Ingolstadt
Die mobile Zukunft ist elektrisch

11.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:21 Uhr

Zwei Männer im Schnee: Christian Neuber (links) und Kurt Sigl mit dem Elmoto, einem Mofa im Retro-Look - Foto: Tönnihsen

Ingolstadt (DK) Wenn Kurt Sigl von den Erfahrungen spricht, die man unbedingt selbst machen müsse, dann klingt das nur auf den ersten Blick esoterisch. Sigl spricht von Elektrofahrzeugen: Rädern, Rollern, Mofas, bald auch Autos. Diese Gefährte werden im Laden von Christian Neuber, Tränktorstraße 14, angeboten.

Neuber ist Sigls Cousin, und Sigl selbst hat in der ersten Etage des Hauses die Landesvertretung Bayern des Bundesverbandes für Elektromobilität eingerichtet. Bundesvorsitzender ist der umtriebige Ingolstädter Sigl gleich auch noch.

"Die Elektromobilität ist absolut im Kommen", sagt Sigl. "Die Bundesregierung steckt Geld in diese Projekte, der Klimaschutz ist in aller Munde." Sigl sieht es als eine seiner Aufgaben an, denen, die noch nie mit der neuen Form der Fortbewegung in Berührung gekommen sind, eben jene näher zu bringen. "Dafür gibt es einen Markt, ganz klar", sagt Christian Neuber. Wer in sein Geschäft kommt, kann die Fahrzeuge gleich vor Ort ausprobieren – und wird erstaunt sein, wie schnell und leise und einfach zu bedienen sie sind. Einziger Haken: Sie sind noch immer etwa ein Viertel teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen. "Dafür sind sie im Unterhalt billiger", sagt Sigl. Eine Tankfüllung für ein Mofa koste zum Beispiel etwa 70 Cent. Und der Tankinhalt kommt aus der Steckdose.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat das Ziel vorgegeben, dass es bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge in Deutschland geben soll. Laut Sigl ist das keine große Sache: "Ich gehe davon aus, dass es mehr werden, eher 1,5 bis zwei Millionen." Die mobile Entwicklung schreite derart schnell voran, dass auch die Zahl der Elektroautos in den nächsten Jahren deutlich ansteigen werde. Die Bereitschaft in der Bevölkerung sei da. "Aber wir sind keine Fantasten. So was passiert nicht von heute auf morgen", sagt Sigl. "Auch in 30 Jahren wird es noch Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren geben."

Das Beispiel Frankreich könnte, so Sigls Wunsch, Schule machen: Dort wird jedes neu gebaute Haus mit einer Starkstromsteckdose versehen, um so Elektroautos auftanken zu können. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, ehe E-Autos eine größere Reichweite hätten als unsere heutigen Modelle. "Das ist uns wichtig: Wir wollen nicht Verzicht predigen, sondern Freude an der Mobilität. Und wir wollen einen neuen Lifestyle kreieren."

Sigl ist keiner, der in kleinen Kategorien denkt. An der Fachhochschule Ingolstadt, so ein Plan, soll eine Professur für Elektromobilität eingerichtet werden. Außerdem sind Kompetenzzentren in vier deutschen Großstädten geplant, wo E-Händler wie Entwickler und Unternehmen an einem Ort untergebracht sein sollen. Erste Station soll Berlin sein, Stadtteil Spandau-Siemensstadt. Der hieß einst Elektropolis.