Ingolstadt
"Gesundheit sexy machen"

Philip Pogoretschnik (27) will mit der App Humanoo den Krankenstand in den Betrieben minimieren

11.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Das Smartphone als Gesundheitsberater: Philip Pogoretschnik bietet mit Humanoo eine entsprechende App an. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) "Man muss Gesundheit cool gestalten." Sie "sexy machen". Diese Worte stammen von Philip Poretschnik. Der 27-Jährige will mit der eHealth-App Humanoo die betriebliche Gesundheitsförderung digitalisieren. Und den Krankenstand deutscher Großunternehmer minimieren.

Ende 2015 hat der aus Kösching stammende, mittlerweile in Berlin lebende junge Mann, dessen Vater die Pogo-Gruppe mit über 20 Läden zwischen Ingolstadt und Regensburg gehört, das Unternehmen Humanoo mit Sitz in Berlin und Ingolstadt gegründet. Heute beschäftigt das Start-up-Unternehmen an beiden Standorten nicht nur ein internationales Team vom 80 Mitarbeitern aus acht verschiedenen Nationen, es hat auch bereits renommierte Kunden wie eine große Bank, einen Elektronikriesen, einen Technologiekonzern und eine Supermarktkette. Mit einem großen Krankenhaus sei man gerade in Verhandlung. Konkrete Firmennamen nennt Pogoretschnik nicht, als er, einen PR-Referenten an seiner Seite, in der Redaktion des DONAUKURIER sitzt, um das Unternehmen vorzustellen.

Dass Humanoo in kurzer Zeit so erfolgreich ist, ist nicht zuletzt finanzkräftigen Partnern zu verdanken. Hauptinvestor ist die Berliner Company Builder Rheingau Founders. Auch den Internet-Unternehmer Oliver Samwer, der mit seinen Brüdern die Start-up-Schmiede Rocket Internet betreibt, hat Pogoretschnik von seiner Geschäftsidee überzeugt. Auch Rocket Internet ist finanziell an dem digitalen Lifestyletool als neue Form des betrieblichen Gesundheitsmanagements beteiligt.

Diesen Monat haben rund 5000 Mitarbeiter Zugang zu der App, bis Ende August hat sich der Jungunternehmer zum Ziel gesetzt, 20 000 Menschen darüber zu betreuen, ihnen gezielte Gesundheitstipps von Experten via Live-Chat zu ermöglichen, aber auch elektronische Coachings in Form kurzer Videotutorials in den Bereichen Körpergefühl, Wohlbefinden und Ernährung. Gezielte Übungen gegen Rückenschmerzen sind genauso online abzurufen, wie Wissenswertes über gesunde Ernährung samt dazugehöriger Rezepte. Die App kann über PC, Tablet oder Smartphone bedient werden und wird durch einen Code - ohne Eingabe von Namen oder anderer personenbezogener Daten - aktiviert. Die Codes werden einmalig verwendet, sodass niemand nachvollziehen kann, welche Person hinter einem Aktivierungscode steht, betont das Unternehmen. Die dazugehörige Box, die neben dem Aktivierungscode einen Faszienball und einen Kopfhörer enthält, ist versiegelt.

Auf die Geschäftsidee kam Philip Pogoretschnik, der nach seinem Studium für Textilmanagement unter anderem in den USA studiert hat und schon im Alter von 25 Jahren Chefeinkäufer der Modekette Mango in Barcelona war, durch seine Mutter, die Physiotherapie-Praxen in Ingolstadt, Kösching und Manching betreibt. "Viele Menschen bekommen einen Zettel mit Übungen für zu Hause mit", betont Pogoretschnik. "Aber meistens gehen die bald verloren." Da sei es besser, zu digitalisieren.

Die Gesundheit der Mitarbeiter sei für ein Unternehmen die wichtigste Ressource, betont Pogoretschnik. Er will mit seiner App die betriebliche Gesundheitskultur revolutionieren. "Die Unternehmen haben die Möglichkeit, durch nur einen Mausklick den Gesundheitszustand der gesamten Mitarbeiter zu erfassen und dies auf Filialen oder Organisationseinheiten herunterzubrechen", heißt es in einer Unternehmensinformation von Humanoo. Da das Unternehmen zu keinem Zeitpunkt personenbezogene Daten aufzeichne, sei es nicht möglich, eine einzelne Person ausfindig zu machen.

Die Auswertung, die die Unternehmen monatlich von Humanoo bekommen, basieren auf Schnittmengen von mindestens 15 Arbeitnehmern. "Die Datensicherheit hat oberste Priorität", sagt Pogoretschnik, der diesbezüglich mit der Beratungsfirma PWC zusammenarbeitet. Datenschützer sehen derlei Gesundheitsapps dennoch kritisch.

Datenschützerin mahnt

Ingolstadt (rl) Kristin Henke, Referatsleiterin Telematik und Geodatendienste beim Landesbund für Datenschutz, sieht Apps für betriebliches Gesundheitsmanagement grundsätzlich kritisch. „Nur, weil ein Pseudonym verwendet wird, sind die Daten noch lange nicht anonymisiert oder geschützt“, meinte sie gestern auf Anfrage, ohne konkret die App von Humanoo bewerten zu wollen, die sie nicht im Detail kennt. Allein die Geräte-ID, eine IP- oder MAC-Adresse oder die Smartphone-Gerätenummer ermögliche eindeutig Rückschlüsse auf den Nutzer. Maßgeblich sei, wie die Daten aufbereitet werden und wo die Analyse stattfinde. Gerade Gesundheitsdaten, so Henke, seien besonders schützenswert.