Ingolstadt
Häufigste Ausrede: "Mir hat's pressiert"

Blitzermarathon in Bayern: Eine Stunde mit der Polizei bei Tempomessungen an der B 16

19.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Auf die Kennzeichen der Fahrzeuge zielt dieser Polizist bei Lasermessungen auf der Brücke über die Bundesstraße 16 nach Lichtenau. Obwohl die Situation gut zu erkennen war, fuhren etliche Autofahrer zu schnell. Wenig hundert Meter weiter wurden sie am Parkplatz an der Abzweigung nach Lichtenau herausgewunken. - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Bei manchen Autofahrern ist Hopfen und Malz verloren: Mit 148 "Sachen" wurde gestern ein Fahrzeuglenker auf der B 16 in Höhe Lichtenau vom Radar der Polizei erfasst - obwohl die exakten Messpunkte im Rahmen des Blitzermarathons vorher alle bekannt waren.

Auffällig unauffällig steht der junge Polizeibeamte mittags mit seinem mobilen Lasermessgerät auf der schmalen Brücke über die Bundesstraße 16, die nach Lichtenau führt. Er konzentriert sich immer nur auf ein einzelnes Fahrzeug und nimmt dessen Kennzeichen in den Fokus des Apparats, der einer Kamera ähnlich sieht. Sein Kollege am Display daneben sieht wie er kein Bild, sondern die Entfernung und das Tempo des jeweiligen Fahrzeugs und bestätigt dessen Messungen. "Es gilt das Vier-Augen-Prinzip", erklärt Andrea Tittmann, die im Polizeipräsidium Ingolstadt für die Pressearbeit zuständig ist.

Der zweite Kollege ist auch für die Benachrichtigung der "Anhaltekräfte" zuständig, die ein paar hundert Meter weiter am Parkplatz an der Abzweigung nach Lichtenau dann die "Kunden" in Empfang nehmen. Drei junge Männer und eine junge Frau eines Einsatzzugs tun dort ihren Dienst, während ein weiterer in gelber Schutzweste die entsprechenden Fahrzeuge herauswinkt, die zu schnell gefahren sind.

Eines davon trägt ein Nürnberger Kennzeichen. Mit rund 130 Kilometern in der Stunde wurde der Fahrer des Audi geblitzt. "Heute früh habe ich noch den Herrmann im Radio gehört", erzählt der Geschäftsmann, der Schrauben nach Aichach transportiert und den bayerischen Innenminister meint, der die vergangenen Tage in sämtlichen Medien diesen Blitzermarathon mit insgesamt 1900 Polizisten an fast 2000 Messstellen angekündigt hatte. Den Großteil der Strecke sei er deswegen eigens auf der Autobahn gefahren, die er erst an der Ausfahrt Manching verließ. Als die B 16 dann vor Lichtenau zweispurig wurde, nutzte er die Gelegenheit zu überholen - dachte in diesem Moment jedoch nicht mehr an den Blitzermarathon des Ministers.

So wie ihm ging es allein am Messpunkt an der Brücke nach Lichtenau in gut einer Stunde zehn weiteren Autofahrern. "Mir hat's pressiert" ist nach den Erfahrungen der Beamten die häufigste Ausrede. Die meisten akzeptieren die Verwarnungen auch - außer es geht um den Führerschein. Dabei war die Polizei gestern beim Blitzermarathon noch großzügig. "Es werden nur die gravierenden Verstöße geahndet", sagt Tittmann, also Überschreitungen von mindestens 24 Kilometern in der Stunde. Der Audi-Fahrer aus Nürnberg war freilich nicht der Schnellste. Mit 148 "Sachen" war ein Autofahrer nach Polizeiangaben gestern bei erlaubten 100 km/h auf der B 16 unterwegs, was im Regelfall ein Fahrverbot nach sich zieht. Wäre das Wetter besser gewesen und Motorradfahrer unterwegs, hätte man womöglich noch höhere Geschwindigkeiten gemessen, so die Erfahrung der Polizei.

"Sinn dieser Aktion ist es aber nicht, massenhaft Geschwindigkeitsüberschreitungen festzustellen", betont Tittmann. Vielmehr ging es darum, Autofahrern bewusst zu machen, dass zu schnelles Fahren nach wie vor die häufigste Ursache von schweren Unfällen ist.