Ingolstadt
Die "personifizierte ideale Professorengestalt"

Weggefährten würdigen die bedeutende Wissenschaftlerin und Museumsleiterin Christa Habrich im Orbansaal.

24.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

Ingolstadt (DK) In einer bewegenden Gedenkfeier würdigten gestern hunderte Menschen die am 6. September gestorbene ehemalige Leiterin des Deutschen Medizinhistorischen Museums Christa Habrich. Wie populär die Ingolstädterin war, zeigt sich schon daran, dass der Orbansaal nicht ausreichte, alle Trauernden zu fassen und die Veranstaltung ins Erdgeschoss übertragen wurde.

Dabei sollten nur eingeladene Gäste anwesend sein. Nicht in einer langen Trauerrede wurde der Professorin gedacht, sondern durch zahlreiche kurze Beiträge, meist von Leuten, die mit der Wissenschaftlerin zusammengearbeitet hatten. Dadurch entstand ein sehr facettenreiches Bild der Ingolstädterin, und man nahm mit Verblüffung wahr, wie weit gefächert ihre Interessen und Aktivitäten waren. Gestern hätte sie ihren 73. Geburtstag gefeiert.

Sehr persönliche Erlebnisse schilderte die Schwester der Wissenschaftlerin Uta Gauthier-Habrich. Sie erzählte, wie extrovertiert und unternehmungslustig Christa Habrich bereits als Kind war und wie sie mit einem eigentlich für die Essensration bestimmten Maßkrug tatkräftig um sich schlagend ihre Schwester verteidigte. Prof. Marion Maria Ruisinger, die heutige Direktorin des Medizinhistorischen Museums berichtete, mit welcher inneren Größe sie ihr Lebenswerk, das Ingolstädter Museum, an sie weitergegeben habe. Und Klaus Bergdolt vom Freundeskreis des Medizinhistorischen Museums äußerte sich bewundernd über den schönen Schreibstil der Verstorbenen, selbst bei nüchternen Themen. Kulturreferent Gabriel Engert betonte, dass Habrich Ingolstadt zu einem medizinhistorischen Zentrum gemacht habe, während Prof. Hans-Jürgen Schrader von der Kommission zur Erforschung des Pietismus ihre antidogmatische Frömmigkeit würdigte.

Populär machte Christa Habrich sicherlich die Sendereihe „Querbeet durchs Gartenjahr“, bei der sie regelmäßig als Expertin auftrat. Burkhard Mücke berichtete von ihrer Erzähllust und ihrer Fähigkeit, absolut druckreif zu sprechen. Kirsten Bosselmann-Vorwerk vom Inner Wheel Club Ingolstadt erwähnte, dass ein Habrich-Preis für Schülerinnen der Region ausgelobt würde. Franz Eisenmann lobte ihr soziales Engagement, Prof Thomas Schnalke ihren Humor und Thomas Herzig vom Technoseum Mannheim bewunderte ihre Hilfsbereitschaft. Wie eigentlich alle Redner hob auch Hermann Vogel für den Stiftungsvorstand des Deutschen Apothekenmuseums die menschlichen Tugenden von Habrich hervor, die genauso wichtig seien wie ihre akademischen: Sie sei die „personifizierte ideale Professorengestalt“ gewesen.