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50 Jahre Bezirksausschüsse: Stadt dankt den Mitgliedern der zwölf Ortsteilgremien bei einer Feierstunde

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Auf den Tag genau hat die Stadt am Donnerstagabend im Alf-Lechner-Museum mit den Mitgliedern der zwölf Bezirksausschüsse das 50-jährige Bestehen der Ortsteilgremien gefeiert. Für OB Christian Lösel sind sie "die beste Bürgerinitiative, die wir je in der Stadt hatten".

Ingolstadt kann ruhig noch munter weiter wachsen und seine Bezirke kräftig mehren - im Skulpturentempel bei der Esplanade hätten beim nächsten großen BZA-Jubiläum gut und gerne auch doppelt so viele Ortsteilvertreter Platz. Die rund 200 Gäste der Feier am Donnerstag verloren sich fast ein wenig im weiten Obergeschoss des Museums, wo ein Streichquartett der Georgier mit abwechselnd bedächtigen und beschwingten Einlagen für den festlichen Rahmen sorgte. Innenstaatssekretär Gerhard Eck, der als Festredner gekommen war und unterm Fabrikhallendach artig von "wunderschönen Räumlichkeiten" und "schöner Dekoration" sprach, erntete so bei den Gästen das eine oder andere Schmunzeln.

Eigentlich, so war aus Ecks Ansprache herauszuhören, hätte ja Ministerpräsident Horst Seehofer den BZA-Vertretern seiner Heimatstadt höchstselbst gratulieren wollen. Er hatte das dann aber aus Termingründen an seinen Innenminister delegieren müssen und dieser wiederum seinen Staatssekretär eingespannt. Der nannte die Initiative der Stadt, den Bürgern ein nicht unerhebliches Mitspracherecht in ihren Vierteln einzuräumen, "einzigartig in Bayern". Denn gesetzlich vorgeschrieben sind die Ortsteilgremien nur in Millionenstädten - und da hat der Freistaat bekanntlich nur die Landeshauptstadt München vorzuweisen.

"Die kommunale Ebene ist die schwierigste", befand der Staatssekretär, selber einst Bürgermeister im unterfränkischen Donnersdorf. Wo Entscheidungen stets im direkten Kontakt mit der Bevölkerung gerechtfertigt werden müssen, sei Demokratie am lebendigsten und eben oft genug auch anstrengend. Dass sich Bürger in den Bezirksausschüssen engagierten und die Stadt ihnen diese Foren freiwillig gegeben habe, zeuge vom richtigen Verständnis kommunaler Selbstverwaltung. Eck an die BZA-Mitglieder: "Sie sind diejenigen, an die sich die Menschen zuerst wenden."

Zur Geschichte der Ingolstädter Bezirksausschüsse hat der DK bereits am Donnerstag einen längeren Abriss gegeben. Zu den Anfängen vor 50 Jahren und zur politischen Lage, die zum Gründungsbeschluss des Stadtrates am 27. April 1967 geführt hatte, breitete Fritz Kroll, seinerzeit (und bis 1996) als Stadtdirektor entscheidender Weichensteller im Rathaus, bei der Feierstunde einige Erinnerungen aus. OB Christian Lösel hatte ihn zuvor als "juristischen Gründervater" der Stadtteilgremien bezeichnet.

So sehr der amtierende Rathauschef auch am Donnerstagabend wieder die vielfältigen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung hervorhob - die ersten Versuche, Basisdemokratie in der Stadt salonfähig zu machen, waren Anfang der 1960er Jahre unter OB Josef Listl noch sehr bescheiden ausgefallen. Fritz Kroll berichtete trocken von der ersten Ingolstädter Bürgerversammlung im Schäffbräukeller, zu der die komplette Rathausspitze, aber nur ein einziger Einwohner erschienen war . . .

Mit den (zunächst nur fünf) Bezirksausschüssen hatte die Mitwirkung der Bürger am Aufschwung ihres Gemeinwesens dann aber langsam Fahrt aufgenommen. Sehr hilfreich, so betonte Kroll, seien die Stadtteilgremien vor und bei der Gebietsreform 1972 gewesen: Mit Hinweis auf die Ausschüsse habe so mancher Bürgermeister der seinerzeit eingemeindeten kleinen Kommunen um die vormalige Kreisstadt Ingolstadt davon überzeugt werden können, dass örtliche Eigenheiten und Mitspracherechte mit der Aufnahme in die neue kreisfreie Stadt nicht verloren gehen würden.

OB Lösel, der sich bei seiner Begrüßung bei allen BZA-Mitgliedern für ihr großes Engagement bedankt hatte, ehrte bei der Veranstaltung einige, die inzwischen seit vier, fünf oder sechs Wahlperioden ununterbrochen dabei sind, mit Urkunden: Erich Baumgärtl (Mailing-Feldkirchen), Eckehard Gebauer (Nordost), Martin Dick (Münchener Straße), Rosina Albert (Nordwest), Hans Hagn (Mitte), Michael Kraus (Ober- und Unterhaunstadt), Werner Fink (Süd) und Peter Thiersch-mann (Südwest).