Ingolstadt
Der Vater der Donaubühne

Was sie Gartenschau-Architekt Florian Brand zu verdanken haben, wissen die meisten Ingolstädter nicht

07.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Er hat Ingolstadt verändert: Als Wettbewerbssieger war Florian Brand – hier mit einem Modell der Donaubühne – für die Hochbauten der Landesgartenschau 1992 verantwortlich - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Klenzepark dürfte eine der größten Errungenschaften für die Bürger Ingolstadts im 20. Jahrhundert sein. Naherholung zwischen Donau, Klenzebauten und Kleingartenbiotop – das wissen alle Ingolstädter zu schätzen.

Nur einen der Väter dieses Parks haben viele inzwischen vergessen. Er heißt Florian Brand, ist 76 Jahre alt und nach wie vor aktiver Architekt. „Ein paar schöne Sachen“, erzählte er dem DK, möchte er schon noch machen und es dann langsam beruflich ausklingen lassen. Kürzlich ist er vom Nordostviertel in die Innenstadt umgezogen, wo er gemeinsam mit seinem Sohn Tobias ein Architekturbüro hat.

Florian Brand könnte sein Berufsleben in zwei Hälften teilen: die Zeit vor und nach der Landesgartenschau 1992. „Erster Preis für Florian Brand“ – so lautete die Schlagzeile im DK am 6. Juni 1987. Der Ingolstädter Architekt hatte – gemeinsam mit seinem Münchner Kollegen Peter Leitzmann – den großen Wettbewerb für die Gartenschau gewonnen, die fünf Jahre später stattfinden sollte. Das Preisgericht war voll des Lobes für die Siegerarbeit, würdigte deren „klare gestalterische Grundhaltung“ und fand in dem Entwurf eine „bestechende Schlichtheit“.

Bauten wie der Donausteg, die heute längst zum Alltagsleben der Ingolstädter gehören, aber auch die Tillywiese und der Bachlauf im Klenzepark gehen auf die Ideen der Wettbewerbssieger zurück. Der Grundgedanke der Architekten, formuliert kurz nach der Entscheidung der Jury: „Erschließung der Donau für die Stadt.“

Die berechtigte Freude des Planerteams Leitzmann/Brand währte freilich nicht lange. Was für jeden Architekten ein Traum sein muss – ein solcher Großauftrag in der eigenen Heimatstadt –, entpuppte sich für Florian Brand nach und nach als Albtraum. Als die Uferbauten an der Donau sichtbar wurden, geriet der Architekt zwischen alle politischen und publizistischen Fronten, musste sich über Monate hinweg auch persönliche Angriffe gefallen lassen. Im Stadtrat wurde endlos gestritten. Schließlich verließ die Mehrheit der Mut und sie opferte Brands Ufercafé. „Ich bin da richtig geschnitten worden“, erinnert er sich. Führende Politiker wie der damalige CSU-Fraktionschef Hermann Regensburger hätten die Straßenseite gewechselt, wenn sie ihm begegneten, so aufgeheizt sei das Klima gewesen.

Selbst wenn er heute davon erzählt, ist dem Architekten noch anzumerken, was für eine traumatische Erfahrung die damaligen Attacken auf seine Arbeit bedeuteten. Am Tag der Eröffnung der Gartenschau, dem 24. April 1992, hielt er sich fern von Ingolstadt auf und spazierte über die Nordseeinsel Juist. „Ich hab dem OB einen Brief geschrieben, dass ich nicht teilnehme und mir von ihm ein mutiges Wort erwartet hätte.“

Eines der Brandschen Bauwerke, die Donaubühne, versank in den vergangenen Tagen wieder einmal in den Fluten. Dass sein Theatron nicht „hochwassersicher“ ist, wusste man aber von Anfang an. Das Bauprojekt sei nämlich stets mit dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt abgestimmt worden. „Man hat sich damals auf die jetzige Höhe festgelegt“, erinnert er sich, in dem vollen Bewusstsein, dass die Bühne statistisch an etwa 20 Tagen im Jahr unter Wasser stehen würde. Als Begründung für die jahrelange Vernachlässigung durch die Stadt lässt Brand dies jedoch nicht gelten.

„Wenn die Bühne jetzt ertüchtigt werden kann, ist das ganz in meinem Sinn.“ Doch einfach nur den Graben zwischen Plattform und Rängen zuschütten – das könne wohl nicht die Lösung sein.

Ganz ohne seine Mitwirkung geht an der Donaubühne ohnehin nichts. Und falls es jemand vergessen haben sollte, stellt Brand klar: „Ich habe das Urheberrecht.“ Er sei offen für alle Überlegungen, die mehr Leben auf die Bühne bringen, zum Beispiel auch die Pläne eines Gastronomen, der an eine Überdachung denkt. „Aber jede Scheußlichkeit“, bemerkt der Wettbewerbssieger von 1987, „würde ich mir natürlich auch nicht gefallen lassen.“