Ingolstadt
Die richtige Entscheidung

Ein Berufswahltest gab Jennifer Steinhäusler den Tipp – heute macht sie eine Ausbildung zur Fluggerätmechanikerin

07.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Die Arbeit macht Spaß: Die 19-jährige Jennifer Steinhäusler montiert eine Antenne eines Eurofighters ab. Das ist eine ihrer Aufgaben bei Cassidian. Dort macht sie eine Ausbildung zur Fluggerätmechanikerin - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Eigentlich arbeiten eher Männer als Fluggerätmechaniker. Doch die 19-jährige Jennifer Steinhäusler aus Hitzhofen hat sich ausgerechnet diesen Beruf ausgesucht. Im zweiten Lehrjahr macht sie die Ausbildung bei Cassidian.

In der zehnten Klasse der Realschule wusste Jennifer noch nicht, welchen Beruf sie nach der Schule erlernen will. „Ich habe beim Arbeitsamt einen Berufswahltest gemacht“, sagt sie, „und da kam der Beruf der Fluggerätmechanikerin raus. Also habe ich mich einfach mal dafür beworben.“ Für sie war es die richtige Entscheidung. Die Ausbildung macht der 19-Jährigen Spaß und auch danach möchte sie in diesem Beruf weiter tätig sein. Vielleicht möchte sie sogar eine Fortbildung zur Technikerin machen. Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre, bei sehr guten Leistungen ist eine Verkürzung möglich. Während dieser Zeit hat Jennifer die Möglichkeit, sich verschiedene Bereiche anzusehen.

Hauptsächlich ist sie aber für Wartung und Instandhaltung der Mehrzweckkampfflugzeuge Eurofighter zuständig. In ihrer Abteilung, der Eurofighter Kooperation Zelle, ist ihre Aufgabe, Teile auszuwechseln und beispielsweise die Hydraulik auf Dichtigkeit zu prüfen. Das muss alles regelmäßig geschehen. „Man kann anders als bei einem Auto nicht einfach rechts ran fahren“, sagt Claas Belling, Mitarbeiter der Pressestelle von Cassidian. Daher ist es umso wichtiger, dass alles mehrmals überprüft wird. Nachdem Jennifer mit ihrer Arbeit fertig ist, wird trotzdem noch ein- oder zweimal kontrolliert, ob alles passt. Nach der Ausbildung sind die Fluggerätmechaniker für ihre Arbeit – und damit auch für die Sicherheit der Flugzeuge – selbst verantwortlich.

Die Inhalte des ersten Lehrjahrs beschränken sich vor allem auf die Grundlagen wie etwa Feilen, Bohren und Fräsen. Im zweiten Lehrjahr lernt man dann schon verschiedene Fachbereiche kennen. Triebwerke ein- und auszubauen macht Jennifer am meisten Spaß. „Es ist immer interessant und man muss sehr präzise arbeiten, damit man nicht an Kabeln hängenbleibt“, sagt die große dunkelhaarige Auszubildende. Nach der Ausbildung weiß sie noch nicht genau, in welchem Bereich sie arbeiten wird: „Ich muss da hin, wo gerade jemand gebraucht wird.“

Momentan befinden sich 144 Auszubildende und Studenten bei Cassidian in der Ausbildung. Jährlich werden etwa 50 eingestellt. Auch die Frauenquote lag in den vergangenen Jahren bei etwa 25 Prozent. Bei den technischen Berufen sind es etwas weniger. Jennifer ist in ihrem Lehrjahr das einzige Mädchen, außer ihr arbeitet in der Werkstatt noch eine andere Frau. Obwohl Fluggerätmechaniker eher ein Männerberuf ist, kommt Jennifer gut klar. „Heute erst hatte ich Probleme, weil ich nicht genügend Kraft hatte, um eine Schraube ganz reinzudrehen. Aber mir wurde gleich geholfen“, sagt sie. „Es hat noch nie jemand gesagt: ,Ach, die kann ja eh nichts’.“

Mit den Soldaten, die neben den Arbeitern der Industrie in der Eurofighter Kooperation Zelle tätig sind, kommt sie gut zurecht. „Die sind auch supernett“, sagt Jennifer.

Etwas Schönes an der Ausbildung war für sie das sozialpädagogische Seminar im ersten Lehrjahr auf der Nordseeinsel Juist. Dort haben die Auszubildenden die Möglichkeit, sich untereinander kennenzulernen. Außerdem erfahren sie etwas über das Segelfliegen. Die Steuerung wird erklärt und auch, was man alles an den Tower durchgeben muss und wie sich ein Flugzeug in bestimmten Situationen verhält. Am Ende durfte Jennifer selbst fliegen. Seit sie bei Cassidian arbeitet, interessiert sie sich generell für das Fliegen: „Wenn ich irgendwann das Geld dafür habe, möchte ich vielleicht den Flugschein machen.“

Neben der Arbeit hat Jennifer nur noch ein Hobby: Skifahren. Das läge aber ihrer Meinung nach nicht unbedingt an der Arbeit oder dass sie da so viel Stress habe.

Auch ihre Familie unterstützt die 19-Jährige aus Hitzhofen voll und ganz bei ihrer Berufswahl. „Meine Freunde finden meinen Beruf außergewöhnlich“, sagt Jennifer. Claas Belling fügt hinzu: „Das ist auch ein toller Beruf, auf den man stolz sein kann.“