Ingolstadt
Gerangel auf der Damentoilette

Asylbewerber wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung angeklagt – Er bestreitet die Vorwürfe

29.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Ingolstadt (DK) Sexuelle Übergriffe im Discofieber sind kein Kavaliersdelikt mehr. Seit gestern steht ein junger Mann wegen solcher Vorwürfe vor dem Schöffengericht. Der Fall spiegelt auch Besonderheiten, die inzwischen das Nachtleben vieler Städte prägen: Der Angeklagte ist Asylbewerber aus Afrika.

Der 32 Jahre alte Farbige auf der Anklagebank schüttelt immer wieder den Kopf, wenn ihm sein Dolmetscher Zeugenaussagen ins Französische übersetzt hat. Nein, soll das wohl bedeuten, nein, so ist es nicht gewesen. Selber spricht er von stärkerem Bier- und Whiskykonsum und daraus resultierenden Erinnerungslücken, was diese Weihnachtsnacht des vergangenen Jahres angeht, als er mit dem Bus aus seiner Unterkunft im Landkreis Pfaffenhofen nach Ingolstadt gefahren war, um in die Disco zu gehen. Das gelang ihm auch, doch der Ausflug endete für ihn in Handschellen und anderntags in Untersuchungshaft, die bis heute andauert.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Senegalesen vor, sich in jener Nacht zum zweiten Weihnachtstag in der Damentoilette eines Clubs in der Altstadt derart massiv an zwei Frauen herangemacht zu haben, dass aus juristischer Sicht bereits von sexueller Nötigung und Körperverletzung die Rede ist. Dem ersten Opfer soll er mit geöffneter Hose und eindeutigen Handbewegungen gegenübergetreten sein und die junge Frau in die Ecke einer Toilettenkabine gedrängt haben. Es soll ihm dort gelungen sein, sein Opfer teilweise zu entkleiden und zu betatschen.

Als die zweite Frau hinzukam, soll der Mann auch sie grob angefasst, bedrängt und befummelt haben. Beiden Frauen, so heißt es, habe er zumindest zeitweise den Mund zugehalten, um Hilfeschrei zu verhindern. Allerdings konnte ihn das zweite Opfer eigener Aussage zufolge in die Hand beißen und anschließend gegen die im Lokal vorherrschende laute Tanzmusik anschreien.

Ein herbeigeeilter Türsteher, so der bisherige Ermittlungsstand, konnte den Mann dann von den Frauen wegzerren und überwältigen. Der Beschuldigte sei „wie von Sinnen“ gewesen, schilderte der Security-Mann gestern dem Gericht seinen unmittelbaren Eindruck während des Gerangels. Anfangs habe der Discogast sich auch durch Anschreien nicht von seinem zweiten Opfer abbringen lassen: „Es hat den überhaupt nicht interessiert, dass ich da war“, so der Aufpasser, der den jetzigen Angeklagten angeblich etwa eine halbe Stunde vor diesem Vorfall schon einmal allein auf der Damentoilette erwischt und verwarnt hatte.

Einem Polizisten, der den Beschuldigten kurz nach dessen Überwältigung vor dem Lokal durchsuchte, fiel ebenfalls dessen teils heruntergelassene Hose auf; er habe deutlich das Geschlechtsteil des Mannes erkennen können und ihm dann selber die Hose heraufgezogen, sagte der Beamte als Zeuge vor Gericht. Der Angeklagte behauptet, während des gesamten Vorfalls in der Toilette „korrekt angezogen“ gewesen zu sein. Er bestreitet die Vorwürfe, will sich andererseits aber auch nicht mehr an alles erinnern können. Gegen einen alkoholbedingten „Filmriss“ spricht allerdings, dass eine drei Stunden nach dem Vorfall bei ihm genommene Blutprobe lediglich knapp 0,8 Promille ergeben hatte. Für einen Vollrausch spricht das eher nicht.

Genaueres zur Entwicklung auf der Damentoilette kann womöglich die angeblich zuerst angegangene Frau berichten, doch sie ist zurzeit im Urlaub und wird erst beim Fortsetzungstermin in zwei Wochen aussagen können. Das zweite Opfer wurde indes bereits gestern gehört. Die 23-jährige Ingolstädterin schilderte den Ablauf genau so, wie er auch in der Anklageschrift festgehalten wurde. Fotos in den Akten belegen, dass die junge Frau bei der von ihr erlebten Attacke Kratzer und etliche Druckstellen am Oberkörper davongetragen hatte. Die Zeugin berichtete dem Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Christian Veh auch, dass sie bereits einige Wochen vor dem jetzt verhandelten Delikt von dem Angeklagten bei einer nächtlichen Busfahrt bedrängt worden sei – allerdings weniger massiv.

Wenn es sich bei der jetzt verhandelten Sache auch um den ersten bekannt gewordenen gröberen Zwischenfall mit einem Asylbewerber in Ingolstadt aus jüngerer Zeit handelt, so wird das gehäufte Auftreten von männlichen Flüchtlingen aus Zentralafrika und aus arabischen Staaten von Gastronomen aus der Discoszene offenbar längst als problematisch empfunden. Nach DK-Informationen lässt inzwischen auch das in diesem Fall betroffene Lokal keine Asylbewerber aus den genannten Regionen mehr ein. Bericht folgt