Ingolstadt
Freunde finden

Über die Facebook-Gruppe "Neu in Ingolstadt" lernen sich Menschen aus ganz Deutschland kennen

11.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:37 Uhr

488 Mitglieder bei StudiVZ, 165 Mitglieder bei Facebook. Die Gruppe „Neu in Ingolstadt“ ist beliebt. - Foto: Internet

Ingolstadt (DK) Am Anfang kamen fünf bis zehn Leute, mittlerweile treffen sich knapp 30 Zugezogene jede Woche am Rathausplatz in Ingolstadt. Sie sind Mitglied in der Facebook-Gruppe „Neu in Ingolstadt“ und wollen sich kennen lernen.

Mittwoch, 19.30 Uhr, Rathausplatz. Drei Frauen, Mitte zwanzig, unterhalten sich miteinander und blicken immer wieder neugierig über den Platz. Nach und nach kommen mehr Menschen dazu, einige umarmen sich, andere gehen reihum und schütteln jedem die Hand. Nach zehn Minuten blickt Henning Grebe auf die Uhr und winkt der Gruppe zu. „Wir gehen jetzt“, sagt der 29-Jährige, knapp 30 Leute laufen hinter ihm her. Grebe ist einer von fünf Moderatoren der Facebook- und StudiVZ-Gruppe „Neu in Ingolstadt“, die sich an Menschen richtet, die neu in der Stadt sind und Anschluss suchen. Ähnliche Gruppen gibt es in vielen deutschen Städten. In den zwei Jahren, in denen Grebe die Gruppe organisiert und die Diskussionen im Netz kontrolliert, habe sich die Teilnehmerzahl verdreifacht, erzählt Grebe. Knapp 30 Leute aus ganz Deutschland kämen mittlerweile zu den wöchentlichen Treffen. Der Bundeswehrsoldat vermutet, dass die Steigerung mit den Einstellungen bei Audi 2010 zusammenhängt. Die ursprünglichen Gründer, die das Projekt vor fünf Jahren starteten, sind nicht mehr dabei. „Die haben mittlerweile ihre eigene Gruppe gegründet“, erklärt Grebe. Der Moderator stammt aus Glückstadt in der Nähe von Hamburg und hatte bereits von einer ähnlichen Gruppe in Hamburg gehört. In der Arbeit kennt er zwar viele Ingolstädter, aber ein näherer Kontakt kam nie zustande: „Ich habe den Eindruck, dass einige Ingolstädter recht kontaktscheu sind“, so Grebe. In der Gruppe hat er bereits mehrere Freunde gewonnen, zu einigen hat er immer noch Kontakt, obwohl sie bereits wieder weggezogen sind.

„Man muss schon Geduld mitbringen“, sagt Kerstin Spreier, die vor einem Jahr aus Sören in der Nähe von Koblenz nach Ingolstadt kam. Seit dem Sommer trifft sich die Studentenberaterin regelmäßig mit anderen Teilnehmern der Gruppe, in der die Männer meist überwiegen. Dabei kam es auch schon vor, dass sie drei Stunden lang Diskussionen über Technik und Autos zuhörte. „Das ist dann schon mal langweilig“, gibt sie zu. Doch es lohne sich. Sie habe bereits einige interessante Leute getroffen, „und das, obwohl wir nicht dieselben Berufe haben“. Spreier pflegt auch außerhalb der Gruppe Kontakte, denn sie schätzt die Ingolstädter. Sie seien anders als die Menschen aus ihrer Region, die sie eher ruhig und zurückhaltend einschätzt. „Geradeheraus, bodenständig und offen“, so habe sie die Ingolstädter kennen gelernt.

Zum ersten Mal besucht Onur Ucaner die Gruppe. Der 28-Jährige lebt erst seit knapp eineinhalb Wochen in Ingolstadt und arbeitet als Elektroingenieur bei Audi. Auch in Neu-Ulm, seinem früheren Wohnort, hat er eine ähnliche Gruppe besucht, doch sie sei kleiner gewesen als in Ingolstadt. Seine neue Heimat gefällt ihm: „Hier ist es so gemütlich.“ In der Innenstadt könne man alle wichtigen Geschäfte zu Fuß erreichen. Nur der Verkehr stört ihn: „Ich habe von Audi bis zum Nordbahnhof eine halbe Stunde gebraucht“, klagt er.

Dennis Marton ist in Ingolstadt „geboren, aufgewachsen und nie weggezogen.“ Der 24-jährige Maschinenbaustudent besucht schon zum vierten Mal die Gruppe, obwohl er eigentlich genug andere Freunde hat. Am Anfang tat er einem Kumpel einen Gefallen, der zugezogen war und nicht alleine zum Treffen der Gruppe gehen wollte. Doch mittlerweile gefällt es ihm, verschiedene Leute kennen zu lernen und ihre Geschichten zu hören: „Ich werde jetzt regelmäßig kommen.“