könnte.

Das nächste Gespräch findet nun am Sonntag, 25. Juni, statt. Die Stadtbaurätin, Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer, der Kritiker des Standorts der Kammerspiele am Stadttheater ist, der Zürcher Architekt André Bideau, der an der Harvard University unterrichtet, sowie Ueli Zbinden, der Bundesexperte für Heimatschutz und Denkmalpflege in der Schweiz ist, wollen mit den Bürgern über die Qualitäten des Stadttheaters, den Stadtraum und die Potenziale eines Neubaus der Kammerspiele sprechen. Beginn ist um 11 Uhr. In einem weiteren Gespräch sollen sich bald Zeitzeugen des Stadttheater-Baus äußern, um noch einmal die Bedeutung des Gebäudes hervorzuheben.

Die Bürger werden auch die Möglichkeit haben, sich konkret mit den Plänen für die Kammerspiele auseinanderzusetzen. "Wir werden eine Bürgerbeteiligung machen, wenn die Entwürfe da sind", sagt Preßlein-Lehle.

Um konkrete Gebäude geht es bei dem städtebaulichen Ideenwettbewerb übrigens erst einmal nicht, sondern nur darum, was gestalterisch wo prinzipiell möglich wäre. Es könne theoretisch auch sein, dass der Wettbewerb ergebe, dass nirgendwo rund ums Stadttheater ein Standort passe, sagt die Stadtbaurätin. "Dann brauchen wir eben einen Plan B." Dann käme womöglich doch wieder der Klenzepark bei der Reithalle auf den Tisch.